Ja, die Korrespondenz in Italien sei eine Traumstelle gewesen, sagt Franco Battel in seiner Wohnung in Zürich. Sein Büro ist aufgeräumt, die Ordner in den USM-Haller-Möbeln der Farbe nach eingegliedert. Im Büchergestell fallen die dicken «Schunken» der Schaffhauser Kantonsgeschichte als Erstes auf. Seit nun einem Monat ist der studierte Historiker wieder in der Schweiz. So ganz wieder eingelebt habe er sich aber noch nicht, gibt er zu, das brauche wohl noch einen Moment.
Italienische Wurzeln
Schon vor seinem Stellenantritt als Korrespondent in Rom 2015 hatte Franco Battel eine ausgeprägte Beziehung zum sonnengesegneten Land südlich der Schweiz. Sein Vater, der aus Italien in die Schweiz eingewandert war, brachte ihm die Kultur näher, eine Reise nach Rom im Alter von 18 Jahren entfachte in ihm das Feuer für die geschichtsträchtige Stadt und ein Auslandsemester in der italienischen Hauptstadt ermöglichte ihm einen intensiveren Einblick ins tägliche Leben der Italienerinnen und Italiener. Das sei für seine Aufgaben als Korrespondent durchaus ein Vorteil gewesen: «Ich habe ein Wissen, das es mir erlaubte, das Land einigermassen einzuschätzen. Das ist gerade bei Italien nicht ganz unwichtig, denn eigentlich alle Schweizerinnen und Schweizer haben ihr eigenes Italienbild, weil sie schon einmal da waren. Die Leute können über dieses Land mitreden, was bedeutet, dass es als Korrespondent mehr Wissen braucht, als wenn ich beispielsweise aus Australien berichten würde.»
Lockerer geworden
Auch wenn Franco Battel italienische Wurzeln hat, sieht er sich selber in vielen Dingen als klassischen Schweizer. So sei er zum Beispiel ausserordentlich pünktlich. Ein Begriff, den die Italienerinnen und Italiener bekanntermassen etwas lockerer interpretieren. «In Italien können Sie immer verspätet sein, da dreht einem niemand einen Strick draus. Sagen wir es so: Ich selbst bin immer noch sehr pünktlich, aber ich habe in den letzten Jahren eine gewisse Gelassenheit entwickelt, was die Pünktlichkeit von Mitmenschen anbelangt.» Abgemachte Interviews fanden manchmal etwas später statt als geplant. Dafür habe es dank der südländischen Aufgeschlossenheit auch viele ungeplante Gespräche gegeben: «Die Italienerinnen und Italiener sind ein enorm interessiertes Volk. Wenn ich da ein Mikrofon auspacke, kommen sie automatisch. Das pure Gegenteil von Liechtenstein, da sprangen alle davon, wenn ich früher als Auslandjournalist des Radios kam.» Nur in einem Punkt seien unsere südlichen Nachbarinnen und Nachbarn deutlich weniger locker als die Leute in der Schweiz. Beim Thema Essen höre der Spass bei den Italienerinnen und Italienern auf: «In der Schweiz haben wir eine Galgenfreiheit beim Essen, in Italien hingegen gibt es einen klaren Kanon, was, wie zu essen ist. Das hat abgefärbt. Ich erachte heute Spaghetti alle vongole mit Parmesan als Verbrechen. Da tun Sie den Spaghetti also wirklich Gewalt an», sagt er mit einem väterlichen Lachen im Gesicht, seine Stimme bleibt indes ernst: «Das macht man nicht.»