Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Kultur
27.04.2021

Höhepunkt um Höhepunkt

Wichtig bei den Schauspielenden ist es, dass sie sich mit ihren Rollen identifizieren, um auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, auch authentisch zu wirken.
Wichtig bei den Schauspielenden ist es, dass sie sich mit ihren Rollen identifizieren, um auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, auch authentisch zu wirken. Bild: Marcel Tresch, Schaffhausen24
Das Theater Hallau feiert das Hundertjährige, das aus aktuellen Gründen nicht begangen werden kann. Trotz Tiefen überwiegen seit einem Jahrhundert aber die Höhepunkte, von denen der Verein in den vergangenen Zeiten einen an den anderen reiht. Möglich machen es Schauspielende, die jeweils den Nerv der Zeit genau treffen.

Das Theater Hallau wurde 1921 ins Leben gerufen. Für das Hundertjährige war deshalb Grosses vorgesehen. Die Pandemie brachte es jedoch mit sich, dass das Organisationskomitee die Planungen für ein Freilichtspiel frühzeitig abbrechen und schliesslich absagen musste. Die Gründe dafür sind nur allzu verständlich. Die Auflagen durch das Bundesamt für Gesundheit sind zu rigoros und hätten die finanziellen Möglichkeiten des Vereins im Weinbaudorf deutlich überschritten.
100 Jahre zuvor wurde die Dramatische Sektion des Turnvereins Hallau gegründet. Den Namen Theater Hallau trägt der in der gleichen Zeit selbstständig gewordene Verein erst seit 1990. Volkstheater wurde jedoch schon vor mehr als 125 Jahren, also vor 1921 und unter der Bezeichnung Dramatischer Verein gespielt. Die Chronik kann sich allerdings nicht auf Artikel in den damaligen Zeitungen abstützen. So erschien beispielsweise im Februar 1891 in der «Klettgauer Zeitung» lediglich ein Inserat, das auf die Aufführungen hinwies. Dabei fällt auch auf, wie kurzfristig und ohne begleitende Erläuterungen die jeweiligen Aufführungen, wenn sie überhaupt die Gnade einer Erwähnung erfuhren, bekanntgemacht wurden. Speziell muss in dieser Zeit auch die Technik gewesen sein, wenn sie überhaupt so genannt werden darf. Das Hallauer Wasser- und Elektrizitätswerk wurde erst 1896 in Betrieb genommen. Bis dahin stand also kein Strom für die Beleuchtung zur Verfügung. Den heutigen Theatertechnikern- und -beleuchtern dürfte es ein Rätsel sein, wie damals Lichteffekte und -gestaltung möglich waren.

Seit Jahren auf einer Erfolgswelle

Wie jeder andere Verein, so erlebte auch das Theater Hallau in den vergangenen 100 Jahren zahlreiche Höhen und Tiefen. Die Gründe dafür sind vielseitig: Wirtschaftskrise, Zweiter Weltkrieg, Geld- oder Schauspielermangel, interne Streitigkeiten und anderes mehr. Gerne wird bei einem Rückblick auf die Höhepunkte verwiesen. Doch was sind diese überhaupt? Im Prinzip ist jede Neuinszenierung ein Höhepunkt. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob es sich um Ein- oder Mehrakter, ernste oder heitere Aufführungen handelt. Ganz allgemein werden die Höhepunkte durch den Zuschaueraufmarsch, die Reaktionen des Publikums sowie die Berichterstattungen in den Medien definiert. So gesehen gab es mit Rückblick auf das 21. Jahrhundert beim Theater Hallau so einige. Dazu gehören unter anderen «Sister Act» (2009), «Perfekt aaglat» (2010), «Mannä mit und ohni Visione» (2017), «Ein Käfig voller Narren» (2019) oder «Cäsar und die Beautyfarm» (2020). Besonders zu gefallen scheint dem Publikum, dass die Stücke in der Dialektsprache aufgeführt werden, was einen besonderen Reiz ausübt. Ein Blick in die Theaterwelt, auch weit über die Kantonsgrenzen hinaus, zeigt, dass heitere Stücke mit gesundem Humor, ohne dass sie banale Schenkelklopfer sind, bei denen aber viel gelacht werden kann, immer mehr Zuspruch finden. Wichtig dabei ist, dass sich die Schauspielenden mit ihrer Rolle, die sie zu übernehmen haben, identifizieren, um authentisch zu wirken. So kann sich das Publikum jeweils während rund zwei Stunden zurücklehnen und die Alltagssorgen vergessen. So gesehen verwundert es nicht, dass das Theater Hallau seit Jahren auf einer Erfolgswelle reitet.

Als langjähriger Medienpartner begleitet der «Bock» das Theater Hallau auch in diesem Jahr redaktionell, obwohl keine Jubiläumsaufführung stattfinden wird. Alle rund zwei Monate erfahren unsere Leserinnen und Leser vieles über die Entstehung, Geschichte, Aktualitäten und Zukunft der erfolgreichen Mimen aus dem Weinbaudorf.

Marcel Tresch, Schaffhausen24