Gleich hinter dem Bahnhof in Schaffhausen verbirgt sich ein weiteres Gebäude. Vor einigen Wochen wurde diese unter Denkmalschutz stehende Halle von den SBB äusserlich vorbildlich restauriert. Darin stehen drei modernisierte Dampflokomotiven der Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik AG (DLM), darunter die Lok 52 8055 mit Leichtölfeuerung (Bild Mitte), welche früher die Orient-Express-Züge des Reisebüros Mittelthurgau zog. Bei einem Rundgang durch das Lokdepot spricht Roger Waller, Geschäftsleiter der DLM darüber, weshalb sich das Unternehmen für eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Dampftraktion einsetzt. «Kohlefeuerung, Rauch, Russ und Funkenflug sind einfach nicht mehr zeitgemäss. Mit unserer Leichtölfeuerung können wir sauber und wirtschaftlich fahren», so Roger Waller, der sich wünschen würde, dass die attraktiven Lokomotiven wieder vermehrt auf den Schienen der Schweiz unterwegs sind. Die für diesen Winter geplanten Publikumsfahrten im Rangierbahnhof mussten nun aber pandemiebedingt verschoben werden, was Roger Waller sehr bedauert.
Dampfspeichertechnik mit Zukunft
Bei den zwei kleineren grünen Lokomotiven, die im Schaffhauser Depot stehen, handelt es sich um Speicherlokomotiven. Diese spezielle Bauform wird auch als feuerlose Dampflokomotive bezeichnet, weil sie mit extern erzeugtem Dampf aufgeladen wird, ähnlich wie eine Batterie, die mit Strom geladen wird. Der Dampf kann umweltfreundlich mit Abwärme oder Biomasse erzeugt werden, sodass die Speicherlokomotiven abgasfrei und CO2-neutral arbeiten. Weil sie keinen Heizer brauchen, ist der Einmannbetrieb ein wichtiger Beitrag zur guten Wirtschaftlichkeit. Weiter verursacht die einfache, robuste Bauart kaum Unterhaltskosten. Einzig die früher gebräuchlichen Gleitlager der Achsen und des Triebwerks erforderten gelegentliche Werkstattarbeiten. Mit heutigen Rollenlagern wären moderne Speicherlokomotiven praktisch unterhaltsfrei und könnten somit auch in Zukunft wieder vermehrt zum Einsatz kommen. Die Vorteile von Speicherlokomotiven sieht Roger Waller weiter darin, dass keine Fahrleitungen benötigt und somit nicht jede Strecke elektrifiziert werden muss. Für ihn verliere die Eisenbahn mit der stetigen Rationalisierung ihren Charme. «Früher war der Bahnbetrieb interessant und abwechslungsreich, heute sind es fahrende Wagen, die fast alle gleich aussehen», meint er. Wenn die Eisenbahn inskünftig nicht nur Pendler befördern will, sondern ihren derzeit geringen Anteil am Freizeitverkehr erhöhen möchte, muss sie attraktiver werden und wieder Emotionen wecken. Bei Dampfschiffen funktioniert diese Symbiose aus Attraktivität und umweltfreundlichem Betrieb schon heute. «In analoger Form sehe ich für unseren umweltfreundlichen Dampfbetrieb auch auf der Schiene eine Zukunft», erklärt Roger Waller abschliessend.