Ich höre das Wasser um mich herum rauschen. Der nahe Rheinfall tönt laut. Der Rhein schlägt gegen die Planken des Mändli-Literatur-Bootes. Ich erinnere mich. Schon fünf Mal nahm ich teil an Beat Toniolos Rheinfall-Festival als Autorin meiner Literatur, als Theaterstückschreiberin zu Schiller am Wasser und und und... Farbenfrohe und ideenreiche Events für Jung und Alt lockten Menschen von nah und fern bis Hamburg und München. Location auch für Augen und Schmaus. Ich sehe die Gäste zum Rheinfall strömen. Die Boote liegen bereit. Bootsmann Thomas Mändli und seine Crew empfangen die interessierten Zuhörer:innen. Alle lachen und nehmen erwartungsvoll Platz auf dem sanft schwankenden Schiff.
Die Leipziger Autorin Diana Feuerbach hat schon vor mir ihren Sitz am Ende des Bootes gefunden und winkt mir zu. Wir wollen uns austauschen über unsere Wurzeln und wie Ost und West sich anfühlen und im Gespräch unsere Erfahrungen schwingen und vor dem Publikum loslassen. Ist das nicht ein neugierig machendes Experiment? Ost und West treffen sich im Süden, in Schaffhausen.
Alles beginnt vor dem Gespräch mit der Stille und der Ruhe. Ich sitze und fühle den Holzboden des Bootes unter mir. Mein Atem fliesst ruhig und unaufgeregt. Meine Schultern sinken. Meine Hände liegen dort, wo sie sich wohl fühlen. Wo ich mich wohlfühle. Mein Körper lässt mich wach werden, aber langsam und im Vertrauen auf diesen Moment. Die Umgebung, das plätschernde Wasser, schafft Abstand und Trennung von mir. Ich brauche meine Aufmerksamkeit konzentriert auf das, was jetzt kommen wird, das Gespräch. Schliesslich bin ich in der Start-Position gelandet und darf langsam meine Antennen der Wahrnehmung ausfahren: das Hören. Die ersten Worte der Kollegin aus Leipzig, Diana Feuerbach, richten sich an mich: Bitte rede!