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Freizeit
16.03.2021

Wilde Ecken zulassen

Wilde Ecken im Garten wie Blumenwiesen oder Brennnesseln sind wichtige Lebensräume für viele Tierarten wie beispielsweise das Tagpfauenauge. (Symbolbild)
Wilde Ecken im Garten wie Blumenwiesen oder Brennnesseln sind wichtige Lebensräume für viele Tierarten wie beispielsweise das Tagpfauenauge. (Symbolbild) Bild: Verena N./ pixelio.de
Ruhige und unbenutzte Orte im Garten bieten Lebensraum für viele Tiere.

Biodiversität ist die Voraussetzung für eine gesunde und natürliche Entwicklung aller Lebewesen und Ökosysteme. Um sie zu fördern, sind bereits kleine Massnahmen eines jeden Einzelnen hilfreich. Beispielsweise kann ein naturnaher, ökologisch gepflegter Garten einen wichtigen Beitrag leisten. Nicht nur eine vielfältige Gartenstruktur ist hilfreich, sondern auch, wenn gewisse Ecken im Garten ungenutzt bleiben. Die sogenannten wilden Ecken bieten für viele Arten einen wichtigen Lebensraum. Dies sind ruhigere Orte oder Teile im Garten, die sich selbst überlassen werden, nicht mehr gemäht oder betreten werden. Die Idee ist aber, dass diese bewusst angelegt werden, erklärt der Naturgartenfachmann Andreas Kessler. Wichtig ist, dass bei jedem Grundstück geschaut wird, welche Strukturen möglich sind und welche Lebensräume realisiert werden können.

Einfach umsetzbare Massnahmen

Als Beispiel für wilde Ecken im Garten gelten Ast- oder Laubhaufen, die nicht entsorgt, sondern bewusst liegengelassen werden. Amphibien, Vögel, Insekten, Igel und viele weitere Tiere sind dankbar für solche Unterschlüpfe. «Die Tiere überwintern gerne in diesen Haufen. Sie brauchen aber eine gewisse Grösse, damit die Tiere dann nicht erfrieren», so Andreas Kessler. Am besten werden die Äste mindestens auf einen Meter Höhe und zwei Meter Länge aufgeschichtet. Eine weitere sehr effektive Massnahme für die Förderung der Artenvielfalt im Garten ist das Pflanzen von Hecken mit einheimischen Sträuchern. Dazu gehören beispielsweise der Weiss- oder Schwarzdorn, Holunder, Pfaffenhütchen, der Gemeine Schneeball und viele mehr. «Erstens sind Hecken sehr wertvoll und zweitens funktionieren sie auch überall», sagt der Naturgartenexperte. Als wertvoll und einfach umsetzbar erweisen sich auch Blumenwiesen. «In jedem Garten kann ein Stück vom Rasen in eine Wiese umgewandelt werden. Wenn diese nur zweimal im Jahr gemäht wird, dann bietet sie einen Lebensraum, der von vielen Arten genützt wird», erklärt Andreas Kessler. Eine Ecke des Gartens kann auch Wildkräutern und Brennnesseln überlassen werden. Letztere sind beispielsweise für die Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten wie dem Tagpfauenauge sehr wertvoll. Steinhaufen bieten einen attraktiven Lebensraum – unter anderem für Eidechsen, Spinnen und weitere Insekten. Dafür sollten Natursteine in verschiedenen Grössen verwendet werden, damit im Inneren trockene Plätze entstehen. Der optimale Standort dafür ist an einem sonnigen, windgeschützten Platz. Eine Sache für Spezialisten sind zudem Trockenmauern. Diese werden aus Natursteinen und ohne Mörtel errichtet. Sie sind vielseitig einsetzbar: ob als Stützmauer, Hochbeet oder für Kräuterschnecken.
Kleinere Massnahmen können selbst umgesetzt werden. Bei grösseren Projekten unterstützen verschiedene Naturgartenexperten. «Wir haben in Schaffhausen gute Voraussetzungen, um die Natur in den Garten zu holen», erklärt Andreas Kessler. «Das Bewusstsein der Bevölkerung für mehr Natur im Garten hat sich in den letzten Jahren jedenfalls sehr gewandelt.»

Nathalie Homberger, Schaffhausen24