Nanu? Eine Viertelstunde vor Beginn deutete nicht viel darauf hin, dass im Pavillon im Park, früher unter dem Namen Park Casino bekannt, ein ordentliches Kaliber an Prominenz ein Stelldichein geben wird. Gut, das hochsommerliche Septemberwetter hielt die Menschen wohl noch im Freien, doch Schlag 19 Uhr war der Saal mit einem Schnipp gefüllt, praktisch alle Sitzplätze waren besetzt.
Einen Wermutstropfen zu beklagen
Trommelwirbel, Scheinwerferlicht an – da stand er nun in voller Pracht. Nein, nicht der Prinz, sondern der Macher himself: Beat Toniolo, der umtriebige Schaffer. Künstler, Manager, Kämpfer, Wadenbeisser, Vermittler und Mädchen für alles, Union in Person und etwas ausser Atem, lotste er mit der Zeit im Nacken unmittelbar zuvor seine gesamte Entourage vom Rheinfall in die Promenade. «Seit 4.15 Uhr bin ich wach und um halb 7 war ich bereits am Rheinfall für die letzten Vorbereitungen», erzählte er und fügte hinzu: «Doch es ist es mir wert», was seine Leidenschaft zum Projekt eindeutig unterstreicht. Nur mit viel Herzblut ist so ein multiples Kulturwochenende zu realisieren und es ist wirklich beeindruckend, was der Schaffhauser einmal mehr auf die Beine gestellt hat. Doch in seiner Begrüssungs- und Dankesrede musste er zugleich einen Wermutstropfen preisgeben. Xylofonspielerin Ania Losinger, die als Special Guest mit Mats Eser hätte auftreten sollen, musste kurzfristig absagen, da sie sich eine Sprunggelenksverletzung zuzog. Dies teilte sie via Videobotschaft dem Publikum gleich selbst mit. Als Trost wurde ein Musikvideo von ihr abgespielt.
Grosser Schatz an Eigenkompositionen
So war die Bühne frei für die Koryphäe, auf die der Saal schon gespannt wartete. Von Beat Toniolo angekündigt, hüpfte Sebastian Krumbiegel mitten durchs Publikum auf die Bühne, direkt hinter den bereitstehenden Flügel. Der Saal tobte, bevor er überhaupt «Grüzzi» sagen konnte. Die Begrüssung gestaltete er in Liedform mit «Guten Tag – Hallo» und lancierte seinen Auftritt gekonnt, halt ganz der Profi. Und er schockte seine Fans sogleich darauf: «Ich bin nicht hier, um die Prinzen-Hits zu spielen, ne, ne, dafür müsst ihr im November schon nach Zürich kommen», grinste er hinter dem Klavier hervor. Besonders fies war, dass Sebastian Krumbiegel es nicht lassen konnte, zwischendurch doch ein paar Prinzen-Kracher anzuspielen. Doch oft auch geschehen aus seinen Erzählungen über die mehr als 30-jährige Karriere. Er sei positiv überrascht, dass seine Musik mittlerweile von vielen Generationen gehört und gesungen werden. «Ich schreibe Songs, die mir auch selbst gefallen.» Das zeuge von gutem Geschmack, denn: «Ich bin sozusagen meine eigene Zielgruppe», schmunzelte er. Am Schluss des Konzertes wurden schliesslich die Prinzen-Songs auch nicht vermisst, besitzt Sebastian Krumbiegel nämlich einen unglaublichen Schatz an Eigenkompositionen. Doch er liess es sich auch nicht nehmen, Rio Reiser oder Udo Lindenberg ins Repertoire aufzunehmen. Weggefährten, die er mit seinen Jungs im Zuge des Durchbruchs anfangs der 1990er-Jahre kennenlernen und hautnah erleben durfte.