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Kultur
16.08.2021
17.08.2021 08:02 Uhr

Der Rhein als Geldquelle

Ansicht der Stadt Schaffhausen 1795. Im Hintergrund die Grubenmannbrücke, vorne am Ufer Ledischiffe (Lädinen).
Ansicht der Stadt Schaffhausen 1795. Im Hintergrund die Grubenmannbrücke, vorne am Ufer Ledischiffe (Lädinen). Bild: Achilles Benz, Christian von Mechel, Stadtarchiv Schaffhausen
Im Mittelalter war Schaffhausen in der Region eine der reichsten Städte bis weit in den Süddeutschen Raum. Ihren Aufstieg erlangte sie dank Zöllen auf den Transport von Waren auf dem Rhein. Insbesondere der Salzhandel machte die Stadt reich.

Während mehreren Jahrhunderten waren die Flüsse in Europa die «Autobahnen» für den Transport und Schaffhausen und Stein am Rhein hatten quasi die Stellung einer Mautstelle. In Stein am Rhein mussten die Waren von den grossen Seeschiffen auf kleinere Transportschiffe für den Rhein umgeladen werden. In Schaffhausen wurde die Ware auf Fuhrwerke verladen und über die Steig nach Neuhausen transportiert, um unterhalb des Rheinfalls wieder verschifft zu werden. Beide Städte erhoben Zölle, verdienten an der Lagerung und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung verdiente mit entsprechender Arbeit ihr Geld. Der Schaffhauser Staatsarchivar Roland E. Hofer sagt: «Der Transport war besonders für Schaffhausen eine äusserst wichtige Einnahmequelle. Nicht nur die Stadt profitierte davon, sondern auch verschiedene Erwerbszweige, die daran beteiligt waren.» Für den Historiker ist klar: «Dass die Siedlung Schaffhausen überhaupt entstanden ist, hat im Wesentlichen mit dem Handel zu tun. Schaffhausen war dank dem Handel und den entsprechenden Zöllen bis weit in den Süddeutschen Raum die reichste Stadt.»

 Salz – das Gold Schaffhausens

Das ganz grosse Geld machten Schaffhausen und Stein am Rhein mit dem Salzhandel. Das Salz wurde in Bayern und im Tirol abgebaut und per Schiffstransport über Stein am Rhein und Schaffhausen in die ganze Schweiz geliefert. Rund zwei Drittel des gesamten Salzes, das in der Eidgenossenschaft benötigt wurde, kam somit über den Rhein. Historiker schätzen, dass rund 10 000 Tonnen des Mineralstoffes pro Jahr über Schaffhausen transportiert wurden. Roland E. Hofer weist darauf hin, dass das Salz von grosser Wichtigkeit war: «Es wurde dringend gebraucht für die Viehhaltung und um Lebensmittel, wie Fische, haltbar zu machen. Viel Salz ging auch in die Innerschweiz für die Herstellung von Käse.»

Zeugen der damaligen Handelsstädte

Auch heute noch erinnern einige Gebäude in Stein am Rhein und Schaffhausen an die einstige Blütezeit. Der Rhein als Transportstrasse für Waren hat im Ortsbild Spuren hinterlassen. Das heutige Hotel Rheinfels in Stein am Rhein beispielsweise war das ursprüngliche Lager- und Zollhaus der Stadt. In Schaffhausen waren Salzstadel, Güterhof und der heutige Schweizerhof, Zoll- und Stapelhäuser für die Waren. Die Namen mit «Salz» deuten auf die hauptsächliche Ware hin, die zu dieser Zeit dort gelagert wurde.

Harte Arbeit

Die Güter wurden bis zum Bau von Eisenhahnlinien mit Ledischiffen, sogenannten Lädinen, transportiert. Diese hatten eine ähnliche Form wie die Weidlinge, waren aber deutlich breiter und mit einem Segel ausgestattet. Roland E. Hofer sagt, dass die Schiffe speziell für den Rhein gebaut wurden: «Die Schiffe durften nicht zu gross sein und mussten gut manövrierbar sein. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Schiffe mit Waren auch gegen die Strömung, also rheinaufwärts bewegt werden mussten, wozu sie entweder von Pferden oder von Menschen am Ufer entlang gezogen wurden.» Diese Arbeit sei äusserst hart gewesen, ergänzt er.

Das Ende der Blütezeit

Mit dem Bau von Eisenbahnlinien verlor der Rhein rasch seine Wichtigkeit als Transportweg, was für die Städte Schaffhausen und Stein am Rhein schwerwiegende Folgen hatte, erklärt Roland E. Hofer: «Die Städte am Rhein verloren eine wichtige Einnahmequelle, deren Verlust in der Regel erst durch die Industrialisierung aufgefangen werden konnte.» Allerdings, fügt er an, wäre der Salzhandel vermutlich ohnehin zusammengebrochen, da 1836 in Schweizerhalle bei Basel grosse Salzvorkommen entdeckt wurden, die seither abgebaut werden. «Es war also nicht mehr nötig, Salz aus Bayern oder aus dem Tirol zu importieren.»

Ein Ledischiff wird von einem Pferd rheinaufwärts gezogen, unterstützt von Ruderern und dem gespannten Segel, hinten der Munot. Bild: Werner Kübler um 1618, Museum zu Allerheiligen
Yves Keller, Schaffhausen24