In einer Notfallsituation hören wir den Sirenenalarm, verlassen unser Haus und versammeln uns bei den definierten Notfallplätzen. Menschen mit Seh-, Hör- oder Gehbeeinträchtigungen müssen hingegen zusätzliche Herausforderungen bewältigen: «Gehörlose hören den Alarm ja nicht einmal», so Thomas Bräm, Präsident der Behindertenkonferenz Schaffhausen (BKSH) an der Präsentation der neuen Leistungsvereinbarung zwischen Kanton Schaffhausen und BKSH vor den Medien. Es erfordere für alle Personengruppen spezielle Lösungen, in diesem Falle beispielsweise eine Alarm-App auf dem Mobiltelefon der Gehörlosen.
Menschen mehr einbeziehen
Menschen mit Behinderung sollen in Zukunft noch mehr bei der Umsetzung der Gleichstellung einbezogen werden. Als Meilenstein in Richtung Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention bezeichnen es neben Thomas Bräm auch Andi Kunz, Leiter kantonales Sozialamt, Barbara Grauwiler, Leiterin Fachstelle Behinderung, Cornelia Fischer, neue Leiterin der Geschäftsstelle BKSH sowie Thomas Bräm.
Angestrebt werden Gleichstellung und Inklusion sowie die Verhinderung von Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen im Alltag. Diese Weiterentwicklung ist auch in den Legislaturzielen des Regierungsrats verankert. «Wir freuen uns sehr, dass es zudem endlich eine Stelle mit einer professionellen Ansprechperson gibt, die in den verschiedensten Arbeitsgruppen beteiligt sein wird», so Andi Kunz zur Vorstellung von Cornelia Fischer. Die neue Leiterin der Geschäftsstelle BKSH lebt in Neunkirch, hat eine kaufmännische Lehre absolviert sowie die Ausbildung zur Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Psychiatrie angehängt. Durch einen Schicksalsschlag in der eigenen Familie und die Geburt eines Kindes mit körperlicher Beeinträchtigung wurde Cornelia Fischer klar, dass sie nicht die Einzige ist, welche diese Themen beschäftigen, und gründete eine Gruppe, in deren Rahmen sich mittlerweile über 20 Familien austauschen. «Niemand kann und soll so eine Situation alleine stemmen müssen», so Cornelia Fischer, die sich freut, nun gemeinsam mit der BKSH ein neues Gefäss zu schaffen und den Austausch von Menschen mit den verschiedensten Bedürfnissen zu fördern.
Alle Lebensbereiche berücksichtigen
Weiter präsentiert Barbara Grauwiler die neue Webseite des kantonalen Sozialamts: «Informationen zu aktuellen und regionalen Themen sind in Leichter Sprache zu lesen. Beispielsweise zu den aktuellen Covid-19-Schutzmassnahmen und Empfehlungen.» Es sei wichtig, dass gerade komplexere Themen, wie die Bekämpfung des Virus von allen, auch von Menschen mit Behinderung, richtig verstanden werden.
Durch die Leistungsvereinbarung zwischen Kanton und BKSH sowie die neue Geschäftsstelle sollen Hindernisse und Herausforderungen von Menschen mit Behinderung noch früher angegangen werden. «Wir müssen alle Lebensbereiche berücksichtigen, dort wo die Menschen leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen», sagt Thomas Bräm. So sei die Thematik Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr oder nun auch beim Umbau der Bahnhofstrasse in Schaffhausen von Anfang an in die Aufbauarbeit einbezogen worden. «Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist wichtig, um eine Gleichstellung und vollständige Inklusion zu erreichen», so der Präsident der BKSH, die etwa 15 Organisationen, darunter den Blindenbund, Pro Infirmis, insieme oder die Vereinigung Cerebral Schaffhausen, vertritt. «Menschen mit Behinderung sind unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger», so Thomas Bräm. Wer selbst von keiner sichtbaren oder unsichtbaren Behinderung betroffen ist, lebt mit denjenigen der Mitmenschen. Die Aufgabe des Staates sei es, die Rahmenbedingungen für eine angemessene selbständige Lebensgestaltung zu ermöglichen sowie die nötige Hilfe und Unterstützung zu leisten.