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Kultur
08.04.2021
27.05.2021 08:44 Uhr

Mosaik und Trash-Art

Die Zwillingsbrüder Andrea und Ralph Hilbert, als künstler ANRA genannt,kreieren mit Abfall sogenanntes Trash-Art.
Die Zwillingsbrüder Andrea und Ralph Hilbert, als künstler ANRA genannt,kreieren mit Abfall sogenanntes Trash-Art. Bild: zVg.
Der «Bock» stellt als Medienpartner zwei Kunstschaffende vor, die am Pfingstsonntag ihre Werke im Rahmen der Tage der offenen Künstlerateliers ausstellen.

Die Tage der offenen Künstlerateliers, organisiert vom Naturpark Schaffhausen, finden dieses Jahr zur Abwechslung an drei Tagen vom 22. Mai bis 24. Mai statt und wurden in Subregionen aufgeteilt. Am Pfingstsonntag können die Künstlerinnen und Künstler aus den deutschen Gemeinden und dem unteren Schaffhauser Kantonsteil besucht werden. Kunsttechniken wie Holzarbeiten, Recycling-Kunst, Töpferei, Acryl- und Ölmalerei erwarten die Besucherinnen und Besucher.

Müll wird zu Kunst

Vor zwei Jahren, als die Künstlerateliers zum ersten Mal geöffnet wurden, waren die Zwillingsbrüder Andreas und Ralph Hilbert aus Lottstetten auch schon mit dabei und freuen sich, dieses Jahr wieder ausstellen zu dürfen. «Wir hatten sehr viele interessierte Besucher aus den Landkreisen Waldshut-Tiengen, Lörrach, Konstanz und den benachbarten Kantonen Zürich, Schaffhausen und Aargau bis nach Graubünden zu Gast», erzählen Andreas und Ralph Hilbert. Seit dem Jahr 1999 sind die beiden künstlerisch aktiv, wobei sie die ersten Jahre unabhängig voneinander gearbeitet haben. Seit 2008 arbeiten die Zwillingsbrüder nun zusammen unter dem Namen ANRA, der sich aus den beiden Vornamen Andreas und Ralph zusammensetzt. «Seit Anbeginn unseres künstlerischen Schaffens arbeiten wir bevorzugt mit Wohlstandsmüll, Weggeworfenem und ausrangierten Gegenständen, die wir in unseren Kunstwerken integrieren. Wir nehmen uns einem Thema des aktuellen Weltgeschehens an und entwickeln daraus Bilder, Objekte und Installationen. Wir sind Vertreter der sogenannten Trash-Art, aus der sich die heutige Recycling- und Upcycling-Kunst entwickelt hat», so die Zwillingsbrüder. In Lottstetten aufgewachsen und nach vielen Jahren in München und Berlin, sind sie nun seit etwa zehn Jahren wieder zurück in der Region. Seit 2018 leiten sie das ANRA Künstlerhaus Lottstetten, wo sie regelmässig nationale und internationale zeitgenössische Kunst präsentieren. Am Tag der offenen Künstlerateliers am Pfingstsonntag, 23. Mai, können die Besucherinnen und Besucher über vier Stockwerke, vom Keller bis zum Dachgeschoss, und auch im Künstlerhausgarten in die Kunst von ANRA eintauchen. Zu sehen sind grossformatige Collagen, Materialbilder und Installationen. «Mit unserer Kunst, die zu Teilen auch als eso und eco Trash bezeichnet wird, machen wir auf viele Probleme unseres Planeten aufmerksam und wollen jedoch ohne erhobene Zeigefinger, die Betrachter zum Nachdenken anregen, sensibilisieren, Mut machen und im besten Fall eine Änderung unserer Gesellschaft bewirken», erklären die beiden Lottstetter. Die Kunst von ANRA ist nicht direkt an die Region gebunden, da sie globale Themen behandeln. «Trotz allem ist es uns wichtig, Kunst in unsere Region zu bringen und den Besuchern kulturell ein breites Spektrum zu bieten. Daher sind wir diesem grenzüberschreitenden Projekt, Tage der offenen Künstlerateliers, sehr offen gegenüber und freuen uns ein Teil davon zu sein», erzählt ANRA.

Farbenreiche Mosaikarbeit

Die Künstlerin Isolde Hauser aus Jestetten stellte vor zwei Jahren ebenfalls am Tag der offenen Künstlerateliers aus und ist seither auch Mitglied im Naturpark Schaffhausen. «Ich bin im Jahre 1987 mit meiner Familie nach Jestetten gezogen und habe mich schon bald heimisch gefühlt», so Isolde Hauser. Hineingeboren wurde sie in eine Handwerkerfamilie in Unterfranken. Sie verbrachte somit schon als Kind viel Zeit mit ihrem Vater auf der Baustelle und half beim Fliesen- und Treppenbelegen. Während ihrer Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Münnerstadt wurde im Kunstunterricht ihre Lust aufs Experimentieren mit verschiedenen Materialien gefördert. Seit rund zehn Jahren arbeitet sie intensiver als Künstlerin und besitzt eine eigene Mosaikwerkstatt. «Ich lade immer wieder zu diversen Veranstaltungen in meiner Werkstatt ein. Auch bin ich schon lange Mitglied im Kulturkreis Jestetten. So war es für mich eine schöne Möglichkeit, vor zwei Jahren mit dem Künstler Kolibri aus Jestetten im alten Schulhaus in Jestetten eine Ausstellung zu haben.» Die Arbeit mit Farben als Symbol der Lebensfreude sowie das Spiel mit Licht macht die Arbeit von Isolde Hauser aus. «Für mich ist Farbe Leben, denn das Leben ist sonst schon grau genug», so Isolde Hauser. Künstler und Architekten wie Gaudi, Niki de Saint Phalle, Hundertwasser und nicht zuletzt Daniela Häbig aus Freiburg, von der sie einige wertvolle Tipps bekommen hat, inspirieren sie zu ihrer Kunst. Kleine Dekoartikel, Mosaikbilder und auch verschiedene Skulpturen erwarten die Besucherinnen und Besucher am Pfingstsonntag an den Tagen der offenen Künstlerateliers. «Für mich war bis letztes Jahr, als die Grenzen wegen der Pandemie dicht waren, grenzüberschreitendes Wirken selbstverständlich und ich hoffe, dass das auch bald wieder uneingeschränkt sein kann», erzählt die Künstlerin.

Märta Strömstedt, Schaffhausen24