Die ursprüngliche Destination einer Apotheke als Arzneiproduzentin hat sie schon lange verloren und übt sie heute nur noch in vernachlässigbarem Ausmass aus. Mit der Entstehung der pharmazeutischen Industrie wandelte sie sich zur Logistikerin in einem weitgehend staatlich regulierten Markt. Mit Marktöffnungen und -liberalisierungen traten dann neue Spielerinnen und Spieler auf den Plan, welche mindestens teilweise diese Funktion auch übernehmen können. Erneut stand ein Aufbruch zu neuen Ufern an: Von der Logistikerin zur medizinischen Dienstleisterin. Zwar befindet sich dieser Prozess noch in einem embryonalen Stadium aber schon jetzt ist klar: Dieser Schritt ist enorm komplex und erfordert komplett neue Konzepte und Denkweisen; mit den Methoden des letzten Jahrtausends jedenfalls ist das nicht zu schaffen. Welche Instrumente und Werkzeuge uns dabei helfen, zeichnet sich aber schon heute ab: Sie liegen allesamt im Bereich der Digitalisierung und der informatisierten Betriebsführung. Das kann einem gefallen oder nicht – am Ende zählt immer das Resultat.
Und so kommt es, dass die Mutter des 12 Jahre alten M. am Sonntagvormittag in der Apotheke auftaucht und nach Ohrentropfen verlangt. Ja, genau: Ohrenweh hat der Junge seit zwei Tagen, keinen Hörverlust, keinen Ausfluss und auch keinen Schwindel. Aber seit einer Woche mässig starke Erkältungssymptome. Da deutet doch vieles auf eine klassische Mittelohrentzündung hin, dennoch soll sie den Jungen doch besser vorbeibringen, damit man sich die Sache anschauen kann. Nach einer halben Minute Ohrinspektion ist klar: Der Junge hat keine Mittelohrentzündung sondern einen anderen Sommerklassiker: Eine Entzündung des äusseren Gehörganges, vermutlich verursacht durch das viele Baden im Rhein. Was da so ganz banal, logisch und einfach daherkommt, ist die monatelange Arbeit an durch Spezialärzte supervisierten Fallbeispielen. Internet, Online-Foren, E-Plattformen machten das möglich. Und so bekommt M. die richtige Therapie.