«Es herrschte eine spürbare Unzufriedenheit im Dorf», so Silvia Sigg rückblickend auf das Jahr 2012, in dem sie zur Gemeindepräsidentin gewählt wurde. Da sie selbst seit 1997 in Büttenhardt wohnt und zu diesem Zeitpunkt bereits über sechs Jahre Schulpräsidentin war, teilte sie diese Unzufriedenheit und beschloss, etwas ändern zu wollen. «Es bringt nichts, nur zu reklamieren, ich wollte etwas bewegen.»
Vertrauen der Bevölkerung erkämpft
Besonders am Anfang forderte die Situation Silvia Sigg sehr. «Wir mussten uns das Vertrauen der Bevölkerung hart erkämpfen», so die amtierende Gemeindepräsidentin. Bei ihrem Amtsbeginn trat der Gemeinderat in einer fast neuen Besetzung auf. Es habe ein bis zwei Jahre gedauert, bis sie voll von der Dorfbevölkerung akzeptiert wurde. Und wie hat Silvia Sigg das geschafft? «Mit Transparenz und einer offenen Kommunikation.»
Das Dorf Büttenhardt ist die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Schaffhausen und zählt knapp 420 Einwohnerinnen und Einwohner. Vor gut zwei Jahren scheiterte die geplante Fusion mit den Gemeinden Lohn und Stetten an der Urne. «Auch wenn die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden sehr gut ist, war das die richtige Entscheidung», so Silvia Sigg, die sich auch für die Zukunft wünscht, dass Büttenhardt eigenständig bleibt. Zu den grössten Projekten innerhalb ihrer Amtszeit zählt die Politikerin die Inbetriebnahme des Quartiers Langärgete. Die Gemeinde erwarb 15 Parzellen und hat diese dann weiterverkauft. «Besonders finanziell war das sehr positiv für die Gemeinde», so Silvia Sigg. Seit ihrem Amtsantritt ist der Steuerfuss um über 20 Prozent gesunken. Ein weiteres präsentes Thema der letzten zwei Jahre waren die Schulen von Büttenhardt und Lohn. Obwohl die Kinder in gemeinsamen Klassen unterrichtet werden, gab es bis anhin zwei separate Schulbehörden. «Endlich haben wir uns in einem Schulzweckverband zusammengeschlossen und können so Wege verkürzen und Synergien nutzen», so die Schulreferentin.
Nach knapp neun Jahren im Amt kann Silvia Sigg ihrem Nachfolger zunächst eines mit auf den Weg geben: «Die richtige Kommunikation mit der Bevölkerung macht aus, ob jemand akzeptiert wird oder nicht.» Und gerade weil Büttenhardt so klein ist, ist der tägliche Kontakt mit der Bevölkerung unvermeidlich. «Telefonate kommen immer», so die Politikerin. Es sei deshalb wichtig, sich trotzdem von der Arbeit abgrenzen zu können. Zum neuen Gemeindepräsidenten wurde vergangenen Sonntag Alex Schlatter, der schon länger im Gemeinderat und als Tiefbaureferent tätig ist, gewählt.
Endlich wieder ein Café
Voller Vorfreude schaut die 60-Jährige dem 19. September entgegen. In der Schöpfe in Büttenhardt wird endlich wieder ein Café eröffnet. «Ein Ort, der ein Treffpunkt für alle ist, hat bis anhin gefehlt», so Silvia Sigg. Als gelernte Konditorin-Confiseurin ist ihr die Leidenschaft zum Backen gegeben: Seit zwei Jahren ist sie wieder berufstätig und Teilhaberin einer Bäckerei in Thayngen. «Mein Arbeitsbeginn ist zwischen zwei und drei Uhr morgens», erzählt die Gemeindepräsidentin. Lange war das eine gute Ergänzung zu dem 20- bis 30-Prozent-Pensum in der Politik, aber gerade die Abendsitzungen kosteten sie viele Stunden Schlaf. «Mit 60 reicht’s damit», so Silvia Sigg. Durch den Rücktritt wünscht sie sich wieder mehr Zeit für Freunde, Familie und sich selbst. «Während der Amtszeit konnte ich nie ganz abschalten», so Silvia Sigg, die es sehr geniesst, ihre Freizeit zu Hause zu verbringen. «Die Lage ist toll, und ich habe hier die beste Weitsicht – bis zu den Alpen», schwärmt Silvia Sigg. Dem Ort Büttenhardt bleibt sie als Bürgerin somit wohl noch länger treu.