Der Aufschrei war gross, als in der Schaffhauser Politik Ende des letzten Jahres erneut der Vorschlag aufkam, den Rheinfall mit einem neuen Kraftwerk zur Energiegewinnung zu nutzen. Umweltverbände und Kritiker warnten, dass der grösste Wasserfall Europas zu einem Rinnsal werden könne und wiesen darauf hin, dass das Stimmvolk schon 2014 in einer Volksabstimmung einem ähnlichen Projekt eine Absage erteilte. Und auch aus dem Kanton Zürich, auf dessen Grund der Rheinfall zur Hälfte steht, kamen kritische Voten. So argumentierte Martin Farner von der FDP bei einer entsprechenden Diskussion im Zürcher Kantonsrat, dass wohl nicht das letzte Naturschauspiel der Wasserkraft geopfert werden müsse. Ein Kraftwerk am Rheinfall dürfte einen schweren Stand haben und der Idee droht einmal mehr die Versenkung, wie es schon mit anderen grossen Bauprojekten am Rhein der Fall war.
Schiffstunnel am Rheinfall
Vor 60 Jahren gab es am Rheinfall Pläne für ein weit grösseres Bauprojekt. Damit Frachtschiffe von Basel bis zum Bodensee fahren könnten, gab es Pläne für einen Schiffstunnel zwischen Dachsen und Neuhausen. Insbesondere die Bodenseekantone erhofften sich davon einen wirtschaftlichen Vorteil. Bis zu 80 Meter lange Schiffe sollten durch eine gigantische Schleuse bei Dachsen und anschliessend einen rund 550 Meter langen Tunnel in Richtung Neuhausen den Rheinfall von Basel herkommend umfahren können. Das Projekt wurde schliesslich aus Kostengründen fallen gelassen. Es war aber nicht die erste Visualisierung einer möglichen Umfahrung des Rheinfalls. Mehrere andere, teils waghalsige, Ingenieursprojekte gab es schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Das gigantischste mit dem Namen «Grosser Kohlfirst» entstand 1941. Damals plante der Ingenieur Adolf Eggenschwyler eine Schiffsstrasse von Ellikon am Rhein bis ins thurgauische Paradies, inklusive einem riesigen Hebewerk, einem hohen Damm und einem 3,6 Kilometer langen Tunnel.
Hafen in Schaffhausen
Pläne, den Rheinfall umfahren zu können, gab es schon Anfang des letzten Jahrhunderts. Hieraus folgend gab es 1914 auch konkrete Ideen, in der Stadt Schaffhausen einen Hafen für Lastschiffe zu bauen. Angedacht war an der Stelle der heutigen Grabenstrasse, die vom Rhein zum Obertor führt, per Aushub ein Hafenbecken mit der Grösse von 90 auf 30 Metern zu bauen. Allerdings war auch bei diesem Projekt die Kritik von Anfang an gross. Der kurz darauf ausbrechende Erste Weltkrieg brachte die grossen Hafenpläne zum Erliegen.
Autobahn über den Schaaren
In den 70er-Jahren erstarkte eine breite Gegenwehr gegen die Pläne einer Nord-Süd-Autobahn E70 in der Region Schaffhausen. Insbesondere die Idee, über das Naherholungsgebiet des Schaarens eine Autobahnbrücke zu bauen, erzürnte viele. 1973 formierte sich die «Aktion Rhy», die mit Demonstrationen gegen den Bau der Autobahnbrücke ankämpfte. Das Bündnis, dem Menschen verschiedener politischer Meinungen angehörten, schaffte es mit verschiedenen politischen Aktionen, dass die E70 schlussendlich zugunsten der heutigen Autobahnbrücke N4 zurückgestellt wurde.