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Umwelt
03.06.2025

Wenn Müll Leben kostet – der tragische Tod einer Leitkuh

India – Leitkuh, Ruhepol, Seele der Herde.
India – Leitkuh, Ruhepol, Seele der Herde. Bild: Angi Pfeiffer
Abfall, der in der Natur landet, ist nicht nur schädlich für Pflanzen, sondern kann für Tiere einen schmerzhaften Tod bedeuten.

Was für viele nur ein achtlos weggeworfenes Stück Abfall ist, kann für Tiere – insbesondere für Kühe – tödlich enden. Vor allem Metallteile, etwa von Getränkedosen, werden durch Mähwerke zerschnitten und gelangen so ins Futter. Kühe nehmen beim Grasen grosse Mengen Futter auf, ohne sorgfältig zu selektieren – Fremdkörper landen schnell im Verdauungssystem. Im schlimmsten Fall bohren sich diese durch die Magenwand, verursachen schwere Entzündungen und führen letztlich zum Tod.

 

Der erste Sommer ohne India

Unsere Leitkuh India musste diesen schmerzhaften Tod sterben. India war eine stattliche Simmentaler Kuh mit warmherzigen und präsenten 850 Kilogramm Kuschelgewicht. Eine Leitkuh wie sie im Buche steht – ruhig, klar, authentisch. Sie kannte alle Wege, war das Bindeglied zwischen Mensch und Herde und führte unsere Tiere seit Jahren sicher auf die Alp. Doch plötzlich ging es ihr schlecht. Innerhalb weniger Tage war sie kaum wiederzuerkennen. Sie konnte kein Futter mehr selbstständig aufnehmen. Im Tierspital wurde ein schwerer Abszess im Magen festgestellt – ausgelöst durch einen Fremdkörper, vermutlich ein Stück Abfall. Ihre letzte Reise musste sie dort antreten. Ihr Verlust trifft nicht nur ihre Bauernfamilie uns als Älpler, sondern auch ihre Herde – sie hinterlässt eine riesige Lücke.

 

Ein unterschätztes Risiko

Jedes Jahr landen tonnenweise Abfälle in der Natur – achtlos aus dem Autofenster geworfen, beim Wandern liegengelassen oder beim Picknicken vergessen. Besonders entlang von Strassen, Waldrändern oder Wegrändern sammeln sich PET-Flaschen, Getränkedosen, Alufolie, Zigarettenstummel oder Glasscherben. Für viele kaum der Rede wert – für Tiere eine unsichtbare Falle mit tödlicher Wirkung. Für Bäuerinnen und Bauern bedeutet Littering nicht nur mehr Arbeit, sondern auch ständige Angst: Vor jeder Futterernte wird die Wiese kontrolliert, Müll eingesammelt – oft stundenlang. Denn was liegen bleibt, kann später mit der Maschine zerschnitten im Futter landen. Doch selbst bei aller Sorgfalt: Kleinste Teile bleiben manchmal unentdeckt. Und dann ist es ein Stück Aluminium oder Plastik, das das Leben eines Tieres beendet.

 

India war mehr als eine Kuh

Ihre sanfte, starke Art war einzigartig. Die Bauernfamilie hat mit ihr nicht nur ein wertvolles Zuchttier verloren, sondern ein Lebewesen, dass unser tägliches Leben mitgeprägt hat. Wer ihr begegnet ist, vergisst sie nicht. Auch in diesem Alpsommer wird ihr Platz im Stall ihren Namen tragen. In stiller Erinnerung.

 

Willst du ein stiller Held sein?

Wenn du das nächste Mal an einer Wiese, am Waldrand oder sonst wo in der Natur unterwegs bist und Müll entdeckst: Bitte lass Spuren des Respekts zurück. Nimm ihn mit. Tu es für India. Für all die anderen Tiere. Für ein kleines bisschen mehr Achtsamkeit in dieser Welt. Denn wer hinschaut und handelt, statt wegzusehen, ist ein stiller Held – und wird im Tierreich nie vergessen.

Was tun bei Müll in der Natur?

  • Müll immer mitnehmen – auch kleine Reste
  • Beim Spazieren, Wandern oder Picknicken: Umgebung kontrollieren
  • Müllsammelaktionen unterstützen oder ins Leben rufen
  • Augen offen halten und andere freundlich aufklären
Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Angi Pfeiffer