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Gesellschaft
28.05.2025

Landfrauen – Mehr als Kuchen backen

Andrea Keller.
Andrea Keller. Bild: zVg.
Starke Frauen zwischen Tradition und Moderne.

Wenn Sie an «Landfrauen» denken – was fällt Ihnen als Erstes ein? Vielleicht Bilder von Frauen in Schürzen, die duftenden Apfelkuchen aus dem Ofen holen oder liebevoll Marmeladengläser beschriften. Ein bisschen Nostalgie, ein bisschen Tradition, ein bisschen Dorfidylle. Aber wir Landfrauen sind längst mehr als das. Wir sind Macherinnen, Netzwerkerinnen, Unternehmerinnen, Pflegerinnen, Pädagoginnen, Handwerkerinnen, Vordenkerinnen – oft alles in einer Person. Wir stehen mit beiden Beinen fest im Leben, kennen unsere Wurzeln und blicken gleichzeitig offen in die Zukunft.

 

Tradition mit Weitblick

Natürlich gehört das Kuchenbacken dazu – und ja, viele von uns können das wirklich gut. Aber es wäre ein grosser Fehler, uns darauf zu reduzieren. Die moderne Landfrau ist eine Frau, die Verantwortung trägt – für Familie, Hof, Dorf und Gesellschaft. Sie organisiert Dorffeste, engagiert sich im Gemeinderat, hält Vorträge über gesunde Ernährung, begleitet Pflegebedürftige oder hilft jungen Menschen das Leben auf dem Land näherzubringen. Sie ist nicht nur Bewahrerin von Wissen, sondern auch Gestalterin von Zukunft.

 

Ehrenamt mit Herz

Viele von uns engagieren sich neben Familie und Beruf noch ehrenamtlich – und das mit einer Selbstverständlichkeit, die oft übersehen wird. Wer stellt sich beim Dorffest freiwillig hinter die Theke? Wer organisiert Vorlesestunden für Kinder? Wer pflegt die Blumenkästen am Dorfplatz?

Es sind die Landfrauen – Frauen, die nicht fragen: «Was bringt mir das?», sondern: «Was braucht unser Dorf?»

 

Bildung und Weiterentwicklung

Was viele nicht wissen: Der Landfrauenverband ist einer der grössten Frauendachvebände der Schweiz und somit ein wichtiger Bildungsanbieter für Frauen im ländlichen Raum. Die Themen reichen von Betriebsführung über Ernährung und Gesundheit bis hin zu Persönlichkeitsentwicklung. Wir tauschen uns aus über faire Arbeitsbedingungen, Inklusion, Umwelt- und Klimaschutz. Wir hinterfragen Rollenbilder, lernen Neues und geben Wissen weiter – von Generation zu Generation. Landfrauenbildung stärkt Frauen darin, ihren eigenen Weg zu gehen – mit Wissen, Selbstvertrauen und Mut.

 

Zwischen Melkstand und Meetings

Einige von uns führen landwirtschaftliche Betriebe oder sind mitverantwortlich für deren Erfolg. Sie schreiben Rechnungen, kalkulieren Futterkosten, führen Personal, dokumentieren Tierwohlstandards, planen Investitionen. Und das oft parallel zum Wickeln, Kochen, Korrigieren von Hausaufgaben und Pflege von Angehörigen. Wir reden nicht nur über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – wir leben sie. Jeden Tag, ohne Pause, mit grossem Engagement und oft mit wenig Anerkennung.

 

Landfrauen sind Zukunftsgestalterinnen

Das Leben auf dem Land verändert sich. Digitalisierung, Strukturwandel, Klimakrise – all das betrifft uns direkt. Und wir Landfrauen? Wir reden mit, wenn es um das zukünftige Leben auf dem Land oder der Familienfreundlichkeit geht. Wir fordern gute Bildungsangebote und faire Bedingungen für Frauen im ländlichen Raum. Wir bauen Netzwerke, stärken uns gegenseitig – nicht gegen die Männer, sondern für eine gemeinsame Zukunft.

 

Zeit, das Bild zu ändern

Es wird Zeit, dass sich das Bild der Landfrau in den Köpfen der Menschen wandelt. Weg vom Klischee – hin zur Realität. Denn wer nur den Kuchen sieht, verpasst die starke Frau dahinter. Die, die weiss, wie man ein Garten pflegt, einen Haushalt organisiert, Kinder grosszieht, den Betrieb durch eine Krise steuert, ein Ehrenamt führt – und trotzdem noch Zeit findet, für andere da zu sein.

 

Ein kleiner Wunsch zum Schluss

Wenn Sie das nächste Mal von Landfrauen hören, denken Sie bitte weiter. Denken Sie an Engagement, Kraft, Wissen, Empathie und Mut.

Und wenn Sie selbst eine Landfrau sind: Danke, dass Sie da sind. Die Welt braucht Frauen wie Sie.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Andrea Keller