Es freut mich, im Namen der Europäischen Märchengesellschaft (EMG) Grussworte nach Schaffhausen zu senden und allen, die sich zum Gelingen der Initiative «Märchen im Leben» einsetzen und sie fördern, zu danken.
Märchen werden von einer Generation an die nächste weitergegeben. Sie tragen dazu bei, Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität zu vermitteln und den Respekt vor der kulturellen Vielfalt und die menschliche Kreativität zu fördern. Im Jahr 2016 wurde das Märchenerzählen durch die Initiative der EMG von der Deutschen UNESCO-Kommission in das «Bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes» aufgenommen. Sechs Jahre zuvor gelang Helmut Wittmann, dem Eröffnungsreferenten des ersten Symposiums von «Märchen im Leben» (2019), die entsprechende Anerkennung in Österreich. In der Schweiz erwähnt die UNESCO das Märchenerzählen, weil es unter anderem im Einklang mit der Forderung nach gegenseitiger Achtung steht. Damit wird deutlich, welchen wichtigen Beitrag das Märchenerzählen auf verschiedenen Ebenen leisten kann.
Das Märchenerzählen stillt heute mehr denn je einen seelischen Hunger, das zeigen die Erfahrungen immer wieder. Märchen erzählen davon, dass das Leben trotz Gefahren und Herausforderungen glücken kann. Sie rufen: «Geh, mach dich auf den Weg und habe Mut, das Leben zu wagen!» Märchen stellen uns innere Bilder zur Verfügung, die dabei helfen können, mit den Herausforderungen des Lebens gut umzugehen. Sie erzählen immer wieder aufs Neue davon, dass Veränderung und Erlösung möglich ist und das Leben gelingen kann.
Die Initiative «Märchen im Leben» leistet mit ihrem Kultur- und Bildungsangebot einen wichtigen Beitrag dazu. Sie gibt Erwachsenen die Möglichkeit, sich mit Märchen auseinanderzusetzen und sich von ihnen im besten Sinne des Wortes unterhalten zu lassen. Damit verfolgt sie dasselbe Ziel wie die EMG: «Das Märchengut aller Völker zu pflegen und zu verbreiten, um damit zur Verständigung der Menschen untereinander beizutragen.»