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Kultur
10.03.2025

Kerze on Fire

Reverend Rusty Stone in Spiellaune. Zusammen mit seiner Band «The Case» sorgte er für eine volle Bude mit elektrisierender Stimmung.
Reverend Rusty Stone in Spiellaune. Zusammen mit seiner Band «The Case» sorgte er für eine volle Bude mit elektrisierender Stimmung. Bild: Ronny Bien
Die legendäre Kerze ist um ein weiteres Kapitel reicher. Vergangene Woche fand die 33. Ausgabe der Musikfestwoche statt. Fünf energetische Abende sowie das traditionelle Sonntagsmatinée standen auf dem vielseitigen Blues-, Rock- und Thurgauer-Pop-Programm.

Etwas müde wirkten Rolf Könitzer und seine Crew nach den sechs intensiven Konzerttagen. Doch die Zufriedenheit des Publikums und die starken Auftritte der sechs Bands überwogen. Das traditionelle Festival in der urchigen Beiz an der Stadthausgasse war erneut ein Erfolg.

Die Musikfestwoche eröffnete am Dienstag die in Schlatt TG beheimatete Blues-Rockband «Deep Turtle» mit Daniel Krüsi, dessen Cousin Andreas, Peter Widmer sowie Thomas Dieterle. Das Quartett legte ein ordentliches Feuerwerk aufs Parkett und begeisterte mit selbst kreierten Klassikern wie David Dundas’ «Jeans On», «The Joker» von der Steve Miller Band und weiteren Ohrwürmern von AC/DC, Thin Lizzy oder den Beatles. Für die vier in der Region verwurzelten Musiker war der stimmungsvolle Gastauftritt in der fast ausverkauften Kerze wie ein Heimspiel.

Deep Turtle aus Schlatt TG eröffnen die 33. Musikfestwoche in der Kerze. Bild: Stefan Kiss

Thurgauer Siedepunkt

Am Folgeabend trat mit Larry Schmuki eine der grössten Schweizer Blueskoryphäen auf. Seit den 1960er-Jahren auf allen Bühnen unterwegs, gastierte er erstmals seit 25 Jahren in der Kerze. Sein Trio komplettierten Tosho Yakkatokou, nebst einem exzellenten Schlagzeuger auch einer der angesehensten Störköche, sowie der gebürtige Schaffhauser Komponist und Produzent Markus Fritzsche am Bass. Zusammen zelebrierten die drei hochklassigen Blues der edelsten Sorte, bei dem nicht nur John-Mayall- und Peter-Green-Fans auf ihre Kosten kamen, sondern auch einige Eigenkompositionen zum Besten gaben. Allerdings beendeten Ordnungshüter das Konzert infolge einer Lärmklage, was Erinnerungen an das Eröffnungsfest im Oktober 1988 hervorrief.

Für das Gastspiel von «Dä Brüeder vom Heinz» hatte eine Delegation des TV Dörflingen die Kerze in Beschlag genommen und mit ihren geölten Hälsen die Stimmung an den Siedepunkt gebracht. «Dä Brüeder vom Heinz» ist Manfred Fries mit seinen langjährigen Mitwirkenden Trudi Felber, Christian Blaser und Adi Baumgartner, und sie vertreten mit ihrem Thurgauer-Pop stolz ihren Kanton. So erhielt zum Beispiel Erlen eine eigene Hymne, aber auch andere Ortschaften wie Wiifelde bekamen auf humoristische Art und mit eingängigen Melodien ihren persönlichen Hit gewidmet – sehr zur Freude des energetischen Publikums, das Seines zum gelungenen Abend beitrug.

  • Drei Legenden (v.l.): Markus Fritzsche, Larry Schmuki und Tosho Yakkatokou. Bild: Stefan Kiss
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  • Blueskoryphäe Larry Schmuki aus Dürnten ZH voll in seinem Element. Bild: Stefan Kiss
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  • Markus Fritzsche (l.) und Tosho Yakkatokou sind schon ewig im Geschäft dabei. Bild: Stefan Kiss
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  • Volksfest-Stimmung beim Auftritt von «Dä Brüeder vom Heinz». Bild: Stefan Kiss
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  • Eine TV Dörflingen-Delegation sorgte für eine unglaubliche Stimmung mit «DBVH». Bild: Ronny Bien
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Motivationsspritze

Trotz grosser Konkurrenz durch unzählige Veranstaltungen in Schaffhausen konnte die Musikfestwoche am Freitag mithalten. Zwar war das Lokal zu Beginn nur halb gefüllt, doch mit der Zeit strömten immer mehr Gäste in die Kerze. Und diese kamen in den Genuss rockiger Feinkost mit akustischen Instrumenten. Zuständig dafür war «Acoustical South» aus Singen, die seit über 20 Jahren eigene Rockmusik à la «MTV Unplugged» spielt. Die Band besteht aus Michael Brauch, René Müller, Markus Frank und Patrick Graf. Da jedoch Andreas Rossatti kurzfristig ausfiel, stellte die Band ein exklusives Programm zusammen, bei dem auch Hits aus den Anfängen zum Zuge kamen.

Blueslegende Reverend Rusty Stone & The Case, bestehend aus Mr. C. P. und Al Wood, waren auch am vergangenen Samstag ein Publikumsmagnet. Es war sozusagen ein Treffen unter Freunden, da Rusty Stone längst in Schaffhausen verwurzelt ist und die Band seit über 15 Jahren regelmässig in der Region auftritt. Die Kerze war bis auf den letzten Platz besetzt und regelrecht elektrisiert, ehe sich das Gitarrengewitter des Altmeisters entlud und die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte. Das Programm beinhaltete die grossen Hits der letzten vier Jahrzehnte, aber auch neue Perlen wie «Rough Times», was den Fans sehr mundete. Für eine ebenfalls anwesende, junge und «geflashte» Band gab es nach dem Konzert noch einen besonderen Höhepunkt und eine riesige Motivationsspritze, als sie sich mit den gestandenen Legenden intensiv austauschen durfte.

 

Mr. Al Wood am Schlagzeug und Mr. C.P. am Bass. Die beiden Musiker begleiten Rusty Stone seit vielen Jahren. Bild: Stefan Kiss

Emotionaler Abschluss

Wie es die Tradition besagt, wird die Musikfestwoche jeweils mit einem Matinée abgeschlossen. An diesem wunderschönen Sonntagmorgen erklangen eingängige Melodien aus den 1950er- und 60er-Jahren durch die Holzwände der Beiz. Mit ihren stimmigen Evergreens und Rock’n’Roll-Einlagen sorgten die Shadoogies mit Tom Hazy, Kurt-Uwe Kochenburger und Wolfgang Niebling für einen würdigen und emotionalen Abschluss der Woche. Auch für Wirtin Magda Bodrozic, die nach zehnjährigem Engagement in der Kerze aufhört und nach ihrem letzten Einsatz herzlich verdankt wurde.

Rock’n’Roll am Matinée: Shadoogies aus dem Hegau lassen es krachen. Bild: Stefan Kiss
Ronny Bien, Schaffhausen24