Samstagmittag im Stüehli: Auf der Wiese am Waldrand entsteht ein kleiner Parcours. Milena Ambühl und Sabrina Platzgummer vom Kynologischen Verein Schaffhausen schleppen Hürden, stellen Holztore auf, verkleiden sie mit Tennisbällen und Gummienten, legen einen Tunnel bereit und holen ein rosa Kinderzelt aufs Feld. Doch ein Spielplatz entsteht hier nicht, hier wird gearbeitet. «Jugend und Hund» heisst die Gruppe, die sich hier seit einem Jahr trifft.
Pfoten, Tricks und Teamwork

«Er ist ein kleiner Streber»
Heute sind vier Mädchen und ihre Hunde da. Drei von ihnen sind seit den Anfängen dabei. Für Lyn ist es das erste Mal. Sie kommt mit Aaron zur Schnupperstunde. Der Kurzhaar-Collie macht schon prima mit. Man merkt, dass Lyn nicht zum ersten Mal mit ihm trainiert. «Er ist ein kleiner Streber», lacht die 13-Jährige. Sie war mit ihm schon im Agility. «Aber dort nur unter Erwachsenen. Darum wollte ich das hier ausprobieren.»
Genau das ist einer der Gründe, warum es dieses Training gibt. Milena Ambühl: «Es geht ums Lernen, aber auch um den Plausch, dass Kinder und Hunde etwas gemeinsam erleben, sich zusammen draussen bewegen.» Sabrina Platzgummer ergänzt: «Die Kinder machen es uns leicht. Sie hören oft besser zu als Erwachsene, nehmen unsere Tipps gerne an und machen vieles intuitiv.»
Voraussetzung für den Kurs ist, dass der Hund den Grundgehorsam kennt. Ob ein Hund in die Gruppe passt, sehen die beiden Leiterinnen in der Schnupperstunde. «Verhaltensoriginelle» Hunde würden zuerst sanft in einen Erziehungskurs dirigiert, erklären sie. «Denn wir möchten hier keine Raufereien.» Wichtig ist auch, dass die Kinder ihren Hund halten können. «Ein 30-Kilo-Hund in den Händen eines 20-Kilo-Kindes ist nicht optimal», sagt Milena Ambühl. Aber möglich, wie man bei der zierlichen Hailey (13) und ihrer Berner Sennenhündin Beaula sieht. Hailey ist die Tochter von Sabrina Platzgummer, das ist aber nicht der Grund, warum sie mit ihrer imposanten Hündin mitmachen darf. Es hat mit Beaulas Wesen zu tun. «Sie zieht gar nicht an der Leine», erklärt das Mädchen stolz.
Beaula kam mit acht Monaten in die Familie, als Hund «aus zweiter Hand», kaum erzogen. «Wir hatten einen Welpen im Körper eines Teenagerhundes.» Das war zuweilen herausfordernd. Beaula hatte beispielsweise grosse Angst vor eingeschweissten Strohballen. «Das haben wir wegbekommen, indem wir die Strohballen gestreichelt und ihnen gut zugeredet haben.»
Sabrina Platzgummer erklärt: «Es ist oft so, dass die Sachen dem Hund helfen, bei denen man von anderen Leuten komisch angeschaut wird. Das darf einem dann nicht peinlich sein.» Den Kindern ist es das meist sowieso nicht.
Bestes Hilfsmittel: das Leckerli
Nora (11) kriecht gerade mit ihrer Lucy unter den Holztoren im Parcours hindurch. Die kleine Mischlingshündin – «da stecken mindestens 8 Rassen drin» – habe ihren eigenen Kopf, erklärt die 11-Jährige. «Sie würde am liebsten die ganze Zeit mit den anderen Hunden spielen.» Auf dem Trainingsplatz ist das nicht erlaubt. Nur selten dürfen die Hunde hier kontrolliert miteinander rennen. Das weiss jetzt auch die Mischlingshündin. «Lucy konnte am Anfang nur Sitz», sagt Nora. «Inzwischen hat sie so viel gelernt, dass ich das gar nicht alles aufzählen kann.» Bestes Hilfsmittel im Training: ein Leckerli. «Lucy ist zum Glück sehr verfressen», lacht Nora. «Für Futter macht sie fast alles.»
«Bei «Jugend und Hund» sind die Ambitionen der Teilnehmerinnen ganz unterschiedlich», erklärt Sabrina Platzgummer. Darum versuche man das Training auch so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. «Die einen wollen einfach einen entspannten Familienhund, für andere ist es Aufbau oder Einstieg ins Agility oder Canicross.»
Zum Schluss ein High Five mit Pfote
Die 11-jährige Robin geniesst vor allem die gemeinsame Zeit mit ihrer Faye. «Es ist schön, zusammen etwas zu unternehmen», sagt sie. «Sobald ich daheim meine Weste anziehe, merkt Faye, wo es hingeht.» Und natürlich habe sie auch schon viel dazugelernt. «Faye war früher sehr schreckhaft, das ist deutlich besser geworden.» Und die Continental Bulldogge kann auch schon einige Tricks, wie sie zum Abschluss des Trainings beweist. Im Kreis wird eine Runde abgewandeltes «Ich packe meinen Koffer» gespielt. Statt Gegenstände einzupacken, zeigen die Kinder Kunststücke mit ihren Hunden vor und machen sie dann der Reihe nach nach.
Faye zeigt zum Beispiel ein High Five, ein Sitz im Häuschen oder ein Häschen. Die Mädchen geben sich dann untereinander Tipps, wie sie ihren Hunden die Tricks beigebracht haben.
Und so gehen die Kinder und Hunde am Ende nicht nur zufrieden, sondern mit vielen neuen Ideen nach Hause.
Weitere Infos unter: kv-schaffhausen.ch/Jugend-Hund