Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Schaffhausen
19.08.2025

Vorbilder und Realitäten schaffen

Lisa Burth, eines der beiden Gesichter hinter «Selbständige Frauen Schweiz».
Lisa Burth, eines der beiden Gesichter hinter «Selbständige Frauen Schweiz». Bild: zVg.
Ein «Safe Space» für Gründerinnen. Dieses Ziel steckt hinter der Unternehmung «Selbständige Frauen Schweiz». Worauf der Fokus des Unternehmens liegt und was es tatsächlich braucht, um erfolgreich zu sein, erzählt Mitgründerin Lisa Burth aus Neunkirch.

Der englische Begriff «Hustling» bedeutet so viel wie «sehr hart arbeiten». Dass konstantes Überarbeiten und Burnouts jedoch nicht zwingend sein müssen, um erfolgreich im Unternehmertum zu sein, davon ist Lisa Burth aus Neunkirch überzeugt. Gemeinsam mit Jana Berger gründete sie «Selbständige Frauen Schweiz», eine Plattform für Frauen, die bereits selbständig sind oder eine (Teil-)Selbständigkeit anstreben. Mit Online-Kursen, Coachings, Expertinnen-Interviews und vielem mehr, gibt die Plattform Antwort auf diverse Fragen zur eigenen Unternehmung und lädt zum Austausch ein. Ein Ort für Frauen, von Frauen.

 

Startschuss

«Es müsste einen Ort für Frauen geben, an dem sie sich verbinden und zum Thema Gründung austauschen können», dachte sich Lisa Burth vor etwa vier Jahren. Nachdem sie 2020 ihre eigene Firma gründete, merkte sie, dass ihr die Buchhaltung noch ein wenig Bauchschmerzen bereitete. Bei einem Videodreh mit Jana Berger sprach sie ihren Gedanken laut aus. Auf eine Idee folgten schliesslich Taten – «Selbständige Frauen Schweiz» wurde 2021 gelauncht.

 

Ein falsches Bild

Das Gründen wird in der Gesellschaft oft mit «Hustling» und der Männerdomäne assoziiert. «Wir wollten einen ‹Safe Space› für Frauen schaffen, an dem sie alle ihre Fragen stellen können. Es gibt nämlich keine dummen Fragen», betont die selbständige Schaffhauserin. Es liege den beiden Geschäftsführerinnen sehr am Herzen eben genau diesem «Hustling» entgegenzuwirken. Deshalb befassen sich ihre Kundinnen im Kurs unter anderem auch ausgiebig mit dem Thema «Work-Life-Balance». «Einige Kurse zeigen auf, wie in kurzer Zeit ein grosser Umsatz erzielt werden kann, aber sie erklären nicht, wie die Balance erhalten bleibt», so Lisa Burth. «Ich wurde selbständig, um ein Gleichgewicht zwischen Freizeit und Job zu haben, nicht um dauerhaft gestresst zu sein.» Hobbies sowie ihre Liebsten hätten einen hohen Stellenwert in ihrem Leben. Deswegen nimmt sie sich dafür bewusst einen Tag in der Woche frei – und der Erfolg bleibt, ganz ohne «Hustling».

 

An die Hand nehmen

«Ich möchte nicht, dass andere Frauen sich so fühlen, wie ich mich damals gefühlt habe», erzählt Lisa Burth. Der Hauptantrieb für ihre Arbeit ist, dass sie sich bei der Gründung ihrer Unternehmung so etwas gewünscht hätte. «Mir fehlten die Vorbilder», sagt sie. «Diese Vorbilder versuchen wir mit unserer Plattform nun zu schaffen.»

 

Neue Realitäten

Auf die Frage, ob es Frauen schwieriger in Puncto Selbständigkeit hätten, meint Lisa Burth, dass diese vor allem mit anderen Themen zu kämpfen hätten: «Frauen müssen sich sichtbarer machen. Häufig fehlt es ihnen leider an Selbstvertrauen.» Dies hänge mit geschichtlichen Aspekten zusammen: «Wir haben, auch in der Schweiz, noch nicht lange eine Stimme, die gehört werden will. Aber genau deshalb müssen wir sagen, was wir zu sagen haben.»

 

Das macht eine Gründerin aus

Ist Selbständigkeit für Jede und Jeden etwas? Welche charakterlichen Anforderungen gibt es? Lisa Burth antwortet mit einem «Nein», es sei nicht jede Person dafür gemacht. «Man sollte auf jeden Fall verantwortungsbewusst und diszipliniert sein, sowie einem gewissen Druck standhalten können. Und wie es der Name schon sagt, gehört selbständiges Arbeiten auch dazu.»

Das Essenzielle sei, dass eine Leidenschaft da ist, an die man glaubt. Alles Weitere, was mit dem Aufbau einer Firma zu tun hat, könne man noch lernen.

 

An sich glauben

Frauen, die sich selbständig machen wollen, gibt sie folgendes mit auf den Weg: «Lasse dich nicht von deinen Ängsten zurückhalten, etwas zu tun, das dich mit Leidenschaft erfüllt. Meistens ist genau an dem Punkt, bei welchem die grössten Sorgen lauern, ein grosses Wachstum möglich.» Man solle deshalb nie aufhören an sich zu glauben, denn es brauche da draussen mehr selbständige Frauen, welche die Wirtschaft positiv beeinflussen können.

Laura Alar, Schaffhausen24