Reinhard Brühlmann, der Vater des Thaynger Gemeindepräsidenten, war Gemeinderat in Lohn. Monika Brühlmann, die Mutter des heute 47-Jährigen, ging in Barzheim gemeinderätlichen Verpflichtungen nach. Insofern lässt sich schon beinahe der Hang zur und das Interesse an der Politik von Philippe Brühlmann erklären. «Zuhause haben wir jedoch nicht nur politisiert, sondern sehr oft darüber gesprochen, wie wichtig ein überzeugtes Engagement in einem Milizamt ist», erklärt das noch bis Ende des laufenden Jahres in Thayngen amtierende Gemeindeoberhaupt. Nach einigen Jahren im Einwohnerrat schaffte der SVP-Politiker 2012 den Sprung ins Gemeindepräsidium und hängte dafür den Traumberuf Pilot an den Nagel. Die oft gemachte Aussage über den ehemaligen Job relativiert er allerdings. Für einen Menschen, der kreativ ist und etwas mitgestalten will, sei der Beruf Pilot falsch. Nur die Mission des Startens, Fliegens und Landens war für ihn nicht ganz aus- und erfüllend. Auf Anfrage von verschiedenen Leuten, die bei ihm einen Denkprozess anstiessen, entschloss er sich zur Kandidatur, wurde auf Anhieb gewählt und damit der Nachfolger des langjährigen Gemeindepräsidenten Bernhard Müller von der SVP. «Damit hatte ich das sagenhafte Glück, zum zweiten Mal ein Hobby zu meinem Beruf zu machen», ist er heute noch dankbar, dass er sich für diesen Schritt, der sein Leben verändern sollte, entschieden hat.
Kantonsrat bleiben
Mit dem bereits vor einem Jahr geplanten und entsprechend früh angekündigten Ausscheiden aus der Exekutive kehrt Philippe Brühlmann zwar der Gemeindepolitik den Rücken, will jedoch im Schaffhauser Kantonsrat, dem er seit 2013 angehört, noch einmal eine Legislatur anhängen, sofern er gewählt wird. «Alles danach ist noch offen», antwortet er auf die Frage nach seinen weiteren politischen Plänen. «Es ist die Mischung aus persönlichen Gesprächen und den Auseinandersetzungen mit Themen der Gesellschaft, die mich fasziniert», erklärt er seine Freude am Politisieren. Es sei faszinierend, gemeinsam mit anderen Menschen, unabhängig der politischen Gesinnung, Projekte für die Allgemeinheit anzupacken, erfolgreich zu Ende zu führen und zuzusehen, wie diese von allen getragen werden. Dazu zählt der SVP-Mann im Grundsatz das Seniorenzentrum, das ihn beinahe die ganzen acht Jahre begleitet hat, die Infrastrukturverbesserungen, die Gemeindewerke, die mehrheitlich auf dem neuesten Stand und somit auf Kurs sind, sowie der Bereich Bildung, mit dem sich die Gemeinde sehen lassen kann.
Schon früh entschieden
Dass er sich für den Rücktritt als Gemeindepräsident entschieden hat, beruht auf seiner Standortbestimmung, die er vor einem Jahr vorgenommen hat. «Wenn die Motivation für das Weitermachen nicht mehr zu 100 Prozent stimmt, dann musst du gehen, und es ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür», betont Philippe Brühlmann, der schon vor seinem Amtsantritt gesagt hat, dass er höchstens acht bis zwölf Jahre der Gemeinde vorstünde. Den frühen Zeitpunkt der Bekanntgabe wählte er zudem bewusst, damit genügend Zeit für die Kandidatensuche vorhanden bleibt. Eine typische Vorgehensweise des 47-Jährigen, der frühzeitige Entscheide mag, damit nichts überstürzt wird. Der Scheidende ist davon überzeugt, dass er Ende 2020 eine gut strukturierte und dynamische Gemeinde in neue Hände übergeben kann. «Am meisten Spass bereitete mir die Präsentation der Gemeinde, auf die ich stolz bin», blickt Philippe Brühlmann gern auf die vergangenen acht Jahre zurück.
Lieber falsche als gar keine Entscheidung
Aber es gibt auch Dinge, die er weniger toll findet. Dazu gehören beispielsweise Luxusprobleme und die Unzufriedenheit mit zunehmendem Wohlstand. Entsprechend ist er davon überzeugt, dass dieses Verhalten, in welcher Art auch immer, einen Bumerangeffekt nach sich ziehen wird. Besonders beeindruckt war der SVP-Mann immer wieder von den unzähligen persönlichen Begegnungen, ob mit sogenannt normalen Leuten oder mit Polit- und anderen Grössen. Die Achtung und Wertschätzung gegenüber den Menschen und der Natur ist dem Mann, der lieber eine falsche als gar keine Entscheidung trifft, ein wichtiges Anliegen: «Ich habe die Menschen gern, auch wenn mir dann und wann politisch ans Bein gepinkelt wird.»