Strukturelle Veränderungen im Bildungswesen müssen von der Politik und oft auch vom Volk gutgeheissen werden. Die Volksschule soll – sie trägt den Souverän ja schliesslich schon im Namen – die gesamte Heterogenität unserer Gesellschaft abbilden. Ermöglicht wird eine Schule für alle mit dem integrativen Weg.
Integration in der Bildungspolitik basiert auf dem Grundsatz, jedem Kind das Recht auf gemeinsame Bildung zu gewähren. Bürgerliche Parteien bekämpfen den integrativen Weg auf allen Ebenen, ohne andere Lösungsvorschläge anzubieten. Die «alte Schule» funktioniert in der heutigen Gesellschaft nicht mehr, währenddessen versucht man das Wort Integration in Bildungsdiskussionen zu umgehen – ein falsches Zeichen. Unsere Gesellschaft hat sich verändert: Jedes Kind wird heute als Individuum wahrgenommen, was ein wichtiger Fortschritt ist.
Integration wird oft mit Inklusion verwechselt. Es geht nicht darum, die Regelklassen für alle beeinträchtigten Kinder zu öffnen, sondern um die sprachliche Integration, für Kinder mit Migrationshintergrund und die pädagogische Integration, für Kinder mit Lernbehinderungen (Legasthenie, Dyskalkulie), Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS) oder Sprachentwicklungsstörungen.
Kinder mit oben genannten Lernschwierigkeiten gingen auch vor 50 Jahren schon zur Schule, nur wurden sie damals als «dumm» abgestempelt und für ihre natürlichen Defizite bestraft. Heute sollen sie spezifische Förderung durch Fachkräfte erhalten und ernst genommen werden.
Integration erfordert angepasste Unterrichtsmethoden und Veränderungen im Schulsystem. Statt die Integration zu verteufeln, sollten wir sie als wichtiges Werkzeug schätzen.
Von den bürgerlichen Parteien erwarte ich, dass sie sich diesem Diskurs stellen. Heute tragen im Kanton viele Schaffhauser Schulen das Integrationskonzept selbst. Die Stadt erarbeitet zurzeit ein neues schulisches Konzept, denn sie kann den gesellschaftlichen Bedürfnissen mit der heutigen Methodik nicht mehr begegnen. Es ist wichtig, dass der Kanton schnellstmöglich mit einem guten Konzept nachzieht. Auch ein Kind mit Migrationshintergrund oder Lernschwäche hat viele Stärken und soll einen Platz in einer Regelklasse erhalten dürfen, damit es auch einen Platz in der Gesellschaft erhalten kann.
Aus diesem Grund muss die Schule die Legimitation erhalten, den integrativen Weg zu beschreiten, die Schule integrativ zu denken und neu zu konzipieren.