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Gesundheit
18.06.2025
18.06.2025 10:11 Uhr

Eltern trotz allem

Nadja Stocker schreibt im «Bock» in regelmässigen Abständen Ratgeberkolumnen für das Blaue Kreuz.
Nadja Stocker schreibt im «Bock» in regelmässigen Abständen Ratgeberkolumnen für das Blaue Kreuz. Bild: zVg.
In der neusten Kolumne «Präventiv handeln», des «Blaues Kreuz» Schaffhausen-Thurgau, schreibt Nadja Stocker über die Auswirkungen einer alkoholkranken Persone auf Nahestehende.

So oder ähnlich beschreiben Angehörige die Situation mit einer nahestanden Person die übermässig viel Alkohol trinkt: «Mein Mann trinkt seit vielen Jahren mehrmals pro Monat, meistens an den Wochenenden übermässig viel Alkohol. Dabei handelt es sich um eine halbe bis ganze Flasche Spirituose und /oder mehrere Biere. So genau zähle ich nicht mehr mit. Unsere Kinder merken, dass etwas nicht stimmt, sprechen tun wir aber nicht darüber. Ich versuche die Familie zusammenzuhalten, den Haushalt zu führen und das intakte Familienbild nach aussen zu bewahren. Ich weiss, ich sollte ihn/sie nicht so schützen, aber ich kann nicht anders.» 
Angehörige, die in ein Beratungsgespräch kommen, tun dies meist erst nach Jahren. Wenn sie merken: «jetzt kann ich nicht mehr!» Es brauche Mut und Überwindung, um sich bei einer Beratungsstelle zu melden, schildern Angehörige. Und der Griff zum Telefon sei ein Eingeständnis «ja wir haben ein Problem» und «ja, wir brauchen Unterstützung». 

Viele betroffene Eltern haben Angst davor, den Kindern zu sagen, dass sie mit der Krankheit «Alkoholabhängigkeit» kämpfen. Doch, Kinder merken, wenn etwas «nicht stimmt». Daher empfehlen wir, den Kindern mitzuteilen, dass ein Elternteil eine Krankheit hat und sich Hilfe holt – selbstverständlich dem Alter entsprechend.  Kinder verstehen, dass die Eltern zum Arzt gehen, wenn sie krank sind und Eltern signalisieren; es ist okay, sich helfen zu lassen. Transparenz und Offenheit helfen den Kindern, mit der Herausforderung umgehen zu können. Es entlastet das Kind, wenn es versteht, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist und dass das Verhalten des süchtigen Elternteils eine Folge dieser Krankheit ist. Denn oft fühlen sich Kinder aus suchtbelasteten Familien schuldig und verantwortlich. Sie meinen, die Eltern durch ihr Verhalten vom Konsumieren abhalten zu können. Es hilft den Kindern, wenn sie wissen, dass sich die Gesundheit des kranken Elternteils mit Unterstützung verbessern kann.

Das Leben mit einem suchtkranken Menschen ist eine stille, oft einsame Herausforderung. Doch Schweigen hilft niemandem. Transparenz, Austausch und professionelle Unterstützung sind entscheidend, um einen gesünderen Umgang mit der Situation zu finden und langfristig eine positive Veränderung zu ermöglichen.

Schaffhausen24