«Heute gibt es für alles Normen. Früher sah das noch ein wenig anders aus. Damals konnten wir uns beim Konzipieren von Rutschen, etwa für das Alpamare, richtig austoben. Für Rutschfans ist in diesem Zusammenhang sicher die Kobra ein Begriff», sagt Stefan Klarer, Geschäftsführer der Klarer Freizeitanlagen, lächelnd im Gespräch mit dem «Bock». Seit jungen Jahren ist der heute 54-jährige Geschäftsmann im Familienbetrieb tätig. Seine Schwester, Claudia Klarer, teilt mit ihm die Leitung des Unternehmens.
Was sich wie ein roter Faden durch die Firmengeschichte zieht, ist die Innovation. Sie lenkt nicht nur Blicke aus aller Welt auf die Hallauer «Rutschbahn-Schmiede», sondern heimst ihr ebenfalls internationale Awards ein. In den Regalen der Büroräumlichkeiten häufen sich diese mittlerweile in Form von stilisierten Rutschen an.
Wasserrutschbahnen faszinieren Stefan Klarer in mehrerer Hinsicht: «Wir bieten ein Produkt an, das wir vom Anfang bis zum Ende selbst herstellen. Wenn eine Rutschbahn in Betrieb genommen wird und die ersten strahlenden Gesichter aus dem Tunnel kommen, wissen wir, dass unser Job sehr gut war.»
Von Siloauskleidungen zu Rutschbahnen
Vater Klarer machte sich in den 70er-Jahren selbständig. Angefangen hat er mit Kunststoffverarbeitung. Mit glasfaserverstärktem Polyester wurden auf Bauernhöfen beispielsweise Futterkrippen und Betonsilos verkleidet oder Brunnen beschichtet. «Mein Vater hat sich vor nichts versteckt. Jemand, der ihn Feigling nennen wollte, musste flinke Füsse haben», erzählt Stefan Klarer schmunzelnd. Wenn er irgendwo eine Gelegenheit sah, habe er sie am Schopfe gepackt.
In der John-Travolta-Ära, den 80ern, sei jemand auf das Unternehmen zugekommen, welcher eine Rollerskaterbahn wünschte. Stefan Klarers Vater baute aus einzelnen Polyester-Segmenten eine ovale Bahn, welche zusammen mit Musik und Licht, auch als Disco genutzt wurde. «Ich sehe es noch vor mir, wie wenn es gestern gewesen wäre. Wir Kinder mussten am Donnerstagnachmittag die vier Meter breiten Elemente der Bahn putzen. Die Lust dazu hielt sich in Grenzen.» Um das Reinigen unterhaltsamer zu gestalten, hätten sie die einzelnen Elemente ein wenig angewinkelt und mit Wasser benetzt, um mit einem Lappen herunterzurutschen. Der Vater habe sie natürlich irgendwann dabei erwischt und ermahnt. Der erhobene Zeigefinger sei rasch einer wegweisenden Idee gewichen: mehrere Elemente so verbinden, dass ein Gefälle entsteht und es möglich ist, darauf zu rutschen. Moderne Wasserrutschbahnen werden heute aber anders hergestellt. Um so verwunderter war Stefan Klarer vor kurzem bei einem Besuch in Deutschland: «Ich glaubte mich trifft der Schlag. Da stand tatsächlich eine Rutsche mit ähnlichen Elementen, welche wir als Kinder geputzt haben.»
Niemand will der erste Käufer sein
In den Anfängen, als Halbschalenrutschen zum Standard wurden, habe ein deutsches Unternehmen mit Klarer zusammenarbeiten wollen. Der Vertrieb erwies sich als alles andere als einfach. Die Badeanstalten sahen keinen Sinn darin, in eine Rutschbahn zu investieren. «So entstand die Idee, dass wir in Deutschland ein Bad suchten, das quasi eine unserer Wasserrutschen kostenlos annahm – nur damit wir ein Referenzprojekt vorzuweisen hatten», erklärt Stefan Klarer. Damit sich die Rutsche finanzieren liess, wurden Schirm, Tisch und Stuhl daneben platziert. Eine Person kassierte da pro Rutschvorgang ein paar Münzen.
Zu dieser Zeit hatte ein Dr. Max Anton Höfter eine Vision: eine Badelandschaft mit Fokus auf Rutschen. 1970 ging das Alpamare in Bad Tölz, Deutschland, und 1977 ebenfalls in Pfäffikon an den Start. Letzteres war zur damaligen Zeit der grösste gedeckte Wasserpark Europas. Höfter fragte Stefan Klarers Vater an, ob er mit von der Partie sei und die beiden Bäder mit Wasserrutschen beliefern möchte. «Unser Sortiment wurde von heute auf morgen relativ gross. Zusätzlich war das der Startschuss zur Belieferung der halben Welt.»