Zwischen summenden Insekten und flatternden Schmetterlingen begrüsst Regierungsrat Martin Kessler die Medienschaffenden zur Jubiläums-Medienkonferenz. Vor einer artenreichen Magerwiese mitten auf dem Randen landete ein Schmetterling mitten auf seiner Hand. Der Moment ist sinnbildlich für das, was hier gefeiert wird: 20 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz.
Die kantonalen Vernetzungsprojekte auf dem Randen und im Klettgau starteten 2005 beziehungsweise 2004. Frühzeitig haben lokale Akteure wie die Arbeitsgemeinschaft Kulturlandschaft Randen (KURA) und die Randenbauern gemeinsam mit dem Planungs- und Naturschutzamt auf den Schutz dieses Lebensraums hingearbeitet. Der Randen wurde im kantonalen Richtplan als Vorranggebiet für Vernetzung ausgewiesen.
Rund 150 Landwirtschaftsbetriebe machen heute mit.
Finanziert werden die Projekte zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Kanton. Die Bewirtschafter erhalten Beiträge für den zusätzlichen Aufwand. «Die Vernetzungsprojekte schlagen Brücken – zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Gesellschaft», so Projektleiter Patrik Peyer.
Wenig Ertrag, viel Vielfalt
Im Randengebiet wurde früher zu einem grossen Teil Ackerbau betrieben. Als dieser im Verlauf des 19. Jahrhunderts nach und nach eingestellt wurde, breiteten sich zunehmend Trockenwiesen aus. Diese wertvollen Flächen drohten jedoch zu verbuschen und zu verwalden – es fehlte an Anreizen für ihre Pflege. Aus dieser Situation heraus gründeten engagierte Landwirte in den 1980er-Jahren die Vereinigung der Randenbauern, um dem Verlust der offenen Kulturlandschaft aktiv entgegenzuwirken und eine neue Perspektive für die extensive Nutzung zu schaffen. «Die Wiesen hier oben sind nicht für intensive Bewirtschaftung gemacht. Dank der Vernetzungsprojekte lohnt sich ihre Pflege dennoch – ökologisch und finanziell», erklärt Landwirt Thomas Tanner aus Merishausen. Der Präsident der Randenbauern bewirtschaftet unter anderem Q1- und Q2-Ökoflächen: Während Q1-Wiesen Mitte Juni geschnitten und minimal mit Hofdünger versorgt werden dürfen, bleiben Q2-Flächen bis nach dem 1. Juli ungemäht und komplett ungedüngt. «Etwas Hofdünger würde vielen dieser mageren Wiesen guttun – sie sind oft voller Moos, und manche Arten verschwinden dadurch langsam», sagt Tanner. Dennoch halte man sich an die Vorgaben: «Extensive Flächen bedeuten keine Düngung, dies ist uns klar. Manchmal würden wir uns etwas mehr Spielraum wünschen, gerade was Kontrollen angeht.»
Auf allen Flächen werden 10 Prozent als Altgrasstreifen stehen gelassen, die als Rückzugsorte für Insekten, Kleinsäuger und Bodenbrüter dienen.
«Diese Streifen mögen auf den ersten Blick unordentlich wirken, doch sie sind essenziell für viele Arten», betont Tanner. Auch die Bevölkerung muss sich mit neuen Bildern einer vielfältigen Landschaft anfreunden. Hier unterstützt das Projekt mit Informationstafeln am Feldrand.
Hecken, Steinhaufen und Buntbrachen
Vernetzung geschieht nicht nur auf der Wiese. Tanner berichtet von Hecken, die gezielt eingebunden werden – mit 5 bis 6 Metern Puffer zu den Feldern, um Lebensraumkorridore zu schaffen. Ast- und Steinhaufen werden bewusst eingebracht, die Hecken werden alle paar Jahre auf den Stock gesetzt, damit sie nicht veralten.
Im Ackerbau sind Buntbrachen und Getreide in weiter Reihe ein zentrales Thema. Letzteres ist eine seltenere Methode in der Region, bei der bewusst weniger Saatgut ausgebracht wird. «Wir lassen bei der Saat ungefähr jede dritte Reihe aus – das ergibt etwa 60 Prozent der üblichen Saatmenge. Der Ertrag sinkt zwar etwas, aber die Kulturen sind gesünder, weil sie gerade bei nassem Wetter besser abtrocknen.» Besonders erfreulich: Feldhasen und Rehe fühlen sich in diesen lichten Beständen wohl. «Es hat so viele davon, man stolpert fast über sie», sagt Tanner schmunzelnd.
Doch auch Herausforderungen sind Teil des Alltags: «Das einjährige Berufkraut ist ein grosses Problem. Wir verbringen Stunden auf den Flächen, um es manuell zu entfernen», so Tanner. Die Bürokratie sei eine zusätzliche Belastung. «Ich bewirtschafte viele Flächen mit verschiedenen Auflagen. Da den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach.»
Erfolge der Projekte
Verschiedene Zielarten haben positiv auf die Massnahmen reagiert. Die Bestände von Dorngrasmücke, Schwarzkehlchen und Turmfalke nehmen insbesondere im Gebiet Widen im Klettgau zu. Auch der Feldhasenbestand dort gilt mit bis zu 26 Tieren pro Quadratkilometer als aussergewöhnlich hoch.
Auf dem Randen hat sich der Bestand der Heidelerche besonders erfreulich entwickelt. Mit 37 Brutrevieren wurde 2024 ein Höchstwert erreicht – ein bedeutender Anteil am schweizweiten Vorkommen. Die Kombination aus extensiver Bewirtschaftung, Altgrasstreifen, Heckenstrukturen und freiwilligem Engagement hat sich vielerorts bewährt.