Im Rahmen der diesjährigen «Erzählzeit ohne Grenzen» stellt Katja Lange-Müller ihr aktuelles Werk «Unser Ole» dem Publikum in der Grenzregion vor. Die gefeierte Berliner Autorin widmet sich in ihrem neuesten Roman den grossen Themen unserer Zeit: emotionale Vernachlässigung, Mutterrollen, gesellschaftliche Isolation – und der zarten Hoffnung auf Zugehörigkeit. In einem dichten, kammerspielartigen Setting entfaltet sich eine Erzählung, die unter die Haut geht.
Unberechenbarer Enkel
Die Geschichte dreht sich um drei Frauen: Ida, einst bildschön, inzwischen gezeichnet von einem Leben voller Enttäuschungen; Elvira, die sich um ihren unberechenbaren Enkel Ole kümmert und panische Angst vor dem Alleinsein hat; sowie Manuela, Oles Mutter, die seit seinem ersten Geburtstag keinen Kontakt mehr zu ihm pflegt. Als Ida ihre Wohnung verliert, lädt Elvira sie in ihr abgelegenes Landhaus ein. Was zunächst wie eine pragmatische Lösung wirkt, nimmt bald eine dramatische Wendung. Ein tragisches Ereignis bringt Manuela zurück in das Leben der beiden Frauen. Stück für Stück entfaltet sich eine vielschichtige Erzählung, in der jede Figur mit ihrer Vergangenheit und dem tiefen Wunsch nach Liebe und Anerkennung ringt. «Unser Ole» ist kein lauter Roman – und gerade darin liegt seine Stärke. Mit feiner Beobachtungsgabe, lakonischem Humor und grosser Empathie für ihre Figuren beschreibt Katja Lange-Müller die emotionalen Risse und Leerstellen, die sich durch familiäre Biografien ziehen können. Die Charaktere verbindet ein stilles Leid: Alle drei Frauen waren als Kinder nicht gewollt und erfuhren weder Zuneigung noch elterliche Geborgenheit. Es ist ein Werk über emotionale Kälte, psychologische Brüche – und über das, was Menschen dennoch miteinander verbindet.
Ausgezeichnet
Bekannt wurde Katja Lange-Müller unter anderem durch ihren Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Preises im Jahr 1986 sowie durch den Alfred-Döblin-Preis 1995 für ihre zweiteilige Erzählung «Verfrühte Tierliebe». Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin und im Aargau. Ihre Lesungen gehören regelmässig zu den literarischen Höhepunkten deutschsprachiger Festivals.
Neue Termine angesetzt
Im Rahmen der Erzählzeit war ursprünglich eine Lesung am 2. April in Lottstetten geplant. Dieser Termin wurde nun verschoben: Die Autorin liest stattdessen am Freitag, 4. April, um 17.30 Uhr in den Städtischen Bibliotheken Singen an der August-Ruf-Strasse 13. Die Lesegesellschaft lädt im Anschluss an die Lesung zu einem Apéro ein. Der zweite Termin bleibt unverändert: Am Donnerstag, 3. April 2025, liest Katja Lange-Müller wie angekündigt um 19 Uhr im Hotel Restaurant «Alte Rheinmühle» in Büsingen.
Auch bei einer weiteren Lesung im Rahmen der Erzählzeit kommt es zu einer Änderung: Wolfgang Schorlau liest neu am Montag, 31. März, um 20.30 Uhr im Walburgis-Saal an der Schlachthausstrasse in Singen – nur rund 100 Meter hinter der Basilika. Ursprünglich hätte die Lesung im Theater «Die Färbe» stattfinden sollen.