«Ich habe den Eindruck, dass insbesondere in der Schweiz, durch die Mittel vom Bund und den Kantonen, es im letzten Jahr gelang, zumindest bei den Institutionen, eine recht grosse Sicherheit zu schaffen. Andererseits waren Kulturinstitutionen und Kulturschaffende gezwungen, ihr Angebot anzupassen. Dies war gut zu sehen», erzählt Jens Lampater, Kulturbeauftragter der Stadt Schaffhausen und Gesamtleiter des Stadttheaters Schaffhausen. Kurz nach Ende desersten Lockdowns hat das Schaffhauser Jazzfestival die ganze Veranstaltung mit Streaming-Konzerten durchgeführt. Auch das traditionelle Silvesterkonzert im Stadttheater wurde online übertragen. «Die Kulturszene hat bewiesen, dass auch COVID-konform agiert werden kann und wir im Theater haben gelernt, digitale Kommunikationsmittel effektiv zu nutzen, um uns auszutauschen. Die grosse Hoffnung ist es jetzt, wieder in den Status quo vor Corona zu kommen. Doch bis dahin ist es sicher noch ein weiter Weg», so der städtische Kulturbeauftragte.
Veränderungen in der Kulturbranche
Von März bis Juni 2020 wurden die Vorstellungen im Stadttheater Schaffhausen abgesagt. Im September konnte mittels Schutzkonzept die Saison wieder gestartet werden. Ab Mitte Oktober wurde die erlaubte Personenanzahl der Veranstaltungen auf 50 beschränkt. «Für uns im Stadttheater, wo im Normalbetrieb mit 200 bis 700 Besuchern zu rechnen ist, war es nicht zumutbar, auf diese Anzahl zu begrenzen», erklärt Jens Lampater. Die Veranstaltungen im Stadttheater wurden daher ins Frühjahr 2021 verschoben. Das Stadttheater ist also seit fast drei Monaten geschlossen und wird es mindestens bis Ende Februar noch bleiben. «Bis dahin wird weiterhin versucht, digitale Formate zu pushen. Seit Anfang der Saison wurde ein Podcast für Publikums-, Künstler- und Einführungsgespräche erstellt», erzählt der Gesamtleiter des Stadttheaters. Der Podcast entwickelte sich schnell von einem Zusatz zu einem Ersatz für das Theater. Seither wird jede Woche ein Podcast veröffentlicht, sei es mit Kunstschaffenden, die im Theater aufgetreten wären, oder alles rund um das Thema Theater auf und hinter der Bühne. Auf YouTube wurde im Dezember gemeinsam mit der Kleinen Bühne Schaffhausen ein digitaler Adventskalender entwickelt, von dem viele Familien profitierten. «Es ersetzte natürlich nicht das Liveerlebnis, aber zumindest konnten wir ein Stück Märchenerlebnis zu den Familien nach Hause schicken», so der städtische Kulturbeauftragte. «Dies sind Sachen, die gemacht werden, um nicht ganz in Vergessenheit zu geraten und zu zeigen, dass wir immer noch einen kulturellen Auftrag haben», erzählt Jens Lampater.
Ausblick auf das neue Jahr
«Die Hoffnung jetzt ist, dass sich die momentan bestehende Situation baldmöglichst beruhigt und es wieder zu einem Spielbetrieb kommen kann. Es ist eine Mischung aus Zuversicht und Anspannung. Doch ich denke, dass es uns in diesem Jahr gelingen wird, zu einer gewissen Normalität zurückzukehren, auch wenn uns Masken, Hygienemassnahmen und Abstandsregeln begleiten werden. Auch für unser Bachfest sehen wir Hoffnung, dass es durchgeführt werden kann», erzählt der städtische Kulturbeauftragte. Es ist jetzt mit der Pandemie eine gesamtgesellschaftlich sehr schwierige Situation. In manchen Bereichen der Kulturszene wird es sicherlich zu einem Aufrütteln oder einer Neusortierung kommen. Inwiefern dies in Schaffhausen der Fall sein wird, wird sich noch zeigen. Von Stadt und Kanton aus konnten Beiträge und Subventionen aus Projektbeiträgen und Leistungsvereinbarungen garantiert werden: Unabhängig davon, ob eine Institution geschlossen und eine Veranstaltung abgesagt werden musste oder nicht. Die meisten Kulturbetriebe und Kulturveranstalter sind somit zum Teil abgesichert. «Was es sicherlich gibt, ist eine gewisse Pandemie-Müdigkeit», so Jens Lampater. Im vergangenen Jahr hat sich klar gezeigt: die Menschen sind soziale Wesen und Kultur ist eine der gesellschaftlichen Komponenten, die den Austausch und das Zusammenkommen von Menschen fördert. «Es ist im letzten Jahr hoffentlich vielen klar geworden, was für eine wichtige Lebensgrundlage Kultur bietet. Meine Hoffnung ist, wenn alles sich wieder normalisiert, dass diese Erkenntnis beibehalten wird und auch wertgeschätzt wird. Ich glaube, für die Kultur kann mit Zuversicht in die Zukunft geschaut werden. Das Wichtigste ist die Zuversicht und nicht den Fehler zu begehen, alles einfach lahmzulegen. Wir hoffen immer bis zum letztmöglichen Zeitpunkt, dass es irgendwie gut wird. Das ist auch unsere Aufgabe», erzählt der Kulturbeauftragte.