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Auto & Mobil
14.04.2025
15.04.2025 14:40 Uhr

Uber = günstig & Taxi = teuer – wahr?

Andy Steinemann, Ring Taxi und Steinemann Kleinbus, sieht den Vermittlungsdienst zur Beförderung von Personen in Schaffhausen durch Uber als problematisch. Dafür sei der Ort zu klein.
Andy Steinemann, Ring Taxi und Steinemann Kleinbus, sieht den Vermittlungsdienst zur Beförderung von Personen in Schaffhausen durch Uber als problematisch. Dafür sei der Ort zu klein. Bild: zVg.
In den USA mischt Uber schon lange mit. Dank grosskalibrigen Investoren, wie Goldman Sachs, GV und Benchmark Capital konnte es sich massiv ausdehnen – trotz Verlusten. Nun gibt es seine Dienstleistung auch in Schaffhausen. Andy Steinemann hat gemischte Gefühle.

In der «City by the Bay», vor allem bekannt unter dem Namen San Francisco, unweit des berühmten Silicon Valley, wurde 2009 das Dienstleistungsunternehmen Uber gegründet. Der Name stammt aus dem englischen Germanismus und heisst so viel wie «über». Ursprünglich als Limousinenservice ins Leben gerufen, ist der Konzern heute, mit einem Umsatz von circa 37 Milliarden US-Dollar und 30 000 Mitarbeitenden, ein grosser Player im Bereich Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung. Ein bekanntes Tochterunternehmen ist UberEats.

Mit «Bad News» im Rampenlicht

Uber steht immer wieder aus diversen Gründen in der Kritik. So wurden, Europa und die USA zusammengerechnet, bereits über 10 000 Fälle von sexuellen Übergriffen durch Uber-Fahrer gemeldet. Im November 2024 schlossen sich, im Zuge der Ausschreitungen in Amsterdam, Uber-Fahrer zusammen, um sich an einer Hetzjagd auf Juden zu beteiligen. Auswertungen von Chats und E-Mails ergaben 2017, gemäss der New York Times, eine «hemmungslose» Unternehmenskultur, die den Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitenden anstacheln solle – wobei erfolgreiche Angestellte sich Verfehlungen erlauben dürften. Uber sammelt laufend GPS-Daten und wertet diese aus. Eine etwas kuriose Analyse hatte zum Ziel, aufgrund von gleichen Hin- und Rückfahrten, nachts und am Morgen, One-Night-Stands zu ermitteln. Und im Dezember 2019 erfuhr die Öffentlichkeit, dass in einem US-Uber-Büro getrennte Toiletten für Mitarbeitende und Fahrerinnen und Fahrer bestanden.

Nun auch in Schaffhausen

Das Angebot UberPop ist in den USA der Renner. Privatpersonen können sich in der App einloggen und Taxi-Fahrer «spielen». In Deutschland sowie in der Schweiz wurde dieses gerichtlich verboten. Heute dürfen sich nur Personen mit einer Taxi-Lizenz anmelden.

«Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin Punkte, die einem zum Grübeln bringen. Gerade auch, weil nicht alles mit den lokalen Gesetzen konform ist. »
Andy Steinemann, von Steinemann Kleinbus AG und Ring Taxi

«Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin Punkte, die einem zum Grübeln bringen. Gerade auch, weil nicht alles mit den lokalen Gesetzen konform ist», sagt Andy Steinemann, von Steinemann Kleinbus AG und Ring Taxi, gegenüber dem «Bock». Aus diesem Grund befasste er sich in letzter Zeit mit dem Thema und veröffentlichte regelmässig rhetorische Fragen, Statements und Infos dazu in seinen WhatsApp-Stories. Seine Beiträge fanden grossen Anklang. Im ersten Teil erscheint nun eine Auswahl davon im «Bock». In einer späteren Ausgabe soll ein Interview mit Andy Steinemann erscheinen.

Uber stellt keine Bereitschaft (Personal) sicher und kostet und vergütet auch nur effektive Fahrten, während ein Taxiunternehmen Lohnkosten auch in unproduktiven Zeiten hat, wozu auch «Löcher» bis zur nächsten Bestellung zählen.

Vergleicht man was dahinter steckt, ist Uber im Verhältnis viel zu teuer und geht am Bedürfnis eines 100 Prozent Zahltags eines Chauffeurs vorbei.

Sonntag, 9 Uhr: -Bekomme ich in Schaffhausen ein Uber oder sind alle Chauffeure am Schlafen oder nur noch übermüdet auf den Strassen, da sie die «spannende» Nacht durgearbeitet haben?

Wer bezahlt eigentlich dem Chauffeur den Anfahrtsweg? Uber funtkioniert nach der Logik, dass stets ein «Taxi» in unmittelbarer Nähe ist. In Grossstädten hat Uber für mich eine Berechtigung, aber in Schaffhausen ist das unmöglich.

Welche Unternehmen fahren letztendlich für Uber? Wohl kaum die Etablierten. Da sind Firmen dabei, welche für weniger als 100 Franken zum Flughafen Zürich fahren. Welche Berufsgattung fakturiert weniger als 50 Franken pro Stunde, für Mitarbeiter und Auto – inklusive MwSt.?

Man muss kein Mathe-Genie sein, um zum Resultat zu gelangen, dass da nicht alles 100 Prozent korrekt abläuft.

Schon eimal Uber als Sponsor auf dem Plakat eines «Chränzlis» oder einem Trikot eines regionalen Vereins gesehen? Halten wir die Wertschöpfung in der Region.

Warum hat sich Uber noch nicht mit Tesla verbandelt? Autonomes Fahren würde auch ins Konzept von Uber passen – zur Abschaffung der aussterbenden Spezies des «Taxi-Chauffeur». Beiden bedeuten die Menschen etwa gleich viel ...

Uber kontrolliert, ob bei der SVA eine Abrechnungsnummer existiert. Wird auch kontrolliert, ob abgerechnet wird? Hat sich Uber da wirklich die richtigen Partner ausgesucht? Und weshalb beschäftigen diese Partner meistens kein offizielles Personal? Oder via RAV, wodurch ohne Stundenvergütung und nur auf Umsatzbeteiligung gefahren wird?

Bleiben die Kommissionen, welche die Taxi-Unternehmen an Uber bezahlen, in der Wertschöpfungskette der Schweiz? Werden in Schaffhausen Steuern bezahlt? Durch die Unterstützung etwa von Firmen aus Amerika entsteht ein Geldabfluss aus der Schweiz.

Meine Wunschfahrstrecke: Spitalstrasse 5, Stadt Schaffhausen (Anmerkung: aktueller Taxistand) zur Grabenstrasse 11. Mit dem Taxi, je nach Verkehr, kostet es rund 7.40 Franken. Mit UberX sind es pauschal 8.64 Franken.

Noch wesentlicher: wird der zum Beispiel an zweiter Stelle stehende UberX-Fahrer die Fahrt ablehnen oder nimmt er diese an und wartet anschliessend wieder auf eine neue Standplatzeinreihungsmöglichkeit?

Wurde der Name Uber eigentlich bewusst gewählt? Irgendwie werden stets sozial schwache Bereiche ins Visier genommen und noch mehr torpediert. Uber stammt vom deutschen Wort «Über» ab, das einst durch Friedrich Nietzsches Wortschöpfung «Übermensch» (Superman) auch ausserhalb Deutschlands bekannt wurde. Im Englischen wird es umgangssprachlich für «Super» verwendet.

Gründer Travis Kalanick trat nach einer Skandalserie – Vorwürfe wegen einer aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie, Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen, Ermittlungen wegen mutmasslicher Täuschung der Regulierungsbehörden – auf Druck mehrerer Investoren Mitte 2017 von seinem Posten als CEO zurück, blieb aber weiterhin Mitglied im Verwaltungsrat.

Argumente der Pro-Seite: Die Nutzung von Uber ist einfacher. Es ist auch einfach bei Temu Produkte zu bestellen, wodurch sich China freut und wir als Resultat durch eine leere Altstadt schlendern. Warum nicht lieber den «Füflieber» ins «Kässeli» des Kindes werfen, anstelle eine am Schluss noch zu enge Billighose wegwerfen zu müssen? Schaffen wir uns mit solchem Verhalten nicht langfristig eine «nachhaltige» Abhängigkeit gegenüber ausländischen Grosskonzernen?

Sandro Zoller, Schaffhausen24