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Kultur
02.03.2021

«Wir haben viel gemeinsam»

Rainer Maria Salzgeber im Sportstudio von SRF.
Rainer Maria Salzgeber im Sportstudio von SRF. Bild: zVg./ SRF, Oscar Alessio
Seit rund 26 Jahren moderiert Rainer Maria Salzgeber bei SRF verschiedene Sportsendungen und ist seit zwei Jahren Gastgeber des beliebten «Donnschtig-Jass», der dieses Jahr auf dem Kundelfingerhof gedreht wird. Im «Bock» spricht er über seine Anfänge beim Fernsehen, Rückschläge und seine herzlichen Verbindungen zu Schaffhausen.

Wer auf seine Erfolge blickt, kann von einer Bilderbuchkarriere als Moderator sprechen. Heute gibt es kaum eine grosse Gala in diesem Land, die er nicht schon einmal moderiert hätte, bei den Spielen der Schweizer Fussballnationalmannschaft ist er im Fernsehen der Gastgeber und mit der Moderation des «Donnschtig-Jass» ist er auch bei den Unterhaltungssendungen ganz oben angelangt. Rainer Maria Salzgeber selbst scheint von diesen Erfolgen nur mässig beeindruckt. Er sagt bescheiden: «Ich bin ein Mensch mit einem speziellen Job, aber nicht ein spezieller Mensch.» Den Platz im Schweizer Moderationsolymp erreichte er mit intensiver Arbeit und einer Prise Frechheit. Als er sich 1994 beim Schweizer Fernsehen für einen Job in der Sportredaktion bewarb, stürmte er so lange, bis er eine Chance für ein Bewerbungsgespräch bekam. «Ich rief da einfach an und gelangte zu einer Frau Hegetschwiler. Als ich ihr sagte, dass ich den Sportchef sprechen wolle, meinte sie, er könne gerade nicht an den Hörer. Darauf sagte ich ihr, dass ich mich wieder melde und rief zehn Minute später schon wieder an. So ging das ewig weiter. Einmal hiess es, er sei in einer Sitzung, einmal bekam ich zu hören, ob ich denn wahnsinnig sei, aber ich gab nicht auf. In eineinhalb Tagen habe ich zwischen 15 und 20 Mal da angerufen. Irgendwann war die Frau Hegetschwiler wohl so genervt, dass sie das dem Sportchef sagte und dieser meinte: ‹Dann soll der halt mal nach Zürich kommen.›» Junge Moderatorinnen und Moderatoren warnt Rainer Maria Salzgeber aber, dass es nur mit einer gewissen Bissigkeit heute nicht mehr reicht, zum Fernsehen zu gelangen: «So einer wie ich würde heute wahrscheinlich nicht einmal die erste Hürde überspringen. Es ist unterdessen enorm wichtig, die richtige schulische Ausbildung zu machen. Ob das die Universität ist oder eine Fachhochschule kommt dann auf den Einzelfall drauf an. Was aber noch wichtiger ist, ist die praktische Erfahrung. Heute ist das Niveau der Bewerbungen extrem hoch.»

Karriere fast an den Nagel gehängt

Sportmoderator, das sei nach wie vor ein Traumjob für ihn, schwärmt Rainer Maria Salzgeber im Interview, zückt sein Handy und zeigt seine unzähligen Apps über Fussball und andere Sportarten. Sein Hobby sei sein Beruf und sein Beruf sein Hobby: «Das, was ich als Job mache, liegt ganz nahe bei dem, was ich in meiner Freizeit tun würde. Wenn ich mir meine Freizeit ausmale, dann würde ich am liebsten an eine Fussballweltmeisterschaft gehen, ich würde gute Stadien besuchen, viele Städte kennen lernen und mit interessanten Leuten über die Spiele reden», schmunzelt er. So leicht wie das klingt, war aber auch sein Weg nicht. Bevor er zum Moderator der Spiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft wurde, verdiente er bei SRF 20 Jahre seine Sporen ab. Um ein Haar wäre die Karriere sogar frühzeitig zu Ende gegangen. Rainer Maria Salzgeber erinnert sich: «Am liebsten hätte ich Fussballspiele live kommentiert, so wie es heute Sascha Rufer macht. Dafür war ich aber schlicht nicht gut genug und so setzte mich der Chef schon bald als Live-Kommentator ab. Das war für mich die grösste Niederlage. An diesem Punkt überlegte ich mir sogar ernsthaft, den ganzen Bettel hinzuschmeissen und zurück ins Wallis zu gehen. Ich entschied mich dann aber, durchzubeissen. Im Nachhinein war diese riesige Niederlage ein noch viel grösserer Glücksfall, denn dadurch konnte ich mich auf meine eigentliche Stärke konzentrieren, das Moderieren.»

«Ich überlegte mir, den ganzen Bettel hinzuschmeissen.»
Rainer Maria Salzgeber

Viel Liebe für Schaffhausen

Zum nördlichsten Kanton der Schweiz pflegt Rainer Maria Salzgeber herzliche Beziehungen. Schuld daran ist der Organisator der Schaffhauser Sportler- und Künstlergala, Ota Danek. Er schaffte es, dass das SRF-Aushängeschild bereits seit Jahren die Gala moderiert. Die Geschichte, wie es dazu kam, erzählt Rainer Maria Salzgeber heute noch gerne: «Vor vielen Jahren kam Beni Thurnheer an einem Sonntag ins Studio und sah aus, als ob er keine Sekunde geschlafen hätte. Als ich ihn fragte, was denn los sei, erklärte er mir, dass er eine Gala moderierte, bei der die letzten Preise morgens um etwa halb vier Uhr verteilt wurden. Da dachte ich mir nur: ‹Was ist denn das für eine trümmlige Veranstaltung?› Sechs Jahre später moderierte ich genau diese Gala selber.» Seine Zusage als Moderator gab er allerdings nur unter der Bedingung, dass die Gala jeweils um 00:30 Uhr beendet ist. Stellt sich trotzdem die Frage, warum einer, der Grossveranstaltungen wie die «Sports Awards», den «Donnschtig-Jass» oder «Art on Ice» moderiert, sich jedes Jahr bereit erklärt durch eine «Provinzgala» im nördlichsten Zipfel des Landes zu führen: «Ganz einfach: Die Gala wird mit so viel Herzblut gemacht und ich mag die Menschen wirklich sehr. Du spürst hier einfach noch die Freude, die die Leute haben.» Überhaupt findet er, dass sich Schaffhauser und Oberwalliser viel ähnlicher seien, als uns auf den ersten Blick bewusst ist: «Wir leben beide in Grenzregionen. Zu euch kommt niemand, ausser um den Rheinfall anzuschauen oder nach Deutschland zu fahren. Zu uns kommt niemand, ausser um das Matterhorn anzuschauen und nach Italien zu fahren. Wir haben wirklich sehr viel gemeinsam. Einzig wir Oberwalliser haben den besseren Wein.» Zumindest letztem Punkt wollen wir an dieser Stelle mit Vehemenz widersprechen. Und noch einen Fehler hat Rainer Maria Salzgeber. Unseren Kanton kann er nicht richtig aussprechen: «Als der FC Schaffhausen zum ersten Mal in der Nationalliga A spielte, bekam ich viele Rückmeldungen, ich solle endlich mal richtig ‹Schafuuse› sagen. Ich zelebrierte dann mein ‹Schafüüsä› noch mehr und behielt es eisern bei.» Es sei ihm bei einem guten Glas Schaffhauser Wein verziehen.

   
Yves Keller, Schaffhausen24