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Kultur
22.09.2020

Begegnung im Museum

Bettina Bussinger (l.) zusammen mit Hemen Saidpur, der am 26. September ab 15 Uhr durch das Museum führen wird.
Bettina Bussinger (l.) zusammen mit Hemen Saidpur, der am 26. September ab 15 Uhr durch das Museum führen wird. Bild: Märta Strömstedt, Schaffhausen24
Das Begegnungscafé, das im Haus der Kulturen regelmässig Menschen aus aller Welt zusammenbringt, findet erstmals im Museum zu Allerheiligen statt. Im Café tauschen sich Menschen mit Fluchterfahrung mit Ortsansässigen aus. Zusätzlich bieten Geflüchtete Touren durchs Museum unter dem Motto «Gemeinsam mehr sehen» an.

«In manchen Ländern spielen Museen kaum eine Rolle und die Menschen leben ihr Leben, ohne ein einziges Mal ein Museum zu besuchen. Für sie gibt es andere, höhere Prioritäten wie Nahrung oder Sicherheit. Aber an gewissen Orten auf der Welt ist alles in Ordnung», wie Hemen Saidpur von der Projektgruppe conTAKT-museum erzählt. Im November 2018 ist das vom Migros-Kulturprozent initiierte Projekt zur Vernetzung Ortsansässiger und Geflüchteter in Museen gestartet. Derzeit machen schweizweit sechs Museen mit, eines davon ist das Museum zu Allerheiligen.

In Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen wurde während der letzten Monate ein Begegnungs- und Bildungsprogramm erarbeitet, das sich am 26. September erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Während sich im Vortragssaal Menschen aus aller Welt beim Begegnungscafé kennenlernen, führen mehrere Gruppen Geflüchteter die Besucherinnen und Besucher durchs Museum zu Objekten ihrer Wahl. «Ich habe direkte Gefühle zu diesen Sachen. Meine Meinungen und Erinnerungen dazu möchte ich teilen und den Besuchern einen Einblick in meine Kultur geben», erzählt Hemen Saidpur. Indem die Vorstellenden ihren persönlichen Blickwinkel präsentieren, wird ein kultureller Austausch zwischen den Einheimischen und Menschen mit Fluchthintergrund ermöglicht.

Ein Konzept, erarbeitet von vielen

«Uns war es von Anfang an wichtig, das Projekt im Sinne einer Co-Kreation gemeinsam mit den Geflüchteten zu entwickeln. Es geht uns darum, das Museum zum Begegnungs- und Lernort für alle zu machen», erklärt Bettina Bussinger, wissenschaftliche Direktions- und Projektassistentin im Museum zu Allerheiligen. Sie ist eine von drei Personen, die das Projekt vertreten. Eine weitere ist Jwan Ali, der im Haus der Kulturen arbeitet. Durch diese Zusammenarbeit ist der Kontakt zwischen der Projektgruppe conTAKT-museum und dem Museum zu Allerheiligen sehr gut gewährleistet. Mit der freischaffenden Kulturvermittlerin Prisca Senn ist zudem ein Profi an Bord, der das Programm fachlich sehr stark unterstützt.

Begegnung und Austausch

Das Begegnungscafé bietet durch Gesellschaftsspiele, Kaffee und Kuchen eine erste Austauschmöglichkeit zwischen Ortsansässigen und geflüchteten Personen. In Schaffhausen findet das Begegnungscafé zum ersten Mal in einem anderen Rahmen statt. «Die Besuchenden erwartet keine gewöhnliche Führung, die hauptsächlich der Informationsvermittlung dient. Vielmehr geht es um den persönlichen Zugang und Austausch», wie Bettina Bussinger erklärt. «Jeder konnte sich im Museum umschauen und auswählen, was man persönlich als am bedeutendsten empfand», sagt Hemen Saidpur. Die Objekte wurden aus allen Abteilungen des Mehrspartenmuseums ausgewählt und sollen dazu einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen. «Für mich ist es das zweite Mal, dass ich im Rahmen von conTAKT-museum in einem Museum bei der Erarbeitung eines Projekts dabei bin. Durch conTAKT-museum kann ich mein grosses Interesse für Kultur erweitern und gleichzeitig Personen kennenlernen, die gemeinsame Interessen teilen.»

Während der Erarbeitung des kommenden Anlasses habe Bettina Bussinger von den Menschen mit Fluchthintergrund extrem viel Neues erfahren und ihren Horizont erweitern können, erklärt sie. Der Prozess habe auch die Geflüchteten gefördert und ihnen geholfen, Fortschritte in Deutsch und im selbstbewussten Auftreten zu erzielen. «Das zu sehen, ist sehr bereichernd. Im Projekt geht es nicht nur darum, ergebnisorientiert zu arbeiten, sondern prozessorientiert auf einem gemeinsamen Weg zu sein. Das Museum soll den Geflüchteten als Begegnungsort dienen, an dem sie ihre Interessen teilen können und mehr in die Gesellschaft integriert werden. Dieser Anlass ist keine einmalige Sache», so die Museumsmitarbeiterin. Mit zwei weiteren Daten, die im Rahmen des Begegnungscafés für nächstes Jahr bereits feststehen, möchte das Museum zu Allerheiligen die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts weiterführen.

Am Samstag, 26. September, von 14 bis 17 Uhr finden im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen das Begegnungscafé und die Führungen statt. Mehr Infos sind unter www.allerheiligen.ch erhältlich.

Märta Strömstedt, Schaffhausen24