Die Freiheit für künstlerisches Schaffen inmitten der Altstadt von Schaffhausen: Genau das bietet das «Fischergässli». Das Kollektiv Fischergässli, bestehend aus Jasmin Trapletti, Michael Ose, Sabrina Niederer, Armin Sommer und Oliver Vogelbacher, kreierte in der kleinen Gasse in der Unterstadt einen Raum für Kunstschaffende und -interessierte. «Bloss en chline Ruum inere chline Stadt» lautet der Slogan des Raums. Die fünf Freunde möchten mit dem 80 Quadratmeter grossen Raum kreativen Köpfen, die einen Bezug zu Schaffhausen haben oder im Kanton wohnhaft sind, einen Ort bieten, um ihre Kunst auszustellen, Kurse anzubieten, Lesungen oder Konzerte zu organisieren, sowie eine kreative Anlaufstelle werden. «Wir haben eine lange Liste an Ideen, was wir hier drinnen veranstalten können», erklärte Jasmin Trapletti, als der «Bock» im «Fischergässli» vorbeischaute. «Aber eigentlich freuen wir uns über jegliche Ideen, die auch von anderen Personen kommen und den Raum bespielen.» Das «Fischergässli» feierte im Juli seine Eröffnung. Das Interesse war gross, denn rund 140 Personen besuchten den Anlass. Als erster Künstler durfte Stefan Kiss während eines Monats seine Werke ausstellen. Die nächste Ausstellung ist bereits in Planung.
Ein Ort für Austausch
Die Idee, einen solchen Raum in Schaffhausen zu schaffen, kam den fünf Freunden an einem Weihnachtsessen im vergangenen Dezember. Alle haben ein Flair für Kunst und Kreativität. Da sie Vollzeit arbeiten, gehen sie ihren künstlerischen Tätigkeiten neben der Arbeit nach. «Dann hast du keine Zeit, eine Galerie mit einer grossen Fläche zu füllen», sagte Jasmin Trapletti. So entstand die Idee, einen kleinen Raum zu kreieren, wo ein Zusammenschluss von Kunstschaffenden oder auch einzelne Künstlerinnen und Künstler auf einer kleinen Fläche ihre Werke ausstellen können: «Einfach ein kleiner Raum für die Ideen der Schaffhauser Bevölkerung.» Das Kollektiv Fischergässli finanzierte den Raum selber, baute ihn um und installierte alles Notwendige, wie beispielsweise die mobilen Trennwände. Es geht hierbei nicht um Profit, sondern um die Leidenschaft für künstlerisches Schaffen.Ein Loungebereich soll die Besucherinnen und Besucher dazu einladen, Platz zu nehmen, sich wie in einem Wohnzimmer zu fühlen und dabei die Kunst zu geniessen. «Es sollen hier auch Diskurse, ein Austausch und ein gemütliches Beisammensein stattfinden», so die Schaffhauserin.
Anlaufstelle für kreative Köpfe
Künstlerinnen und Künstler können ihre Ideen in Form von Dossiers an das Kollektiv senden. Das Fünfergremium entscheidet dann, ob die Werke ausgestellt werden oder die Veranstaltung stattfindet. Für Werkausstellungen können die Künstlerinnen und Künstler eine Woche vor Ausstellungsbeginn in den Raum und diesen nach ihrem Geschmack gestalten. Die Dauer der Exposition beläuft sich jeweils auf etwa einen Monat. Miete haben die Kunstschaffenden keine zu zahlen, nur die Unkosten müssen gedeckt werden. Die Besucherinnen und Besucher können für die Getränke einen Kollekte-Beitrag leisten. «Wenn die Kollekte gut läuft, dann reinvestieren wir das Geld in den Raum», erklärte Jasmin Trapletti.
Für sie selbst ist es eine sehr spannende Zeit, denn in kurzer Zeit lernte sie bereits viele Personen kennen: Von kunstliebhabenden Laien bis hin zu Kuratoren besuchten bereits viele Interessierte den kleinen Raum im Fischergässli. «Ich kannte vorher die Schaffhauser Kunstszene nur flüchtig. Es ist wahnsinnig schön, wie viele kunstschaffende Personen wir hier haben. Vor allem auch junge Leute.» Der Start ist dem Kollektiv Fischergässli jedenfalls gelungen. Sein Ziel, eine Anlaufstelle für kreative Köpfe und Ideen zu werden, wird es weiterhin mit viel Engagement verfolgen.
Unter www.fischergaessli.ch sind weitere Informationen zum «Fischergässli» zu finden.