Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
10.06.2025

Geteilte Gaumenfreude

Im Seldas hinter dem Schaffhauser Bahnhof genossen die Gäste auf der Terrasse einen Apéro in entspannter Atmosphäre, bevor der Afrika-Abend mit Bildern und Geschichten aus Ghana begann.
Im Seldas hinter dem Schaffhauser Bahnhof genossen die Gäste auf der Terrasse einen Apéro in entspannter Atmosphäre, bevor der Afrika-Abend mit Bildern und Geschichten aus Ghana begann. Bild: Patrick Baljak
Ein Abend geprägt von Aromen, Begegnungen und bewegenden Einblicken. Das Seldas in Schaffhausen hat sich als Ort etabliert, an dem Essen zum Erlebnis wird. Beim Afrika-Abend stand neben der Kulinarik die Hilfsorganisation Ghana Vision im Fokus, die sich für eine bessere Augengesundheit bei Kindern in Ghana einsetzt.

Seit bald drei Jahren ist das Seldas in Schaffhausen ein Ort, an dem nicht nur gegessen, sondern geteilt wird. Gastgeberin Elena Meister hat von Anfang an auf ein Konzept gesetzt, welches das gemeinsame Erleben in den Mittelpunkt stellt: Miteinander zu probieren, zu entdecken und ins Gespräch zu kommen. «Natürlich gibt es Gäste, die lieber einen eigenen Teller hätten», sagte Elena Meister schmunzelnd, «aber genau dieses Teilen beim Essen ist mir wichtig. Wenn man ein Konzept aufbaut, muss man auch dahinterstehen». Und genau das spürt man im Seldas. In der liebevoll gestalteten Umgebung, in der warmen Atmosphäre auf der Terrasse mit Lichterketten und in der Speisekarte, die alle zwei Monate neu mit Leidenschaft gedacht wird. Abgesehen von einigen wenigen Klassikern wie Seldas Curry oder Moules et Frites gibt es keine feste Stammkarte. Stattdessen setzt das kleine Team auf kreative Geschmackserlebnisse und wagt immer wieder Neues, auch in einer Stadt, in der es für Gastrobetriebe nicht leicht ist, sich zu behaupten.

Vom Teller zum Erlebnis

Die Lage hinter dem Bahnhof, abseits des Altstadt-Trubels, bringt gewisse Herausforderungen mit sich. Laufkundschaft bleibt aus, spontane Gäste verirren sich seltener ins Lokal. Doch gerade diese Lage wurde zur Chance. Denn hier hat das Team rund um Elena Meister Raum, eigene Ideen umzusetzen und das Seldas weiterzuentwickeln. Vor rund eineinhalb Jahren begann das Restaurant, regelmässig Veranstaltungen durchzuführen. Das Programm reicht von Bierfestivals über Konzerte mit regionalen Musikerinnen und Musikern bis hin zu kulturellen Themenabenden. Auch Kreativformate wie «Töpfern und Trinken» gehören inzwischen fest dazu. «Wir mussten kreativ werden», sagt Meister. «Wir wollen, dass die Leute sagen: Heute müssen wir ins Seldas.» Dass das funktioniert, zeigte sich einmal mehr am vergangenen Donnerstag.

  • Beim gemeinsamen Essen an der langen Tafel kamen auch zuvor Unbekannte ins Gespräch, während sie sich die verschiedenen Speisen weiterreichten. Bild: Patrick Baljak
    1 / 5
  • Das Team mit Cristiana Turmacu (v.l.), Kim Brugger, Raphael Grob und Gastgeberin Elena Meister sorgte in der kleinen, aber feinen Küche des Seldas für das leibliche Wohl der rund 65 Gäste. Bild: Patrick Baljak
    2 / 5
  • Mit Vorfreude in der Schüssel und einem Lächeln im Gesicht genossen Stefan Lacher und Ramon Rohner die Peanut Butter Soup mit Chicken. Bild: Patrick Baljak
    3 / 5
  • Das Konzept des Teilens zeigte sich ganz praktisch, als sich die Gäste die Schalen mit afrikanischen Spezialitäten quer über den Tisch reichten. Bild: Patrick Baljak
    4 / 5
  • Zwischen Linsencurry mit Fufu und afrikanischer Hackpfanne tauschten Marca Netzhammer und Domenica Ryter nicht nur Speisen, sondern auch erste Eindrücke des Abends aus. Bild: Patrick Baljak
    5 / 5

Ein Blick nach Ghana

An diesem Abend war der Verein Ghana Vision zu Gast im Seldas. Der Verein setzt sich seit 2018 für die Augengesundheit von Kindern in Ghana ein. Er ermöglicht Sehtests, verteilt Brillen und Medikamente kostenlos und hilft Kindern mit gravierenden Augenproblemen, ärztliche Betreuung zu erhalten. Das Engagement findet hauptsächlich in der Upper West Region Ghanas statt, einer der ärmsten Gegenden des Landes. Bei ihrem Besuch im Seldas präsentierte Ghana Vision eindrucksvolle Bilder und Videobeiträge von den jüngsten Projektreisen in den Jahren 2023 und 2025. Gezeigt wurden unter anderem Szenen eines gross angelegten Augenscreenings bei über 1000 Kindern sowie Interviews mit lokalen Partnern wie der Sängerin und Aktivistin Wiyaala. Sie erklärte, wie entscheidend gutes Sehen für die Entwicklung und Bildungschancen von Kindern sei und wie oft dies in ländlichen Regionen schlicht keine Selbstverständlichkeit ist. Begleitet wurde der Abend von einem Menü mit afrikanischen Spezialitäten, serviert in gewohnter Seldas-Manier. Was auf den Tellern lag, war so bunt und vielfältig wie die Eindrücke, die die Gäste an diesem Abend mit nach Hause nahmen. Der Afrika-Abend zeigte, wie schön es sein kann, nicht nur Speisen zu teilen, sondern auch Geschichten, Bilder und Erfahrungen.

  • Unter anderem gaben Pascal Schwyn (v.l.), Martin Roost sowie Markus Danner vom Verein Ghana Vision Einblicke in ihre Projekte und die aktuelle Lage in der Upper West Region Ghanas. Bild: Patrick Baljak
    1 / 2
  • Peter Roost, Mitbegründer und geistiger Ursprung von Ghana Vision, schwelgte beim Vortrag in Erinnerungen an die Anfänge und prägende Erlebnisse des Projekts. Bild: Patrick Baljak
    2 / 2
Patrick Baljak, Schaffhausen24