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Gesellschaft
20.10.2020

Menschen interessieren mich mehr als Maschinen

Urs Nüesch eröffnete dieses Jahr seine eigene Praxis im Bereich Systemische Hypnotherapie und Coaching.
Urs Nüesch eröffnete dieses Jahr seine eigene Praxis im Bereich Systemische Hypnotherapie und Coaching. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Wie der Gächlinger Urs Nüesch vom Elektroingenieur zum Hypnosetherapeuten wurde.

«Bei mir klemmt es irgendwie überall im Leben» ist nur ein Grund, warum Menschen Hypnosetherapien aufsuchen. Seit diesem Jahr ist Urs Nüesch im Bereich Systemische Hypnotherapie selbstständig und unterstützt Klientinnen und Klienten auf dem Weg zu mehr Zufriedenheit und Freude.

Mensch verliert an Bedeutung

Viele Hypnosetherapien konzentrieren sich darauf, in Trance positive und kraftvolle Bilder zu suggerieren. «Ich räume da auf, wo die Ursache des Problems liegt», beschreibt Urs Nüesch sein Vorgehen, das sich Aufdeckende Hypnose nennt. Der 56-Jährige ist im Baselbiet aufgewachsen und lebt heute in Gächlingen. Nach seinem Elektrotechnik-Studium kam er wegen des Jobs in die Region. Fast 29 Jahre lang hat er in der Industrie gearbeitet. «Anfangs war es ein Hobby, mich mit Energietherapien zu beschäftigen», so Urs Nüesch. Nebenberuflich absolvierte er Coaching-Ausbildungen und befasste sich unter anderem mit der Chinesischen Quantum-Methode sowie der Klopfakupunktur. Er merkte, dass ihn Menschen mehr interessieren als die Technik. «In der Industrie verliert der Mensch immer mehr an Bedeutung, und ich wusste, dass ich einen Ausweg aus dieser Welt suchen muss», so der Hypnotherapeut, der im Herbst 2019 die Ausbildung zum Systemischen Hypnotherapeuten abschloss. Seither arbeitet er in Praxisgemeinschaften in Schaffhausen und Neunkirch. Während etwa eines Jahres erwarb er vertiefte Kenntnisse in Systemischem Coaching und Hypnotherapie, bestehend aus Theorie und intensiver Praxis. «Einen der Schwerpunkte der Ausbildung bildete die Arbeit an einem selbst», so Urs Nüesch. «Bevor Kundschaft empfangen wird, sollte man die eigenen Baustellen bearbeitet und somit sein eigenes Leben weitgehend im Griff haben.»

Betroffene haben Schuldgefühle

Für wen ist diese Therapieform sinnvoll? «Grundsätzlich für alle, die bereit sind, ein Problem wirklich anzugehen», erklärt Urs Nüesch. Neben der Behandlung von Blockaden und Ängsten aller Art unterstützt er auch Menschen, die traumatische Erlebnisse erlitten haben. Missbrauch sei ein häufiges Thema. «Oft fühlen sich die Betroffenen schuldig», so der Therapeut. Nicht selten komme es vor, dass solche Ereignisse aus der Vergangenheit verdrängt werden. Die Menschen erinnern sich nicht mehr daran, was sie als Kind erlebt haben. Und genau hier setzt die Hypnotherapie an: «Neben der angenehmen Entspannung wird in der Trance der Verstand etwas zur Seite geschoben.» Wichtig sei das erhöhte Erinnerungsvermögen. «Man wundert sich, dass man von Sachen redet, an die man sich eigentlich gar nicht mehr erinnern konnte», so Urs Nüesch.

Hypnose nur ein Hilfsmittel

Aber wann genau ist jemand in Trance? «Jeder kennt das: Kurz vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen oder beim langen Geradeausfahren auf einer Autobahn ist das Gehirn in diesem Bewusstseinszustand, der auch Alpha-Zustand genannt wird», erklärt Urs Nüesch. Je nach Erfahrung fällt eine Person innert wenigen Sekunden in Trance, in der Regel dauert es länger. Die Tiefe der Trance ist hingegen abhängig von der Hypnose-Methode. «In der Aufdeckenden Hypnose ist es wichtig, dass die Personen mit mir kommunizieren können», so Urs Nüesch, der sich vor allem in einer unterstützenden Funktion sieht. «Eigentlich ist die Hypnose nur ein Hilfsmittel und erst mal ziemlich unspektakulär.»

 

«Es braucht den Willen, etwas ändern zu wollen.»
Urs Nüesch, Systemischer Hypnotherapeut

Der Wille, etwas zu ändern

Eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Therapieverlauf ist Vertrauen zum Therapeuten. «Und der Wille, etwas ändern zu wollen», ergänzt Urs Nüesch. Positive Erfahrungen hat der Hypnotherapeut auch mit der Anwendung bei psychosomatischen Problemen gemacht. «Oft sind Menschen blockiert, weil sie Ereignisse aus der Vergangenheit nicht klären konnten», erklärt Urs Nüesch. Ein klassisches Beispiel ist die Nervosität bei Präsentationen. Ob Angstschweiss, Bauchschmerzen oder Sprachlosigkeit: Meist handelt es sich um ein negatives Erlebnis von früher, das im Trance-Zustand ausfindig gemacht werden kann.
«Ich führe die Menschen zurück in Situationen, welche diese Verhaltensweise hervorgerufen haben», so Urs Nüesch. Dies könne sich auf Schikanen in der Kindheit beziehen, könne aber sogar auf die Schwangerschaft oder frühere Generationen zurückführen. «Hat man die Ursachen erst mal erkannt und bearbeitet, kann sich die gewünschte positive Wirkung im Alltag entwickeln.»

Weitere Informationen zur Systemischen Hypnotherapie sind unter www.urs-nueesch.ch zu finden.

Lara Gansser, Schaffhausen24