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24.12.2025

Buch-Tipp: «Das Jahr, bevor ich verschwand» und «die Probe»

Sylvia Bührer von der Stadtbibliothek Schaffhausen schreibt regelmässig Buchrezensionen. In dieser Ausgabe über die Romane «Das Jahr, bevor ich verschwand» und «Die Probe».
Sylvia Bührer von der Stadtbibliothek Schaffhausen schreibt regelmässig Buchrezensionen. In dieser Ausgabe über die Romane «Das Jahr, bevor ich verschwand» und «Die Probe». Bild: zVg.
Sylvia Bührer präsentiert zwei Romane, die zwar sehr unterschiedlich sind, jedoch beide eine starke Frau als Hauptfigur haben.

Anette Selg; Das Jahr, bevor ich verschwand; Schöffling; 2025

Kurz vor Weihnachten bekommt die Erzählerin positiven Bescheid: In einem Jahr darf sie ein Sabbatical nehmen. Ein ganzes Jahr Zeit für sich, zum Reisen und zum Schauen, wo sie im Leben steht. Als sie ihrem Partner Darling und ihrem Kind Kim davon erzählt, hält sich deren Begeisterung in Grenzen. Wieso hat sie nicht zuerst mit ihnen über ihren Plan gesprochen, bevor sie die Bewilligung vom Schulamt eingeholt hat? In 12 Kapiteln schildert Selg ein Bild von einer Frau, die etwas aus ihrem Leben machen möchte. Episoden aus der Gegenwart und Erinnerungen aus der Vergangenheit vermischen sich und lassen eine komplexe Figur entstehen. Rückblenden in eine schwierige Kindheit mit einem cholerischen Vater und einer passiven Mutter. Erinnerungen an die erste grosse Liebe, Hagen, der sie trotz einer grossen Seelenverwandtschaft verlässt. Der Kontakt zu ihm ist aber bis heute nicht abgebrochen. Sie lässt Stationen aus ihrer Beziehung mit Darling und die Geburt von Kim Revue passieren und denkt zurück an die über alles geliebte Grossmutter, die sie auf dem Sterbebett gepflegt hat. Kurz bevor das arbeitsfreie Jahr beginnt, wird ihr Leben nochmals auf den Kopf gestellt und somit macht sie sich bereit für eine Reise ins Ungewisse. Ein Roman, der in einer schönen Sprache verfasst ist und eine Geschichte erzählt, die man gerne liest.

Katie Kitamura; Die Probe; Hanser; 2025 / Audition; Penguin Random House; 2025

Dieser Roman von der New Yorker Erfolgsautorin Kitamura stand auf der Shortlist für den Booker Prize. Wir lernen eine Schauspielerin kennen, die nicht mehr sehr jung ist und schon länger keinen Erfolg mehr verbuchen konnte. Ihre Ehe verläuft ruhig, beide hatten ihre wilden Phasen, die nun aber vorbei sind. Oder doch nicht? Eines Tages erscheint ein junger Mann an der Probe für das neue Theaterstück. Sie ist von Anfang an fasziniert von ihm. Er behauptet, dass er ihr Sohn sei, oder zumindest sein könnte. Er hat gewisse Ähnlichkeiten mit ihr. Aber sie hat doch nie ein Kind gehabt? Das neue Theaterstück wird ein grosser Erfolg. Die Schauspielerin ist erleichtert, als die letzte Vorstellung endlich ansteht. Doch diese gipfelt in einem grossen Drama. Kitamura spielt ein Verwirrspiel mit den Lesenden und man lässt sich mitreissen. Obwohl ich die Hauptfigur oft unsympathisch fand, der vermeintliche Sohn ein komischer Vogel ist und auch der Ehemann so gar nicht mein Fall war, habe ich den Roman atemlos gelesen. Ich habe die englischsprachige Version gewählt und kann sie sehr empfehlen, da sie auch für Lesende, die im Englischen weniger geübt sind, gut verständlich ist.

Schaffhausen24, Originalmeldung Sylvia Bührer
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