Kaum gehört die zweite Austragung der Schaffhauser Kulturtage der Vergangenheit an, ist der Drang nach einer dritten Version 2027 bereits da. Würde man alle Bewerbungen, die für dieses Jahr eingingen, berücksichtigen, müsste man die Kulturtage wohl um ein paar Tage verlängern. Wichtige Erkenntnis: Die Kulturtage stossen auf überwiegendes Interesse und locken die Menschen in alle erdenklichen Winkel der Stadt. Nicht nur die Stadtbevölkerung war zugegen – aus diversen Regionen reisten sie an, jene, die das Licht des neuen Leuchtturmanlasses erspähten. Auch das OK wird bei der noch folgenden Schlussanalyse vorwiegend Positives berichten können – abgesehen von den üblichen kleinen Stellschrauben, an denen bei jedem Event gedreht werden müssen.
Nyons Stapi als Initiator
Doch nicht nur Schaffhausen ist eine Kulturhochburg. Im tiefen Südwesten der Schweiz wirbelt seit 1972 ein Kulturanimator namens Daniel Rossellat. Er gilt als Gottheit des Paléo Festivals, das seit 1976 diesen Namen trägt und jährlich ein riesiges Publikum anzieht. Als Quereinsteiger wurde Rossellat 2008 zum Stadtpräsidenten von Nyon VD gewählt – ein Amt, das er bis heute innehat. 2013 initiierte er zudem den Verein «Kulturhauptstadt Schweiz», mit dem Ziel, dass alle drei Jahre eine Stadt diesen Titel tragen darf. Rossellat ist überzeugt, dass dieses Projekt zur nachhaltigen Förderung des Landes beiträgt. 2027 folgt nun ein Testlauf: Nicht etwa Nyon selbst, sondern La Chaux-de-Fonds NE darf ein Jahr lang als Kulturhauptstadt ihre kulturelle Vielfalt präsentieren.
Im Eiltempo zur Bewerbung
Ende 2024 wurden Kultur- und Politikschaffende darauf aufmerksam, dass die Ausschreibung für das Jahr 2030 eröffnet wurde. Von SP-Grossstadtrat Christian Hunger flatterte umgehend eine Kleine Anfrage ein, während Kulturchef Jens Lampater im Hintergrund bereits die Fäden spannte, um eine erste Arbeitsgruppe zu bilden. Dabei sind unter anderem Stadtpräsident Peter Neukomm selbst, Kulturreferent Marco Planas sowie Projektleiterin Sibylle Lichtensteiger, die bis letztes Jahr im Stapferhaus in Lenzburg AG kuratierte – einem Haus, das unter ihrer Leitung internationalen Ruhm erlangte und prämiert wurde.
Dem Aufruf zum Kick-off folgten rund 130 Personen ins Gaswerkareal. Vor Ort traf sich ein kunterbunter Mix aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Interessierten – sogar der FC Schaffhausen zeigte Präsenz. Nach einer eigens arrangierten «Industrial-Jazz»-Version von «Blos e chlini Stadt» durch Joscha Schraff und Nicolin Janet eröffnete Peter Neukomm den Anlass mit den Worten: «Schaffhausen kann Kulturtage. Schaffhausen kann aber auch Kulturhauptstadt.» Diese Chance wolle man unbedingt wahrnehmen, weil alle davon profitieren. Nicht nur, dass die Region in allen Landesteilen stärker wahrgenommen werde – auch das heimische Kulturschaffen erziele grössere Reichweite. Davon profitiere ebenso die Wirtschaft: Es ziehe Menschen mit kultureller Affinität an. «Wir waren uns schnell einig und warfen den Hut in den Ring», erläuterte er die Beweggründe.