Der dritte Teil der Ausstellungsreihe DOPPIO rückt zwei Positionen figurativer Malerei ins Zentrum. Wie gewohnt werde auch dieses Mal eine Künstlerin mit Bezug zur Region Schaffhausen gemeinsam mit einer künstlerischen Positionen aus anderen Teilen der Schweiz oder dem nahen Ausland gezeigt, teilt das Museum zu Allerheiligen mit.
Nadja Kirschgarten (*1979) wurde bereits mehrfach zur jurierten ERNTE-Ausstellung eingeladen und hat den Kanton Schaffhausen erfolgreich bei der Internationalen Bodenseekonferenz 2018 vertreten. Kirschgartens Werk fokussiert auf die Darstellung von Tieren sowie menschlicher, zumeist weiblicher, Figuren. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch ein Wechselspiel aus zurückhaltender Farbpalette und teilweise expressivem Duktus aus. Betrachtet man die Werkgenese der ausgestellten Werke von Nadja Kirschgarten, so ist eine klare Tendenz zur Reduktion auszumachen. Die Serie von Frauendarstellungen ebenso wie die Darstellung der tierischen Fabelwesen aus den Jahren 2015 bis 2019 sind geprägt von einer starken Unmittelbarkeit und Direktheit. Ganz im Gegensatz dazu zeichnen sich die neuen Arbeiten aus dem Jahr 2021 in ihrem flächigen Farbauftrag und den dominierenden Grautönen durch eine fast grafische Zurückhaltung aus. Die expressive Kraft ist dabei einer kühlen Reduktion gewichen, die weniger aufwühlt als vielmehr durch zurückhaltende Harmonien gefällt. Mit der Auswahl des in Stuttgart wohnhaften Fabian Treiber (*1986 in Ludwigsburg) wird erstmals ein im nahen Ausland lebender Künstler als Dialogpartner eingeladen. Treiber gehört zu einer jungen Generation von Malern, die klassischen Farbauftrag mit experimentellen Methoden kombinieren. Häufig arbeitet er mit Acryl, Ölpastell und Tusche, verwendet Pinsel ebenso wie Airbrush und Schablonentechniken. Seine Sujets scheinen altbekannt und überraschend zugleich: Er malt nahezu ausschliesslich Interieurs und Landschaften. Bei näherer Betrachtung entfalten sie jedoch häufig eine erstaunliche Widerborstigkeit. So kann man vor den grossformatigen Arbeiten Treibers lange Zeit damit verbringen, den Bildraum zu erkunden und sich durch die Auseinandersetzung mit den stets auf neue aufkommenden Rätselfragmenten treiben zu lassen. Vergleichsweise neu sind die Ausflüge Treibers in die Aussenwelt. Erst seit Anfang dieses Jahres tastet der Künstler sich von den Innenräumen in die Weite der Landschaft vor. Mit Tall Grass, Solid Air und Sundown doesn't last all Evening (alle 2021) sind drei der ersten Werke dieser neuen Richtung in dieser Ausstellung zu sehen.
Die beiden malerischen Positionen ergänzen sich sowohl motivisch als auch in ihrem malerischen Ansatz: Während Kirschgarten mit ihren Werken die Lebewesen liefert, steuert Treiber mit seinen Werken die passenden, menschenleeren Interieurs für die Ausstellung bei. Während die Farbpalette beider Kunstschaffenden erstaunliche Parallelen aufweist, variieren sie in ihren Methoden des Farbauftrags hingegen stark. DOPPIO III ist für beide Kunstschaffenden die erste museale Einzelausstellung in der Schweiz. Zur Ausstellung entsteht ein auf künstlicher Intelligenz basierender Audioguide. Ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der AWK Group AG.
Nadja Kirschgarten wurde 1979 in Zürich geboren. Sie studierte Bildende Kunst und Design an der Hochschule der Künste Bern. Im Jahr 2016 erhielt sie bei der Gamma Young Artist Competition den Best Young Artist of the Year Award der Yonsei Universität Seoul (Südkorea). 2018 vertrat sie den Kanton Schaffhausen bei der Internationalen Bodenseekonferenz und wurde in diesem Rahmen mit dem IBK-Förderpreis für Kunst und Kultur ausgezeichnet. 2019 erhielt sie vom Kanton Schaffhausen einen Kantonalen Förderbeitrag. Nadja Kirschgarten lebt und arbeitet in Stein am Rhein.
Fabian Treiber wurde 1986 in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) geboren. Er studierte Malerei und Intermediales Gestalten an der Akademie der Künste Stuttgart bei Prof. Reto Boller, Prof. Andreas Opiolka und Discoteca Flaming Star. Nach seinem Abschluss war er 2015/2016 Meisterschüler im Weißenhof-Programm der Bildenden Kunst. 2018 wurde Treiber mit dem Karl Schmidt-Rottluff Stipendium ausgezeichnet. Im Jahr 2021 ist er nominiert für den Großen Hans- Purrmann Preis (Preisvergabe ausstehend). Fabian Treiber wird vertreten von Galerie Mark Müller (Zürich), Haverkamp Galerie (Berlin), Galerie Ruttkowski (Köln/Paris) und Galerie Kant (Kopenhagen). Er lebt und arbeitet in Stuttgart.