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Gesellschaft
14.01.2025
15.01.2025 08:37 Uhr

Zeit für sich – die neue Ausgangskultur

Statt auf der Tanzfläche wird jetzt im Wald getanzt?
Statt auf der Tanzfläche wird jetzt im Wald getanzt? Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
Bewusster und selektiver – ist das die neue Art, wie die Generation Z heutzutage feiern geht? Ein Jugendberater schildert seine Beobachtungen, wie er die veränderten Prioritäten und vielfältigen Lebensstile junger Menschen wahrnimmt.

Während für viele Millennials in ihren 20ern das Wochenende fest mit Partys verbunden war, setzt die Generation Z in ihrer Freizeit zunehmend andere Prioritäten. Ein gemütlicher Samstagabend zu Hause, alleine oder mit Freunden, scheint heute immer häufiger im Trend zu liegen. Doch entspricht dieses Verhalten tatsächlich der Realität?

Michael Bruder, Jugendberater im Zentrum Breitenstein in Andelfingen, betont, dass solche Beobachtungen nur einen Teil der vielfältigen Lebensstile der Generation Z abbilden. «Grundsätzlich lässt sich nicht sagen, wie junge Erwachsene heute im Allgemeinen ticken. Vieles hängt davon ab, in welcher Bubble, also in welcher sozialen Gruppe, sich eine Person bewegt», sagt er. Während einige in der Fitnessbubble aktiv sind und die Partykultur nicht mit ihrem Lebensstil vereinbaren können, gehen andere nach wie vor regelmässig feiern.

Priorisierung der eigenen Interessen

«Instagram und TikTok spielen in der Generation Z eine grosse Rolle», sagt Michael Bruder. Auf Social Media werden täglich neue Trends und Neuigkeiten untereinander ausgetauscht; ein Treffen mit Freunden ist daher nicht mehr essenziell. Früher sei das anders gewesen: «Ausgehen am Wochenende war beinahe Pflicht. Man ging einfach mit, um Neues zu erfahren – es gab ja viel weniger Kontaktmöglichkeiten», sagt er. Ein weiterer Faktor könnte die Priorisierung der eigenen Interessen sein. «In Gesprächen fällt mir immer wieder auf, dass viele junge Erwachsene kein Problem damit haben, etwas alleine zu machen – im Gegenteil, sie geniessen das oft sehr», sagt Michael Bruder.

Die Corona-Pandemie habe dieses Verhalten noch verstärkt. Während des Lockdowns mussten viele ihre Freizeit neu gestalten. «Man hat neue Freizeitaktivitäten entdeckt, die einem wirklich Spass machen, ohne ständig unter Menschen zu sein. Das hat die Perspektive verändert», erzählt der Jugendberater. Ausserdem haben die Jugendlichen heute ein breiteres Freizeitangebot, das den klassischen Clubabend ersetzen kann. Ein Beispiel dafür ist das Waldbaden, das in den letzten Monaten auch in der Region Schaffhausen immer beliebter wurde.

Baden im Wald?

Mitten in der Natur, umgeben von Bäumen – das ist Waldbaden. Der Trend kommt ursprünglich aus Japan und ist dort als «Shinrin Yoku» bekannt. «Es geht darum, den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen und in diesem Tun und Sein bei sich selber anzukommen. Im Hier und Jetzt», erklärt Agnes Hüning, die seit 2022 Workshops in der Region Thayngen anbietet. «Durch den bewussten Aufenthalt im Wald sinkt der Stresspegel, und die Ausschüttung von Endorphinen wird angeregt», sagt die Kursleiterin. In ihren Kursen erleben die Teilnehmenden verschiedene Phasen, von langsamen Bewegungen bis hin zur bewussten Wahrnehmung von Gerüchen und Texturen. «Für viele ist das langsame Gehen die grösste Herausforderung», sagt Agnes Hüning. «Wir hetzen durch den Alltag, und genau dieses Tempo müssen wir erst einmal ablegen.» Das Interesse am Waldbaden habe in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Laut der Schaffhauserin zeigt das, dass sich der Trend in der Region etabliert hat und ein breites Publikum anspricht: «Ich habe in meinen Kursen Teilnehmende im Alter von 16 Jahren bis hin zu höheren Altern.»

Das Nachtleben ist nicht verschwunden

Es gibt viele Faktoren, die das Nachtleben der Generation Z verändert haben. Technologische Entwicklungen und ein neues Bewusstsein für persönliche Bedürfnisse haben dazu geführt, dass der klassische Clubbesuch nicht mehr im Zentrum der Freizeitgestaltung steht. Jedoch ist das Feiern nicht verschwunden – es hat sich nur zu bewussteren, individuelleren Formen gewandelt.

  • Das Waldbaden soll die Menschen wieder für die Natur und sich selbst sensibilisieren. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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  • Mitten im Wald und ohne Ablenkungen – das ist Waldbaden. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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  • Es herrscht Stille. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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  • Texturen, Farben oder auch Gerüche werden durch Achtsamkeitsübungen verstärkt wahrgenommen. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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  • Waldbaden ist eine einfache Möglichkeit, die heilsame Kraft des Waldes zu spüren. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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Salome Zulauf, Schaffhausen24