Eine lange Saison neigt sich dem Ende zu, der wohlverdiente Urlaub zum Greifen nah. Doch nicht für alle Fussballer, denn Gianluca Frontino und Serge Müller haben das Privileg, die Schweiz an der U21-Europameisterschaft in Rumänien und Georgien, die vom 21. Juni bis 8. Juli dauert, zu vertreten.
Und die beiden sind nicht irgendwelche Kicker, sondern haben sich in der Munotstadt während des letzten Jahrzehnts einen Legendenstatus erarbeitet. Gianluca Frontino als Torgarant, Leistungsträger und Aufstiegscaptain, Serge Müller als beinharter Dauerbrenner im Abwehrzentrum, Elfmeterschütze vom Dienst und ebenfalls Anführer seiner Mannschaft. Zugleich erhielten die beiden namhafte Verstärkung von zwei weiteren FCS-Persönlichkeiten mit Legendenstatus, die dem Anlass ebenfalls mit grosser Spannung beiwohnten: Davide Mariani, mindestens bis Sommer beim FC Schaffhausen, und der frühere Publikumsliebling Faruk Gül.
Sportmanager und Kleinkindererzieher
Nachdem Gianluca Frontino seine Aktivkarriere als Fussballer beendete, musste er sich komplett neu orientieren. «Als Fussballer hast du keinen regelmässigen Ablauf, manchmal trainiert man vormittags, dann nachmittags. Vielleicht brummt der Trainer auch mal ein Straftraining auf. Als ich in der Versicherungsbranche einstieg, war das zwar eine riesige Umstellung, aber endlich hatte ich eine Struktur im Leben», erzählte der aktuelle Assistenztrainer des FC Wil 1900. Was sich allerdings für alle vier Protagonisten als Herausforderung herausstellte , war die Bedienung des Computers. «Was für viele als selbstverständlich erscheint, aus dem Effeff ein Programm bedienen zu können, ist für viele Fussballer eine riesige Challenge», bestätigten auch die beiden Gäste Faruk Gül und Davide Mariani, während Serge Müller sich ins Fäustchen lachte, weil die Jungen mit der Bedienung, wie etwa von Outlook, tendenziell etwas affiner sind. Bildung ist für alle essenziell, wie der jetzige FCS-Captain bestätigt. «Ich weiss, dass ich nicht bis 65 Fussball spielen werde, darum bilde ich mich parallel in einem Fernstudium weiter». Gianluca Frontino absolvierte die Diplommittelschule und auch Davide Mariani steckt in der Weiterbildung zum Sportmanager. Faruk Gül hingegen hat einen völlig anderen Weg eingeschlagen und arbeitet inzwischen als Kleinkindererzieher in einem Kindergarten nahe Messkirch in der deutschen Nachbarschaft.
Maximaler Erfolg
Im Fokus steht die U21 EM, an der Gianluca Frontino als Staffmitglied und höchstwahrscheinlich Serge Müller als Verteidiger teilnehmen werden. «Natürlich wollen wir gemeinsam Geschichte schreiben und den maximalen Erfolg anstreben», träumt der Jungtrainer. «Wir kennen die Kader unserer Vorrundengegner noch nicht. Theoretisch könnte Erling Haaland für Norwegen auflaufen. Auch Frankreich und Italien werden garantiert mit vielen jungen Stars antreten. Doch die Schweiz hat im Vorfeld bereits bewiesen, dass sie mit den Besten mithalten kann», gibt sich Serge Müller optimistisch. Die Vorrunde bestreiten die Schweizer im rumänischen Cluj-Napoca. Am 22. Juni wartet Norwegen, drei Tage später folgt das Duell gegen Italien und zum Schluss Frankreich. Daten, an denen neue Helden geboren werden.