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Kultur
21.08.2023
22.08.2023 09:06 Uhr

Wie der Vater, so der Sohn

Felix Lämmli und sein Sohn Moritz haben den Groove im Blut.
Felix Lämmli und sein Sohn Moritz haben den Groove im Blut. Bild: Ronny Bien
Der Sohn lebt sein Talent schon zeitlebens aus und spielt in einer aufstrebenden Schülerband. Auch der Vater wuchs musikalisch auf und ist seit vielen Jahren als Tontechniker unterwegs auf Tour. Das «Bock»-Doppelporträt über Felix und Moritz Lämmli.

Moritz Lämmli ist ein gefragter junger Mann. Als Mitglied der Schülerband «Evil Onions», die der Musikschule Schaffhausen (MKS) angegliedert ist, hat der 12-Jährige in diesem Jahr einige Auftritte absolvieren dürfen. Schon seit einigen Jahren besteht diese Band, die unter der Leitung von Chasper Wanner im Laufe der Zeit an Kontinuität gewonnen hat. «Evil Onions» gehört zu den Pionieren unter den Schülerbands, die mittlerweile ausserhalb ihrer Schulanlässe Konzerte geben. Sehr zur Freude der Kids, wie Moritz Lämmli bestätigt: «Auch wenn die Nervosität vorhanden ist, macht es grossen Spass.» Vor drei Jahren durfte «Evil Onions» erstmals an den Street Music Nights auftreten. Und nun eröffnen sie am kommenden Donnerstag die «School Bands Night», die im Anlass integriert ist. 

Der Hang zum Rocksound

Pünktlich zum Feierabend trifft sich die Familie Lämmli im Garten. Wenn es um das Thema Musik geht, sind alle voll dabei. Auch Mutter und Sängerin Romy. Es ist nicht schwierig herauszufinden, wie Moritz und seine Zwillingsschwester Sofie, die begeistert Klavier spielt, zur Musik gefunden haben. «Bei uns zuhause stehen schon immer Gitarren herum, die bespielt werden wollen.» Später zeigte ihm sein Papa den AC/DC-Hit «T.N.T.», was den damals neunjährigen Moritz natürlich fesselte. «Musikspielen gibt mir Kraft, gerade wenn ich mal einen schlechten Tag habe», ordnet Moritz die Bedeutung, die die Musik für ihn hat, ein. Ihm gefällt auch das Zusammenspiel mit seinen «Evil Onions», die sich alle in seinem Alter befinden. «Mittlerweile versuchen wir schon, eigene Songs zu komponieren», erzählt Moritz stolz. Natürlich alles auf Englisch, denn «es klingt viel cooler», lacht er. In ihm steckt ein kleiner Rocker, was nur schon bei der Aufzählung seiner Idole deutlichwird: «Rage Against The Machine, Red Hot Chili Peppers, Nirvana – Hauptsache es groovt», strahlt der 12-Jährige.

Keine Liebe zum Cello

Viel Tourneeerfahrung hat Moritz’ Vater Felix Lämmli. Seit 17 Jahren begleitet er als Tontechniker den bekannten Schweizer Chansonnier Stephan Eicher auf dessen Touren. «Ich verbringe jeweils viele Wochen im Jahr in Frankreich und Belgien und durfte für ihn schon Tausende Konzerte abmischen», beschreibt der Schaffhauser seinen beruflichen Alltag.

Seine Eltern seien nie musikalisch gewesen, erzählt Felix Lämmli. Sein Vater durfte als Kind nie ein Instrument spielen, was diesen heute noch wurme. «Mit sieben Jahren begann ich wider Willen mit Cellounterricht, da dies vom Elternhaus so vorgegeben wurde. Ich hatte eine sehr strenge Lehrerin, wodurch sich die Freude am Cellospielen stets sehr in Grenzen hielt.» Doch für das musikalische Verständnis brachten die Lektionen dem jungen Felix handkehrum viel. Mit 14 Jahren beschloss er mit seinen Freunden eine eigene Funk-Rock-Band zu gründen. Doch weil kein Bassist vorhanden war, übernahm er diesen Part und tauschte das Cello mit einem E-Bass. «Erst kürzlich auf einer Tour hatten wir ein Cello dabei, welches ich erstmals wieder in die Hand nahm. Doch es war nie die grosse Liebe zwischen uns.» Felix Lämmli nahm Unterricht bei Bruno Niederhauser und schloss sich zwei Jahre später einer anderen Band an, die kurz darauf am damaligen «Volksbank-Wettbewerb» teilnahm, wo sie es durch die Vorausscheidung bis ins Finale schaffte. «Dieses fand im Bierhübeli in Bern statt. Es wurde sogar unseretwegen ein Fancar organisiert.» Auch wenn letztendlich «nur» der vierte Rang herausschaute, trug dieses Ereignis dazu bei, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, definitiv in der Musik Fuss zu fassen. Später absolvierte Felix Lämmli ein einjähriges Bassstudium am Musicians Institute BIT in Los Angeles.

Tontechnik – die Berufung

Schon fast unbewusst zeichnete sich ein neuer Karriereverlauf ab. «Ich nervte mich immer etwas über die schlechte Soundqualität, folglich fand ich mich immer wieder hinter dem Mischpult und stellte den optimalen Soundmix zusammen», erinnert er sich. Offenbar bewies Felix Lämmli so viel Talent, dass er auf eine Tontechnikerschule in Zürich aufmerksam gemacht wurde. «Dieser Input kam gerade richtig.» Die Ausbildung in Angriff genommen, standen bereits erste Jobs in dieser Branche an, sodass er schliesslich mit dem aktiven Bassspielen aufhörte und die Band verliess. Mittlerweile mischte er Konzerte im Kammgarn ab.

Polyvalent an den Instrumenten

Moritz spielt nicht nur Gitarre, sondern schnallt sich auch mal den Bass um. «Und ich setze mich auch ans Schlagzeug, was mir ebenso gefällt». Er schätzt es zudem, dass während eines Auftritts die Kinder an den Instrumenten rotieren. Auch in der Schule trifft Moritz das Glück innovativer Klassenlehrer, die von sich aus Instrumente zur Verfügung stellen. «Ich durfte schon mal ein Cajon ausprobieren», erzählt das junge Talent. Seine Mutter Romy Lämmli ergänzt dabei: «In der Musikstunde durften die Schüler:innen regelmässig jammen, was bei den Kids natürlich grossartig ankam.»

Bandraum versus Fussballclub

Die Musik steht bei der ganzen Familie Lämmli stets im Zentrum, auch wenn Moritz noch weitere Hobbys pflegt: «Die Kollegen fragen mich ständig, ob ich in den Fussballverein komme. Aber es genügt mir, wenn ich mit den Jungs auf den Bolzplatz gehe.» Er habe jedoch einen guten Freund, Noah, mit dem er regelmässig im hauseigenen Bandraum spiele. Wer weiss, ob die beiden eines Tages mit ihrer eigenen Band aus dem Keller steigen?

Schaffhausen24, Ronny Bien