Jens Lampater wurde 1976 als Sohn eines Deutschen und einer Engländerin in Ulm geboren. Nach seinen Kinder- und Jugendjahren studierte er in München und London Literatur- und Theaterwissenschaft sowie Anglistik, also die Wissenschaft, die sich mit der englischen Sprache, der englischen Literatur und der Kultur des englischen Sprachraumes auseinandersetzt. Im Weiteren absolvierte er später im Vereinigten Königreich das Masterstudium in Arts Management. Letzteres befähigt ihn dazu, strategische und operative Aufgaben im Management und in der Führung von Kulturbetrieben und Kulturprojekten zu übernehmen. Für die Munotstadt ein Glücksfall, als sie 2009 die Stelle des Leiters des Stadttheaters Schaffhausen ausschrieb. Als sich Jens Lampater dafür bewarb, verfügte er bereits über reichliche Erfahrung durch seine Tätigkeit als Dramaturg im Londoner Globe Theatre, im Theater Ulm und als leitender Dramaturg im Theater St. Gallen. «Bis zu meinem Stellenantritt hatte ich keinerlei Berührungspunkte mit der öffentlichen Verwaltung», so der Leiter des Schauspielhauses an der Ecke Tanne/Herrenacker und Kulturbeauftragter der Erkerstadt.
Auch eine gehörige Portion Bauchgefühl
Eine sehr spannende und interessante Aufgabe, bei der Jens Lampater – zusammen mit seinem Team – Veranstaltungstermine plant und für die Produktionen und Stückeinführungen zuständig ist. Im Weiteren hat er das Personal und die Finanzen in Einklang zu bringen, was nicht immer einfach ist, da er zudem verschiedene andere Aufgaben im Bereich der städtischen Kulturförderung zu erfüllen hat. Inklusive Vermietungen werden im Stadttheater Schaffhausen jährlich mehr als 100 Veranstaltungen durchgeführt. Mit Blick auf die Programmvielfalt lässt sich nur annähernd erahnen, wie vielseitig die Berufsausübung von Jens Lampater sein muss. Gerade die Auswahl von Produktionen setzt nämlich viel Fingerspitzen- und auch eine gehörige Portion Bauchgefühl voraus. Anders als die monothematischen Aufführungshäuser gleicht das Stadttheater Schaffhausen eher einem «Gemischtwarenladen», der für das sehr altersunterschiedliche Publikum ein breites Spektrum an Darbietungen abzudecken hat. Deshalb braucht es für den Verantwortlichen eben den berühmten Spürsinn, den Geschmack möglichst vieler zu treffen, wofür er sich als Kulturreisender in anderen Städten viele Produktionen anzusehen hat.
Auch Experimentelles und Neues dabei
Ob eine Saison den durchschnittlich 35 000 Besuchenden gefällt, erfährt Jens Lampater meist erst im Nachhinein. Von ihm erfordert es zudem viel Mut, im Stadttheater gelegentlich Experimentelles und Neues zu zeigen, denn das Publikum, sehr oft auch von ennet der Kantons- und Landesgrenzen, ist durchaus neugierig auf Spezielles und noch nie Dagewesenes. Die Suche nach der geeigneten Aufführung ist mit Sicherheit von persönlichen Gefühlen, Interessen und Vorurteilen geprägt. «Nicht alles, was mir nicht gefällt, muss automatisch dem Publikum nicht gefallen», so der städtische Kulturbeauftragte. Deshalb freut er sich darüber, dass das Stadttheater von einem beispielhaften Publikum (davon rund die Hälfte mit einem Abo) lebt, das sich gern und viele Produktionen ansieht.