Das Publikum sitzt ruhig da und lauscht den Konzerten andächtig. «Um Musik zu verstehen, muss man kein Kenner sein», sagt Werner Bärtschi, Musiker und Verantwortlicher für das Programm der Schaffhauser Meisterkonzerte. Am kommenden Donnerstag findet das zweite von drei Konzerten im St. Johann statt.
Werner Bärtschis Leben ist auf vielfältigste Art der Musik gewidmet. Täglich spielt er mindestens vier bis fünf Stunden Klavier, daneben singt er und komponiert neue Stücke. Die Organisation der Meisterkonzerte, die jeweils im Vorjahr mit den Künstlerbuchungen beginnt und im Mai vorangetrieben wird, zählt er zu seinen Nebenbeschäftigungen. «Ausserdem koche ich fast jeden Tag», so der 70-Jährige, dessen Frau noch immer in Zürich arbeitstätig ist. Oder er geniesst die wenige freie Zeit in der Natur – in den Bergen oder im Garten seines Hauses – am liebsten mit seiner Katze.
Mit der Musik aufgewachsen
«Bereits im Alter von 14 Jahren wollte ich Musiker werden», so Werner Bärtschi. Nach seiner anfänglichen Begeisterung für das Bass-Saxophon folgte er widerwillig dem Wunsch seiner Eltern und nahm Klavierunterricht. «Und obwohl ich nicht anfangen wollte, hat es mir sofort gefallen.» In der Mittelschule gab er dann die ersten Konzerte ausserhalb des Schulunterrichts.
Der Durchbruch gelang ihm durch die Anfrage als Korrepetitor von Edmond de Stoutz, einem bekannten Schweizer Dirigenten und Gründer des Zürcher Kammerorchesters. «Ich spielte Klavier und half ihm einfach dort, wo es mich brauchte», erzählt der 70-Jährige. Nach dem Auftritt als Sub-Dirigent für einen Kinderchor, erhielt Werner Bärtschi die ersten weiteren Anfragen – jedoch nicht als Pianist, sondern als Dirigent.
Es folgten Auftritte mit grossen Orchestern und Chören. «Und obwohl ich nie Dirigent werden wollte, entschied ich mich dann für ein Studium in dem Bereich.» Bald merkte Werner Bärtschi, dass das Studium ihn nicht zu seinem Ziel bringen würde, doch er entdeckte eine neue Leidenschaft für sich: das Singen. «Es machte mir von Anfang an grossen Spass, und es stellte sich heraus, dass ich eine gute Stimme hatte», so Werner Bärtschi, der dem Gesang in den letzten zehn Jahren wieder immer mehr Bedeutung zukommen liess.
Aufgewachsen in Zürich, wohnt er nun seit etwa 18 Jahren in Schaffhausen. «Eigentlich kam ich nur nach Schaffhausen, um in Ruhe in meinem Haus zu wohnen», blickt Werner Bärtschi zurück. Doch er spürte, dass seitens der Stadt Erwartungen an ihn – den zugezogenen grossen Musiker – da waren. So entstanden im Jahr 2005 die Schaffhauser Meisterkurse, die bis heute jeweils in der sechsten Kalenderwoche des Jahres stattfinden. «Ich hatte von Anfang an viele Kollegen und Leute, die mich unterstützten», so Werner Bärtschi, der im Bereich klassische Musik stark in der Schweizer Szene verankert ist. Schon bald wurde die Stiftung Werner Amsler Träger der Schaffhauser Meisterkurse und Werner Bärtschi Stiftungsrat. «Wir wollten dann etwas schaffen, das es so in Schaffhausen noch nicht gab», erzählt der Musiker. Im Jahr 2008 fanden so die ersten Schaffhauser Meisterkonzerte statt.
Barocke Violinvirtuosität
«Musik ist allen zugänglich», sagt Werner Bärtschi. Für ihn ist die Musik eine Kunst, die Seele, Geist und Herz anspricht. In der klassischen Musik sei jeder Ton auf seine Art und Weise interessant. «Unsere Musik steht allen offen und soll die Menschen bewegen.» Das diesjährige Programm wurde am Sonntag vom Streichquartett Quatuor Modigliani in der Kirche Burg in Stein am Rhein mit Werken von Haydn, Beethoven und Schubert eröffnet. Kommenden Donnerstag folgt in der Kirche St. Johann ein Konzert des Orchesters Les Passions de l’Ame unter der Leitung von Meret Lüthi. «Der Abend wird musikalisch sehr lebendig», so Werner Bärtschi. Der Auftritt umfasst Stücke der barocken Violinvirtuosität mit Werken von Johann Heinrich Schmelzer, Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Joseph Fux. Meret Lüthi ist Gründerin und Leiterin des Orchesters für Alte Musik in Bern und steht am Donnerstag selbst als erste Geigerin auf der Bühne.
Den Abschluss der Konzertreihe macht der russische Pianist Arcadi Volodos am 12. Oktober, ebenfalls in der Kirche St. Johann in Schaffhausen. «Es ist toll, dass wir eine solch grosse Nummer in Schaffhausen hören dürfen», freut sich Werner Bärtschi. Arcadi spielt auffällig innig, und wird an den Schaffhauser Meisterkonzerten Werke von Muzio Clementi, Johannes Brahms und Franz Schubert präsentieren