Bruno Sternegg hat über viele Jahre Dokumente, Fotografien und Objekte gesammelt, die ein lebendiges Bild der Schaffhauser Geschichte widerspiegeln. Die Sammlung umfasst aus verschiedenen privaten Sammlungen Briefe, zehntausende historische Fotos, seltene Postkarten und weitere einzigartige Stücke, die Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen. «Es ist ein Teil unserer Identität», sagt Sternegg. Nun möchte er seine Sammlung weitergeben – jedoch nicht ganz bedingungslos. Während er keine Entschädigung für die Sammlung selbst verlangt, benötigt er hingegen finanzielle Unterstützung für die abschliessende Digitalisierung. Dieser aufwendige Prozess soll rund zwei Jahre dauern und verlangt präzises Arbeiten. «Ich war völlig überwältigt von der Resonanz», sagt Sternegg über die Reaktionen auf den ersten Bericht im «Bock» von vergangener Woche. Während sich Sammler aus der Region und darüber hinaus meldeten, bedauert er, dass viele nur an einzelnen Teilen der Sammlung interessiert sind. «Es wäre schade, wenn nur Fragmente erhalten blieben. Nur die komplette Sammlung erzählt die zusammenhängende Schaffhauser Geschichte.»
Platz für Geschichte
Die Sammlung ist beeindruckend in ihrem Umfang und ihrer Vielfalt. Dokumente, Fotografien und Objekte – jedes Stück bewahrt Erinnerungen, die ohne Sterneggs Engagement vielleicht verloren gegangen wären. Doch wie lässt sich dieses Erbe bewahren? Jens Lampater, Bereichsleiter Kultur der Stadt Schaffhausen, weist auf die Herausforderung hin, Kulturgut langfristig zugänglich zu machen: «Unser Museum ist eines der grössten der Schweiz, doch wir können nur einen Bruchteil der gesammelten Kulturgüter zeigen.» Auch Archive spielen eine wichtige Rolle. Das Staatsarchiv beherbergt rund vier Kilometer Archivalien, darunter zahlreiche Bestände privater Herkunft. Im Stadtarchiv sind es zusätzliche 3500 Laufmeter. Gemäss § 13 der Archivverordnung vom 8. Februar 1994 (SHR 172.301) gehört es zu den Aufgaben des Staatsarchivs, «wichtiges nichtbehördliches Quellenmaterial zur Geschichte des Kantons Schaffhausen» zu sammeln. Ähnlich regelt Artikel 34 des städtischen Archivreglements die Übernahme von privatem Überlieferungsgut, wie Vereins- oder Firmenarchiven, Nachlässen oder Bildmaterial, sofern diese eine bedeutende Ergänzung der städtischen Bestände darstellen. Cyril Schiendorfer, Leiter des Stadtarchivs, betont, wie wertvoll Sammlungen wie jene von Bruno Sternegg seien: «Solche Kollektionen stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen öffentlicher Dokumentation und persönlicher Geschichte dar.» Die Sammlung von Sternegg ist ein Beispiel für das Engagement Einzelner, die mit Leidenschaft dazu beitragen, die Vergangenheit für kommende Generationen lebendig zu halten.
Aufruf stösst auf Anklang
Das Angebot von Bruno Sternegg ist nicht ganz ohne Herausforderungen. Die Pflege, Digitalisierung und Integration einer solch umfangreichen Sammlung sind nicht nur mit Aufwand und Know-how verbunden, sondern auch mit erheblichen Kosten. Dennoch sehen die Archive darin eine Chance, ihre Bestände zu bereichern. Roland E. Hofer, Staatsarchivar des Kantons, erklärt: «Neben dem historischen Wert einer Sammlung, muss eine allfällige Übernahme immer im Einzelfall abgeklärt und dann entschieden werden.» Die Verantwortlichen von Stadt- und Staatsarchiv haben inzwischen ein Treffen mit Bruno Sternegg initiiert, um gemeinsam die Zukunft seiner Sammlung zu besprechen. Für den passionierten Fotografen ist es ein wegweisender Moment: «Ich hoffe, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wird.» Die Gespräche werden klären, wie der «Schaffhauser Schatz» bewahrt werden kann. Interessiert an einer Kontaktaufnahme ist selbst die Stadt, wie Kulturreferent Raphaël Rohner bestätigt. Auch Museumsdirektorin Gesa Schneider versendet positive Signale: «Wir sind immer offen für neue Ideen.» Die Bereitschaft sei da, um abzuklären, ob gar eine grosse Fotoausstellung umsetzbar sei. Kurator Daniel Grütter kennt Bruno Sternegg bereits von früheren Begegnungen und freut sich darauf, ihn der neuen Direktorin vorzustellen. Die Chancen auf ein «Happy End» scheinen aktuell nach wie vor intakt.