Prominente wie Johann Wolfgang von Goethe, der russische Zar Alexander oder die österreichische Kaiserin Sissi nächtigten schon in Neuhausen. Die Zeit der edlen Unterkünfte begann mit dem Bau des Hotels Weber. Es war die erste Gästeunterkunft über dem Rheinfall und wurde zwischen 1842 und 1844 erbaut. Von Anfang an beherbergte sie Herzöge und Grafen, edle Leute aus Deutschland, Frankreich und England. Als das Hotel später zum «Grand Hotel Schweizerhof» umbenannt wurde, stieg auch der Luxus nochmals an. 180 Gästebetten und 50 Betten für das Personal gab es im prunkvollen Haus. Die Ausstrahlung und Bekanntheit des Hotels wurden in gehobenen Kreisen immer grösser. 1867 residierte sogar die österreichische Kaiserin Sissi hier. Von ihrem Besuch ist überliefert, dass sie längere Zeit im Grand Hotel Schweizerhof weilte und unter anderem Lachs genoss, der damals noch im Rheinfallbecken gefangen werden konnte. Das Nachtessen von Sissi kostete laut Überlieferungen etwa gleich viel wie ein Wochenlohn eines Arbeiters.
Niedergang der Grands Hotels
Bereits zuvor, im Jahr 1863, wurde ebenfalls über dem Rheinfall das Hotel Bellevue erbaut. Es war die höchste Blütezeit des Neuhauser Tourismus, die aber nicht allzu lange anhalten sollte. Wie in der «Schaffhauser Kantonsgeschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts» nachzulesen ist, geriet der Tourismus am Rheinfall Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr in Schwierigkeiten. Besucherinnen und Besucher verweilten immer kurzfristiger in Neuhausen. 1902 wurde im Verkehrs- und Verschönerungsverein Neuhausen moniert: «Leider begnügen sich die meisten Besucher […] immer mehr damit, den Rheinfall nur oberflächlich und flüchtig zu betrachten. Solche Reisende – und ihre Zahl ist gross – verlassen dann in der Regel so schnell als möglich und in ihren Erwartungen in Bezug auf Grösse und Schönheit des Rheinfalles wenig befriedigt, Neuhausen.» Die immer stärker sinkenden Übernachtungszahlen führten dazu, dass 1911 die «Kurhaus & Grands Hotels Schweizerhof und Bellevue A.G.» Konkurs anmeldete. Das Grand Hotel Schweizerhof wurde später zum Ausbildungsinstitut «Rhenania» umgenutzt, bevor das Gebäude 1954 definitiv abgebrochen wurde. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Aussichtsplattform, die Rhenania-Terrasse. Das Hotel Bellevue diente vor und während dem Zweiten Weltkrieg als Heim für jüdische Flüchtlinge. Danach wurde es unter verschiedenen Besitzern als Hotel weitergeführt. Die Gäste waren aber nicht mehr Touristen, die den Rheinfall besuchten, sondern vor allem Geschäftsleute aus aller Welt, die wegen der Neuhauser Industrie den Weg hierher fanden. Aber auch das Hotel Bellevue gibt es heute nicht mehr. 1998 wurde es abgebrochen. An seiner Stelle steht seit 2008 eine Überbauung an exklusiver Wohnlage.
Auch heute kommen Touristen jedes Jahr in Scharen an den Rheinfall, um das Naturschauspiel aus nächster Nähe zu erleben. Der Trend des Tagestourismus konnte seit dem Ende der pompösen Hotels aber nie mehr rückgängig gemacht werden.