Der 41-jährige Andy Steinemann ist mit seinen Firmen und seinem Engagement im Club 100, Club 83 und der JCI SH nicht nur ein umbtriebiger sondern auch regional verankerter Unternehmer. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen als Selbständiger sowie die Zukunft der Taxi-Branche.
«Bock»: Fährst du noch für dein Unternehmen Ring-Taxi? Wenn ja, was bekommst du an der Front mit?
Andy Steinemann: Leider fahre ich nur noch sehr selten mit. Dies mitunter, weil der administrative Teil immer mehr abverlangt; zumindest bei Unternehmen, die nicht als Einzelunternehmung fungieren. Als Beispiel: Nach Corona mussten wir unseren Büroapparat verdoppeln bei gleichbleibendem Umsatz. Bei diesen Zeilen höre ich stets die jahrzehntealten Wahlversprechen, dass alles unbürokratischer werden soll. Schade, insbesondere da der ‹Taxi-Chauffeur› zu den spannendsten Chauffeur-Tätigkeiten zählt. An der Front gebe ich mich selten zu erkennen und freue mich über positives Feedback zu unseren langjährigen Chauffeuren, wie auch den Fahrzeugen. Ebenso stelle ich die Tendenz weg vom Bargeld fest, was wiederrum mit weniger Trinkgeld für die Chauffeure verbunden ist.
Was für wichtige Erkenntnisse hast du über die Jahre als Inhaber von Ring-Taxi erhalten können?
Steinemann: Das Taxi-Gewerbe prägt ein sehr negatives Image. Dazu wurde die Branche wohl auch genötigt. Unterdessen sind die Probleme der Unternehmen, durch den stetig wachsenden Druck, ‹hausgemacht›. Die Floskel, ‹der Markt regelt sich selbst›, setzt sich nicht durch. Sie ist etwa damit gleichzusetzen, wenn sich Länder um Gebiete duellieren und nicht mit gleichen Karten spielen. Nebenbei: auch da sind die Leidtragenden an der Front zu finden. Besonders tragisch finde ich die Sichtweise auf das Berufsbild. Der Taxi-Chauffeur wird meist belächelt und unterschätzt. Gleichzeitig ist er unterbezahlt und hat eine 53-Stunden-Woche damit beispielsweise um 2.30 Uhr jemand ohne Auto, Mobilität geniessen kann. Wer schon einmal auf den ersten Flug am Morgen in Kloten wollte, weiss wovon ich spreche.
Was hast du als selbständiger Unternehmer gelernt?
Steinemann: Es gibt Sonnen- und Schattenseiten. Erfolgreich sein, ohne über Leichen zu gehen, um sich selbst noch im Spiegel anschauen zu können, ist eine Gratwanderung. Die meisten Unternehmer, die ich am Limit sehe, und nicht im Liegestuhl an der Sonne, konnten sich über die Jahre hinweg treu bleiben und steuern der Gesellschaft etwas Sinnvolles bei. Ich wurde einst für ein Referat, an angehende Selbstständige gerichtet, angefragt. Dabei sollte ich gezielt die Schattenseiten hervorheben. In der heutigen Konsumgesellschaft gibt es einfachere Lebensentwürfe, als der eines Unternehmers.
Wie unterscheidet sich dein Taxi-Unternehmen von anderen am Platz?
Steinemann: Wir müssen uns zwar selbst tragen, aber keinen grossartigen Unternehmensgewinn realisieren. Für Schaffhausen, und das Image am Bahnhof, sehen wir uns mitunter durch unsere moderne und nachhaltige Flotte als Bereicherung – und für unseren Mutterbetrieb sind wir ein Zuschlagskriterium, Pikett und Problemlöser. Müsste auch ich vom Taxi leben, wäre dies mit der aktuellen Marktlage bereits seit Jahren unmöglich!
Ist die Branche über die Jahre immer härter umkämpft?
Steinemann: Aktuell spüre ich, dass sich die Fronten wieder deutlich verhärten. Die Mobilität, darunter ÖV-Zeiten, E-Bikes, Sharing-Lösungen, verbessert sich laufend. Das befürworte ich sehr. Dies bedeutet aber weniger Kundschaft und gleichzeitig gibt es immer mehr Firmen und Einzel-Unternehmen, die meistens allein vom Bahnhof, und ohne Stammkundschaft, leben. Zudem wird der Bahnhof aktuell umgebaut. Da ich die aktuelle Zahl nicht kenne, erlaube ich mir einfach die Äusserung, dass voraussichtlich momentan mehr als 50 Taxifahrzeuge in Schaffhausen zugelassen sind.
Müsste sich wirtschaftlich und politisch etwas ändern?
Steinemann: Das Taxi braucht endlich wieder ein positives Image. Schaffhausen hat im Vergleich zu anderen Städten da noch eine Chance. Persönlich würde ich die Standplätze ausgeschrieben sehen. So gibt es die Möglichkeit Qualität zu sichern und die Eintrittspforte zu Schaffhausen im Sinne des Bahnhofs aufzuwerten. Da käme man mit weniger Standplätzen als heute aus. Zudem könnten mehr Reserveflächen für die VBSH geschaffen und gleichzeitig den Zugang für die Kundschaft zu den Taxis attraktivert werden. Ein geregelter Markt schafft für das Personal an der Front auch bessere Anstellungsmöglichkeiten.
Wie sieht für dich ein kundenorientierter Service aus, der finanziell umsetzbar ist?
Steinemann: Aktuell ist dies ein schwieriges Thema. Uber tüftelt da schon lange dran und hat x Patente. Es hat bereits sehr gut durchdachte weitsichtige, für unter anderem seine zukünftigen Robo-Taxis, angemeldet. Für einen Grossteil der Taxibedürfnisse wird dies langfristig die einzige Lösung sein. Das normale Taxi wird zwangsmässig ersetzt. Nur Nischenangebote bleiben bestehen. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, werden die Preise steigen müssen. Ansonsten wird es zu einem Leistungsabbau kommen und den werden die zu spüren bekommen, welche in diesen alles andere als lukrativen Zeiten keine Alternativen haben.