Immer mehr Menschen pflegen ihre Familienmitglieder zu Hause. Nicht selten wünschen sie sich wieder mehr Zeit, um aufzutanken und ihren eigenen Interessen oder Verpflichtungen nachgehen zu können – mit dem Wissen, dass ihre Angehörigen in guten und verantwortungsbewussten Händen sind. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Kanton Schaffhausen bietet seit 2004 einen Entlastungsdienst.
Viele sind überlastet
Die Pflege und Betreuung von Angehörigen wurde lange Zeit als selbstverständlich angesehen, heute ist das Bewusstsein für die Thematik gross und die Angehörigenpflege ist gesellschaftlich anerkannt. Die pflegenden und betreuenden Angehörigen werden gebraucht, aber allzu selten wird aber darüber nachgedacht, wie es ihnen geht und wie sie es schaffen, diese Aufgabe zu bewältigen. Trotz den körperlichen sowie seelischen Überlastungssymptomen bedeutet es für viele eine grosse Überwindung, Hilfe zu holen. «Unsere Betreuerinnen helfen den Angehörigen dabei, wieder unbesorgt aus dem Haus zu gehen und einfach mal durchschnaufen zu können», sagt Claudia Kraus, Geschäftsleiterin SRK Schaffhausen. Bei neuen Anfragen werden die Bedürfnisse vor Ort gemeinsam mit den Angehörigen abgeklärt. Für das SRK Schaffhausen ist es wichtig, dass die Betroffenen ein Vertrauensverhältnis zu der Betreuungsperson aufbauen können. An eine besonders rührende Situation erinnert sich Monika Lacher, zuständig für die Entlastungsdienste: «Zwischen einer hochbetagten alleinstehenden Kundin, welche von ihrer auswärts lebenden Tochter unterstützt wird, und der Betreuerin des Roten Kreuzes, welche zweimal wöchentlich bei ihr im Einsatz ist, hat sich über mehrere Jahre ein sehr inniges vertrauensvolles Verhältnis entwickelt. Dies ging soweit, dass sie die Betreuerin einer Nachbarin mit den Worten ‹das ist meine Freundin› vorstellte.»
Freiwillige fördern Teilhabe
Seit dem Lockdown bietet das SRK zudem einen Besorgungsdienst für Menschen an, die in Quarantäne sind, nicht raus dürfen oder Angst haben rauszugehen. Freiwillige gehen für die Betroffenen einkaufen und stellen die Ware vor die Türe, der direkte Kontakt wird damit vermieden. «Ein kurzer Schwatz durchs Fenster liegt natürlich drin», so Anna Biermann. Ein weiteres Angebot ist der Besuchs- und Begleitdienst, bei dem Freiwillige ältere oder einsam lebende Menschen besuchen und mit ihnen Zeit verbringen. «Der Lockdown hat vielen älteren Menschen einen Grossteil ihrer Selbstständigkeit genommen. Sie wollen noch raus, aber nicht alleine», so Anna Biermann. Ziel ist es, die soziale Teilhabe der Seniorinnen und Senioren zu stärken und sie wieder mehr in den normalen Alltag zu integrieren. Denn die psychischen Folgen des Lockdowns und der damit verbundenen Isolation dürfen nicht unterschätzt werden. «Die Anzahl an Kontakten ging stark zurück, kleine Gespräche wie beispielsweise mit dem Bäcker gingen verloren», erklärt Claudia Kraus.