Schaffhausen ist als Grenzkanton eng mit Süddeutschland und dem europäischen Markt verflochten. Stabile Beziehungen zur EU sind hier keine Theorie, sondern gelebte Realität und Grundlage für unseren Wohlstand sowie unsere Eigenständigkeit. Mit den Bilateralen III steht die Schweiz an einem entscheidenden Wendepunkt. Wir stehen vor der Wahl, den globalen Isolations- und Protektionismustendenzen zu folgen – oder mit taktischer Weitsicht und klarem strategischem Kurs auf langfristige Partnerschaften zu setzen. Ein EU-Beitritt kommt nicht in Frage, weshalb bilaterale Verträge einen sinnvollen Kompromiss darstellen.
Persönlich bin ich überzeugt: Um den Wirtschaftsstandort Schweiz und unseren Wohlstand zu sichern, brauchen wir verlässliche Verbündete. Eine enge Partnerschaft mit der EU verschafft unserem Land wirtschaftliche Stabilität, Rechtssicherheit sowie Zugang zu zentralen Märkten und Programmen. Die Schweiz liegt im Herzen Europas und dies ist nur mit offenen Märkten und klaren Regeln ein Vorteil. Besonders beim Thema Strom, das mir persönlich am Herzen liegt, und in dem ich tätig bin, wird klar: Die Schweiz hat ein Winterstromproblem, das wir entschlossen angehen müssen. Das geplante Stromabkommen stärkt unsere Eigenständigkeit, weil es uns Handlungsspielraum sowie bezahlbaren Strom für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort verschafft – statt uns zu isolieren. Heute fliesst Strom zwar ungehindert über die Grenzen, doch rechtlich ist die Schweiz vom europäischen Netz ausgeschlossen. Diese Unsicherheit gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit. Das Abkommen schafft verlässliche Regeln, stärkt die Integration von Swissgrid in europäische Gremien und verbessert Versorgungssicherheit, Effizienz und Klimaschutz – ein Gewinn für Unternehmen und Bevölkerung gleichermassen.
Doch die Bedeutung der Bilateralen reicht weit über technische Fragen hinaus. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen und der weltweite Trend zu Protektionismus gefährden den offenen Welthandel. USA, Russland und China setzen auf eigene Märkte, auch in Europa gewinnen Kräfte, die Abschottung fordern. In dieser Lage braucht die Schweiz einen stabilen europäischen Rahmen, um sich wirtschaftlich und politisch behaupten zu können. Bereits heute spüren wir schmerzhaft an erhöhten Zöllen, was es heisst, nicht vollständig im europäischen Markt integriert zu sein.
Für mich steht fest: Der europäische Wirtschaftsraum bleibt unser wichtigster Partner. Wer aussenpolitisch eigenständig sein will, muss wirtschaftlich verankert bleiben. Partnerschaft bedeutet nicht Abhängigkeit, sondern gemeinsame Stärke und Verhandlungsmacht in einer instabilen Welt. Unabhängigkeit bedeutet aktive Mitgestaltung. Eine stabile Partnerschaft mit der EU stärkt unsere Eigenständigkeit, weil sie uns wirtschaftlich absichert und politisch handlungsfähig hält. Für Schaffhausen und die ganze Schweiz sind starke Partnerschaften sowie eine verlässliche Energieversorgung Voraussetzungen für Wohlstand und Zukunft.