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Kultur
21.06.2021
21.06.2021 21:49 Uhr

Augen kulturell verwöhnen

Sämi Gasser ist mit Leib und Seele der Bühnenbildner fürs Theater Hallau.
Sämi Gasser ist mit Leib und Seele der Bühnenbildner fürs Theater Hallau. Bild: Marcel Tresch, Schaffhausen24
Das Theater Hallau feiert das Hundertjährige, das aus aktuellen Gründen nicht begangen werden kann. Trotz Tiefen überwiegen seit 100 Jahren aber die Höhepunkte, von denen der Verein in den vergangenen Zeiten einen an den anderen reiht. Möglich machen es jeweils kreative Leute auf und auch hinter der Bühne.

Das Theater Hallau wurde 1921 ins Leben gerufen. Für das Hundertjährige war deshalb Grosses vorgesehen. Die Pandemie brachte es jedoch mit sich, dass das Organisationskomitee die Planungen für ein Freilichtspiel frühzeitig abbrechen und schliesslich absagen musste. Die Gründe dafür sind nur allzu verständlich. Die Auflagen durch das Bundesamt für Gesundheit sind zu rigoros und hätten die finanziellen Möglichkeiten des Vereins im Weinbaudorf deutlich überschritten.

Das Bühnenbild ist ebenso wichtig

Dass das Theater Hallau schon seit Jahren grossartige Erfolge feiert, dafür sorgen die Laienspielerinnen und Laienspieler. Doch nicht nur, denn hinter den Kulissen sorgen zahlreiche Frauen und Männer dafür, dass sich die Stars und Sternchen, die während den Aufführungen auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, wie daheim in den eigenen vier Wänden fühlen. Für einen erfolgreichen Auftritt ist nämlich das Bühnenbild ebenso wichtig wie das Theaterstück selbst. Der Beruf der Bühnenbildnerin beziehungsweise des Bühnenbildners gehört in professionellen Schauspielhäusern zu den vielseitigsten Tätigkeiten innerhalb der bildenden Künste. Sie entwerfen das Bühnenbild für die einzelnen Szenen einer Inszenierung. Nach der Textanalyse und den Recherchen erstellen sie Entwürfe, die dann in massstabsgetreue Modelle umgesetzt werden, in denen sie die Raumwirkung und die technischen und szenischen Vorgänge simulieren. Die Profis sind dafür ausgebildet und verdienen damit ihre Brötchen. Nicht so in den Laientheatern, denen dafür das notwendige Geld fehlt.

Fünfköpfiges Team für Bühnenbau

Beim Theater Hallau ist es ein fünfköpfiges Team unter der Leitung von Sämi Gasser, das für den Bühnenbau verantwortlich ist. Dennoch haben die Laien mit den Profis wiederum etwas gemeinsam. Bei ihrer Arbeit müssen sie sich eng mit der Regie abstimmen. «Bei uns ist es so, dass beide Seiten ihre Vorschläge und Ideen einbringen und dann entschieden wird», sagt der 67-jährige Hallauer, der sich bei seinem Hobby durchaus bewusst ist, dass die Regisseurin oder der Regisseur am Ende definitiv bestimmt, wie das Bühnenbild aussehen soll. Die wichtigsten Voraussetzungen für dieses Hobby des Bühnenbauquintetts sind neben dem Organisationstalent auch eine reiche Fantasie und Kreativität. Hinzu kommen eine ausgeprägte malerische und handwerkliche Begabung.

Bis 1997 selbst Theater gespielt

«Das Chlüttere hat mir immer am besten gefallen», betont Sämi Gasser, der bis 1997 selbst schauspielerte und dann beim Bühnenbau mithalf, wenn Not am Mann war. Seither wirkt der ehemalige Werkzeugmacher, Baumaschinist und Magaziner beim Theater Hallau im Hintergrund mit, was dem seit sieben Jahren pensionierten Mann ausserordentlichen Spass bereitet: «Mir fällt das Arbeiten leichter von der Hand als das mühsame Lernen der Texte.» So gesehen hat er heute schon beinahe Mitleid mit den Frauen und Männern, die nach den Sommerferien für mindestens vier Wochen damit beginnen, die gesprochenen Einsätze einzutrichtern. Bei diesen Trockenproben ist er als Bühnenbildverantwortlicher dennoch dabei. Schliesslich muss er die Szenen kennen und wissen, wo die Schauspielenden auf der Bühne stehen müssen. Bis jeweils im November arbeiten er und sein Team, von dem er aufgrund dessen Fähigkeiten und Engagements hell begeistert ist, im Hintergrund und bereiten das Material für das Bühnenbild vor.

Bühnen- und Tribünenbau mit System

In früheren Jahren kannte der Bühnenbau im Hallauer Gemeindehaussaal weder ein System noch eine lange Überlebensdauer. Heute können die Elemente mehrfach verwendet und mit minimalem Aufwand abgeändert werden. «Dabei wird alles fest montiert und verschraubt», sagt Sämi Gasser. Das gleiche gilt für die Tribüne, die inzwischen seit mehr als 30 Jahren auf- und abgebaut wird. Spannend findet der rüstige Pensionär auch das Mithelfen beim malerischen Gestalten des Bühnenbildes. «Da sind Lernende eines örtlichen Malerbetriebes die Chefs und ich bin der staunende Handlanger, wie realistisch die Räume künstlerisch gestaltet werden können.» Entsprechend gefällt Sämi Gasser die komplette Theaterwelt und in dieser das harmonische Miteinander: «Die einen können nicht ohne die anderen und wenn das Ganze noch viel Spass macht, dann haben wir miteinander das Ziel erreicht.»

Als langjähriger Medienpartner begleitet der «Bock» das Theater Hallau auch in diesem Jahr redaktionell, obwohl keine Jubiläumsaufführung stattfinden wird. Alle rund zwei Monate erfahren unsere Leserinnen und Leser vieles über die Entstehung, Geschichte, Aktualitäten und Zukunft der erfolgreichen Mimen aus dem Weinbaudorf.

Bild: Marcel Tresch, Schaffhausen24
Marcel Tresch, Schaffhausen24