Wenn nordArt in den letzten 17 Jahren eines bewiesen hat, dann dass hier keine Programme gebucht, sondern Perlen entdeckt werden. Kunstschaffende, die einst als Geheimtipp gehandelt wurden, sind längst zu Lieblingen des Publikums geworden. Jahr für Jahr beweist das Festival ein Gespür für das Besondere, das Unangepasste, das unbedingt zu Wiederzuholende. Manche dieser Perlen glänzen nun schon zum zweiten oder mehr Mal im Scheinwerferlicht von Stein am Rhein. Künstler:innen wie Dominik Muheim, Bänz Friedli, Lara Stoll, Christof Wolfisberger oder Markus Schönholzer haben längst ihre Spuren hinterlassen. Ihr Wiederkehr ist keine Nostalgie, sondern eine Weiterführung dessen, was einst als Experiment begann: der Versuch, aus dem Moment Magie zu machen.
Im grünen Takt
Eine Premiere, die in Erinnerung bleiben wird: Mit der allersten «Irish Night» bringt das Festival ein Stück keltischer Lebensfreude nach Stein am Rhein. Die Band «Tàin» verwandelt die Asylhofbühne in ein brodelndes Pub voller Energie, Dudelsäcke, Geige und rauem Gesang. Ihre Musik wirkt wie ein Überfall – wild, lebensfroh, melancholisch. Es wird getanzt, getrunken, geseufzt und von windumtosten Küsten geträumt. Doch damit nicht genug: Auch abseits des Guinness-Flairs setzt nordArt starke musikalische Akzente. «Trëi» entführen mit Cello, Harmonium und dreistimmigen Gesang in eine archaische Klangwelt, in der Klagefrauen, Seherinnen und Lieder aus elf Sprachen über die Bühne wehen. Ganz anders, aber nicht weniger eindringlich, klingen die Lieder von «wilderbluescht. Alltagsgegenstände werden zu Instrumenten, Dialekt zu Poesie und das Vertraute fremd.
Vom Nachwuchs getragen
Die Jungsegler-Reihe ist das Herzensprojekt von nordArt. Sie steht für Aufbruch, Mut und künstlerisches Neuland und sie bringt in diesem Jahr ganz unterschiedliche Charaktere auf dieselbe Bühne, ohne dass es je fremd oder fehl am Platz wirkt. Zwei Frauen mit staubtrockenem Humor und einer absurden Paartherapie treffen auf einen Mann, der mit lakonischer Stimme die Tiefen der Schweizer Seele freilegt. Dazu kommen Figuren mit Federn und Klauen, die aus einer alten Kiste auferstehen und ihre eigenen Lieder singen, während zwei Darstellerinnen mit feinem Theaterhandwerk unsere Wahrheiten zweisprachig demontieren. Was bei «Duo Dua», «balz okay», Annina Mosimann und der «Compagnie c’est caput» entsteht, ist kein Sammelsurium, sondern ein feines Gewebe aus Beobachtung, Bruch und Begegnung. Ihre Arbeiten setzen auf Zwischentöne und Widerhaken, auf Witz und Unschärfe. Es geht um Stress und Stille, um Fantasie und Alltag, um das Absurde im Normalen und das Poetische im Abseitigen.
Zwei besondere August-Wochen
Das Festival, das vom 6. bis 16. August stattfindet, versammelt zahlreiche Kunstschaffende und bringt Kabarett, Figurentheater, Musik, Satire und Magie auf engstem Raum zusammen. Auch gibt es wieder eine spannende HörTour mit einem interaktiven Hörerlebnis durch die Gassen für Gross und Klein. Und genau das macht diese knapp zwei Wochen im August so besonders. Tickets sind seit gestern auf nordart.ch erhältlich.
Weitere Informationen zum diesjährigen Theaterfestival sind unter festival.nordart.ch zu finden.