Wer auf seine Erfolge blickt, kann von einer Bilderbuchkarriere als Moderator sprechen. Heute gibt es kaum eine grosse Gala in diesem Land, die er nicht schon einmal moderiert hätte, bei den Spielen der Schweizer Fussballnationalmannschaft ist er im Fernsehen der Gastgeber und mit der Moderation des «Donnschtig-Jass» ist er auch bei den Unterhaltungssendungen ganz oben angelangt. Rainer Maria Salzgeber selbst scheint von diesen Erfolgen nur mässig beeindruckt. Er sagt bescheiden: «Ich bin ein Mensch mit einem speziellen Job, aber nicht ein spezieller Mensch.» Den Platz im Schweizer Moderationsolymp erreichte er mit intensiver Arbeit und einer Prise Frechheit. Als er sich 1994 beim Schweizer Fernsehen für einen Job in der Sportredaktion bewarb, stürmte er so lange, bis er eine Chance für ein Bewerbungsgespräch bekam. «Ich rief da einfach an und gelangte zu einer Frau Hegetschwiler. Als ich ihr sagte, dass ich den Sportchef sprechen wolle, meinte sie, er könne gerade nicht an den Hörer. Darauf sagte ich ihr, dass ich mich wieder melde und rief zehn Minute später schon wieder an. So ging das ewig weiter. Einmal hiess es, er sei in einer Sitzung, einmal bekam ich zu hören, ob ich denn wahnsinnig sei, aber ich gab nicht auf. In eineinhalb Tagen habe ich zwischen 15 und 20 Mal da angerufen. Irgendwann war die Frau Hegetschwiler wohl so genervt, dass sie das dem Sportchef sagte und dieser meinte: ‹Dann soll der halt mal nach Zürich kommen.›» Junge Moderatorinnen und Moderatoren warnt Rainer Maria Salzgeber aber, dass es nur mit einer gewissen Bissigkeit heute nicht mehr reicht, zum Fernsehen zu gelangen: «So einer wie ich würde heute wahrscheinlich nicht einmal die erste Hürde überspringen. Es ist unterdessen enorm wichtig, die richtige schulische Ausbildung zu machen. Ob das die Universität ist oder eine Fachhochschule kommt dann auf den Einzelfall drauf an. Was aber noch wichtiger ist, ist die praktische Erfahrung. Heute ist das Niveau der Bewerbungen extrem hoch.»
Karriere fast an den Nagel gehängt
Sportmoderator, das sei nach wie vor ein Traumjob für ihn, schwärmt Rainer Maria Salzgeber im Interview, zückt sein Handy und zeigt seine unzähligen Apps über Fussball und andere Sportarten. Sein Hobby sei sein Beruf und sein Beruf sein Hobby: «Das, was ich als Job mache, liegt ganz nahe bei dem, was ich in meiner Freizeit tun würde. Wenn ich mir meine Freizeit ausmale, dann würde ich am liebsten an eine Fussballweltmeisterschaft gehen, ich würde gute Stadien besuchen, viele Städte kennen lernen und mit interessanten Leuten über die Spiele reden», schmunzelt er. So leicht wie das klingt, war aber auch sein Weg nicht. Bevor er zum Moderator der Spiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft wurde, verdiente er bei SRF 20 Jahre seine Sporen ab. Um ein Haar wäre die Karriere sogar frühzeitig zu Ende gegangen. Rainer Maria Salzgeber erinnert sich: «Am liebsten hätte ich Fussballspiele live kommentiert, so wie es heute Sascha Rufer macht. Dafür war ich aber schlicht nicht gut genug und so setzte mich der Chef schon bald als Live-Kommentator ab. Das war für mich die grösste Niederlage. An diesem Punkt überlegte ich mir sogar ernsthaft, den ganzen Bettel hinzuschmeissen und zurück ins Wallis zu gehen. Ich entschied mich dann aber, durchzubeissen. Im Nachhinein war diese riesige Niederlage ein noch viel grösserer Glücksfall, denn dadurch konnte ich mich auf meine eigentliche Stärke konzentrieren, das Moderieren.»