Wenn er durch die Stadt läuft, wird er alle paar Meter von jemandem gegrüsst. Luciano Di Fabrizio ist als Gastro- und Eventunternehmer nicht mehr aus dem Städtchen wegzudenken. Der Geschäftsführer des Cuba Club, des Eckhaus und des Flügelwest hat schon viele Grossevents wie das «Public Viewing» im Mosergarten organisiert und überrascht immer wieder mit neuen Eventkonzepten. Corona hat ihm aber, wie den meisten in seiner Branche, schwer zugesetzt. «Wir verbrennen im Moment Geld», sagt er ohne Umschweife und erklärt: «Es ist ein riesiger Kampf und für uns ernüchternd, wenn du siehst, was wir alles aufgebaut haben und merkst, dass das jetzt ernsthaft auf dem Spiel steht.»
Schaffhauser Ausgehkultur geprägt
Aufgewachsen ist Luciano Di Fabrizio in Rheinau. Der Sohn italienischer Einwanderer fand rasch zu seiner Passion. Bereits mit 15 Jahren organisierte er Partys in den umliegenden Dörfern. Die Lichtanlagen waren damals noch Marke Eigenbau: «Der Vater eines Freundes war Pilot und brachte uns ausgemusterte Scheinwerfer der Flugzeuge. Wir verbauten diese dann in Holzkisten und hatten so unsere eigene Lichtanlage.» Die Events der jungen Organisatoren wurden immer grösser, und mit 18 Jahren organisierte er in Marthalen eine Disco für über 1000 Jugendliche. Damals war er bereits auf sich selbst gestellt, weil seine Eltern wieder zurück nach Italien gingen. Der junge Luciano Di Fabrizio blieb in der Schweiz und wurde 1998 Mitinhaber des Cuba Club. Heute sagt er, dass es durchaus auch Vorteile hat, dass er schon als Jugendlicher auf eigenen Beinen stehen musste: «Ich lernte zu kämpfen und mich durchzuboxen.» Eine Eigenschaft, die ihm auch in der jetzigen Corona-Situation hilft. Aufgeben kennt der 51-Jährige nicht: «Ich versuche, möglichst immer Lösungen zu finden. Und wenn es keine Lösungen mehr gibt, dann gibt es immer noch Möglichkeiten.»
Sicher, in seinen Aussagen schwingt auch Zweckoptimismus mit, aber vor allem auch der Wille, weiterzukämpfen und nicht aufzugeben. So hat er Mitte November innerhalb weniger Tage mit zwei Partnern das Eventlokal Flügelwest in eine Alphütte umgewandelt. Solche Angebote, ist er überzeugt, braucht es jetzt noch dringender als vor der Pandemie: «Wir hoffen, dass wir mit dem ‹Stall› den Besucherinnen und Besuchern eine Möglichkeit schaffen, dem Alltag für ein paar Stunden in einer schönen, heimeligen Atmosphäre zu entfliehen. Wir setzen alles daran, dass unsere Gäste das sehr sicher tun können.» Wirtschaftlich erhofft er sich, dass mit diesem Projekt die laufenden Fixkosten einigermassen gedeckt werden können. Ob das gelingt, sei alles andere als sicher, aber aufgeben sei ja eben auch keine Lösung.
«Stille Nacht» am 24. Dezember
Luciano Di Fabrizio bleibt trotz seiner schwierigen Lage während des ganzen Gesprächs mit dem «Bock» entspannt. Bei einer Frage kann er seine Emotionen und seine Wehmut aber nicht verbergen: «Wie sehr schmerzt es, dass es dieses Jahr am 24. Dezember keinen grossen Weihnachtsapéro in Schaffhausen geben wird?» «Ah!», er schliesst die Augen, hält einen Moment inne und sagt dann niedergeschmettert: «Das tut mir so unglaublich weh. Dieses Jahr wären es 40 Jahre seit dem ersten Weihnachtsapéro gewesen. Damals stiessen sie noch im ganz kleinen Rahmen in der Palette› zusammen an.»
Darauf macht Luciano Di Fabrizio eine erneute Pause, überlegt und sagt nochmals: «Das tut so weh!» Eine solche Tradition, bei der alle Generationen am Nachmittag von Heiligabend schon in der Altstadt zusammenkommen und auf die Festtage anstossen, gebe es seines Wissens in dieser Grösse in der ganzen Schweiz kein zweites Mal. In diesem Jahr ist aber alles anders. «Es wird weh tun, die Stadthausgasse so leer zu sehen. Trotzdem werden wir auch dieses Jahr einen Apéro organisieren. Nun eben einfach im ganz kleinen Rahmen drinnen im Cuba Club und eventuell auf der Terrasse. Sitzend. Mit wenigen Leuten.»
Die Wehmut ist ihm bei diesen Worten anzuhören. Dann aber kehrt er zu seinem ihm angeborenen Optimismus zurück, lehnt sich nahe ans Diktiergerät des Journalisten und sagt mit einem zuversichtlichen Grinsen: «Und nächstes Jahr feiern wir dann hoffentlich wieder mit euch allen!»