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Gesellschaft
17.12.2024

Ein Pionier zieht weiter

Applaus für Luciano Di Fabrizio (l.) für seine geleisteten Dienste während den vergangenen 26 Jahren.  Hier bei einer Street Music Nights-Veranstaltung mit Raphaël Rohner und seiner Gattin.
Applaus für Luciano Di Fabrizio (l.) für seine geleisteten Dienste während den vergangenen 26 Jahren. Hier bei einer Street Music Nights-Veranstaltung mit Raphaël Rohner und seiner Gattin. Bild: Daniel Ziener
Luciano Di Fabrizio prägte die Schaffhauser Party- und Ausgangsszene während 26 Jahren. Nun tritt er kürzer und übergibt den «Cuba Club» und das «Eckhaus».

Luciano Di Fabrizio prägte die Schaffhauser Gastro- und Eventszene wie kaum ein anderer – und das mit einer Bescheidenheit, die ihn stets auszeichnete. Mit unerschöpflicher Kreativität, Gespür für Trends und einem Herz für die Menschen schuf er eine Partykultur, welche die Stadt nachhaltig prägte. Titel wie «Ausgangspapst» oder «Gastro-King» wurden ihm verliehen, doch Di Fabrizio stellte sich nie ins Rampenlicht. Vielmehr lebte er seine Leidenschaft dafür aus, den Menschen unvergessliche Momente zu bescheren. Mit Mut zu Innovationen und einem feinen Gespür, für die Mischung aus Tradition und neuen Ideen, wurde er zu einer Schlüsselfigur in der Schaffhauser Ausgangsszene.

Vom Bergmann zur Palette

Die Geschichte des «Cuba Club» begann lange vor Di Fabrizio. Aus einem mindestens seit den 1910er-Jahren bestehenden, von den Gebrüdern Seiterle geführten, «dunklen Beizlein» entwickelte sich am 12. Oktober 1962 ein modernes Restaurant. Der «Bergmann», wie das Lokal damals hiess, wurde im Stil «sobre» – schlicht und elegant – neu gestaltet. Besonderen Charme erhielt das Lokal durch die Verbindung mit der zeitgleich wiedereröffneten Galerie «Schleuse». Diese Kombination aus Gastronomie und Kunst wurde von der Schaffhauser Bevölkerung begeistert aufgenommen.

Ein weiterer Meilenstein folgte am 26. November 1980. Freddy Schlumpf und Susi Sbaffi übernahmen das Lokal und gaben ihm einen neuen Namen: «Palette». Mit einer umfangreichen Weinkarte, auffälligen Lampendekorationen und einem beeindruckenden goldenen Spiegel wurde die Lokalität ein Treffpunkt für Weinliebhaber und Kunstinteressierte. Gleichzeitig blieben die Räumlichkeiten der Galerie ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts.

Kreativ ins Nachtleben

1998 begann eine neue Ära: Di Fabrizio, damals 28 Jahre alt, wurde von Freddy Schlumpf als Geschäftspartner in die «Palette» geholt. Di Fabrizio arbeitete daraufhin einige Monate im Laden, ehe die Planungen realisiert wurden. Mit der Verwandlung zum «Cuba Club» schuf er einen Ort, der die karibische Lebensfreude nach Schaffhausen brachte. Südamerikanische Klänge, exotische Drinks und eine exklusive Auswahl an Zigarren bestimmten die Atmosphäre. Die Galerie wurde aufgegeben, und das Lokal erhielt durch den Umbau zwei Eingänge, von der Safrangasse und der Stadthausgasse. Mit nur 29 Jahren prägte Di Fabrizio die Ausgangsszene in Schaffhausen auf kreative Weise.

Als selbständiger Gastronom brachte Di Fabrizio nicht nur den «Cuba Club» zum Erfolg, sondern setzte mit seinen Veranstaltungen neue Massstäbe. Einer seiner grössten Erfolge ist der «Weihnachtsapéro – La Grande Tradition». Ein Kultanlass, dem seit über einem Vierteljahrhundert mehr als tausend Menschen folgen und der so manches Weihnachtsfest zuhause prägt. Dieser Anlass findet jedes Jahr am 24. Dezember, um 12 Uhr, statt und verwandelt die Gassen rund um den «Cuba Club» in einen Ort der Begegnung und Freude.

Abschied, aber mit neuen Perspektiven

Auch mit weiteren Projekten, wie den Public Viewings im Mosergarten ab 2006, Stadtfesten, der Herbstmesse, Street Food Festivals, dem Flügelwest als Zwischennutzung, den Street Music Nights oder Pop-ups wie dem Salzstadel, setzte Di Fabrizio innovative Akzente. Selbst Herausforderungen wie das Rauchergesetz von 2010 oder die Pandemie ab 2020 meisterte er mit Kreativität, Mut und Entschlossenheit. Die grosse Stärke Luciano Di Fabrizio war, dass er aus jeder Herausforderung eine Tugend entwickelte. Er stellte nicht das Problem in den Vordergrund, sondern analysierte die Ausgangslage und agierte, wenn er sich mit einem geeigneten Konzept einbringen konnte. Dabei ging er während der vergangenen 26 Jahre viele Partnerschaften ein, die ihn über Jahre, teils bis heute, eng begleiteten.

Nach 26 Jahren übergibt Di Fabrizio die Geschäfte des «Cuba Club» und des «Eckhauses». Ab dem 1. Januar übernehmen Arian Citaku, Steven Nell und Dogukan Karatas die Lokalitäten und planen, mit frischen Ideen das Ausgangsleben in Schaffhausen weiterzuführen. Doch Di Fabrizio bleibt der Event- und Gastroszene erhalten: Mit seiner Firma «5Starevent» wird er weiterhin Veranstaltungen wie Public Viewings, gastronomische Highlights an der Herbstmesse und individuelle Events organisieren.

Ronny Bien, Schaffhausen24