Wer sich mit der eigenen Heimat befasst, interessiert sich in der Regel auch, wie sich diese im Laufe der Jahrzehnte verändert oder entwickelt hat. Jüngere Generationen staunen darüber, dass bis vor etwas mehr als 50 Jahren in der Altstadt noch Mobilitätsverkehr herrschte, oder dass die heutige Verkehrsführung an der Rheinuferstrasse erst 1969 eingeweiht wurde. Unvorstellbar, dass einst auf Höhe der Falken Brauerei auf der Spitzwiese Schlittschuh gelaufen wurde oder wie sich das Stadtbild durch Neubauten verändert hat und sich im steten Wandel befindet. Vergessenes kommt zutage, wenn beispielsweise Fotomaterial bei Haushaltsräumungen gesichtet wird. Was nicht in den Abfall wandert, landet in einem Archiv. Sei es im Stadtarchiv, Staatsarchiv oder bei privaten Sammler.
Durchbruch Tonwerk
Einer dieser Privaten ist in Schaffhausen kein Unbekannter. Der passionierte Fotograf Bruno Sternegg ist nämlich Hüter einer solchen Sammlung, die wohl Seinesgleichen sucht. Dokumente, Bücher, Filme, sogar Glasplatten gehören dazu. Es ist sehr wahrscheinlich eine der grössten Schaffhauser Ansammlungen rundherum. Doch eben auch Zehntausende Bilddokumentationen zieren die Entwicklung der Region Schaffhausen. Mehrere Faktoren führten dazu, dass der 57-Jährige einen solchen Schaffhauser Schatz besitzt. «Während meiner Ausbildung zum Hochbauzeichner fand ich eines Tages eine Bibel aus dem 17. Jahrhundert», erzählt er. Dies habe ihm sozusagen den Ärmel reingezogen. Später machte sich Sternegg selbständig und vertiefte sich in der Antiquitätenbranche. So kamen regelmässig Räumungsaufträge zustande. Sein Durchbruch war, als er für das Tonwerk in Lohn eine geschichtsträchtige Dokumentation zusammenstellte. Das war vor rund 14 Jahren.
Vom Herzblut getrieben
Dadurch, dass sich Bruno Sternegg nicht zuletzt durch seinen beruflichen Background ein fundiertes Wissen aneignete, entwickelte sich der Schaffhauser zu einem wahren Experten der Schaffhauser Geschichte. «Da ich in Schaffhausen geboren wurde und hier aufwuchs, dachte ich immer, ich wisse sehr viel über Stadt und Kanton», lacht er. Doch weit gefehlt: «Im Laufe der Zeit entdeckte ich viele Zusammenhänge, die mir vorher nie bewusst waren und lernte zu vielen Geschichte die Hintergründe kennen.» Sternegg begann, Ordnung in diesem riesigen Archiv zu schaffen. Er digitalisierte abertausende Fotografien, sortierte diese akribisch und gestaltete dazu eine Website. Vom Herzblut getrieben, intensivierte der autodidaktische Historiker seine Arbeit während unzähligen Wochen, Monaten und Jahren. Zudem besuchte er Auktionen, reiste viel, klapperte diverse Läden im In- und Ausland ab, ging allen möglichen Spuren nach und recherchierte in jede Richtung. Im Mai 2014 eröffnete Bruno Sternegg auf Facebook die Gruppe «Schaffhausen Nostalgie», um ein paar fotografische Werke Interessierten zu präsentieren. «Das Interesse seitens der Facebook-User stieg kontinuierlich, während mir immer mehr Menschen Sammlungen von Nachlässen oder Räumungen vermachten», beschreibt er die Entwicklung. Später kam noch eine zweite Website dazu. «Nebst dem Kanton Schaffhausen ist auch das ganze Hegaugebiet sensationell dokumentiert», ergänzt Sternegg,