Er ist nicht nur in Schaffhausen heimatberechtigt, sondern durch und durch Schaffhauser. Zudem ist er von der Haarspitze bis zum Zeh ein Vollblutpolitiker, dem das Wohl der Region am Herzen liegt. Das stellt der 67-jährige Raphaël Rohner (FDP) stets unter Beweis. Von 2013 bis 2016 war er Baureferent und in den beiden darauffolgenden Legislaturen, 2017 bis 2024, stand er dem Bildungsreferat vor. Die Stadt vertrat der Politiker zudem im Verwaltungsrat (VR) der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG (URh). Der siebenköpfige VR wird unter anderem von einem kantonalen Vertreter, einem Delegierten aus dem Thurgau und einer Konstanz Stadtvertretung besetzt. Da Rohner aber nicht mehr für eine weitere Legislatur im Stadtrat angetreten ist, kann er auch nicht weiter im VR der URh bleiben. Mit ihm führte der «Bock» in der Geschäftsstelle der Schifffahrtsgesellschaft, gegenüber des Güterhofs, ein Interview durch.
«Bock»: Welches ist Ihre Lieblingsroute mit der URh?
Raphaël Rohner: Meine Lieblingsstrecke führt von Stein am Rhein über die Insel Reichenau bis nach Gottlieben. Warum das so ist, kann ich erklären. Die Reichenau ist kulturhistorisch von höchster Bedeutung und für viele Menschen zudem ein Kraftort. Sie ist geprägt von einer besonderen Situation, den romanischen Kirchen in Unter-, Mittel- und Oberzell. Das finde ich sehr stark. Optisch gesehen ist die Insel zudem ein Bindeglied zwischen dem Untersee und dem Rhein.
Und welche Schifffahrt war ihre längste?
Rohner: Als Kind durfte ich einmal im Jahr, während den Sommerferien, mit meiner Oma auf eine Schifffahrt. Diese führte jeweils von Schaffhausen nach Kreuzlingen und retour. Diese sieben Stunden fühlten sich als Kind sehr lang an. Ich fand es aber stets etwas ganz Faszinierendes. Nicht jeder hatte die Möglichkeit, so etwas zu erleben. Vermutlich wurde da der Grundstein für meine Leidenschaft zur URh gelegt.
Was bedeutet für Sie die URh?
Rohner: Der Stadt Schaffhausen gehören 10,8 Prozent des URh Aktienkapitals. Ab 2013 war ich dann der offizielle Vertreter der Kantonshauptstadt. Diese Aufgabe habe ich sehr gerne gemacht. Für mich ist die URh auf Rhein und See ein ganz wichtiger touristischer Pfeiler für die ganze Region.
Nun zu Ihrer Tätigkeit im VR der URh: Welche Projekte gingen Sie an?
Rohner: Zu Beginn meiner Amtszeit erarbeiteten wir 2014/15 in einem anspruchsvollen finanziellen Umfeld eine neue Strategie, mit Überarbeitung im 2022. Sie ist ein wichtiges Führungsinstrument und Ergebnis der gemeinsamen Arbeit des gesamten VR mit der Geschäftsleitung unter Remo Rey. Der Fokus lag primär bei den Themen Sanierung und Stärkung der finanziellen Grundlage, Kooperationen und schliesslich die Flottenplanung mit Dekarbonisierung. Letzteres soll in den kommenden Jahren Schritt um Schritt umgesetzt werden. Unsere Flotte wird laufend noch ‹flotter› gemacht. Bei einem Teil ist die neue Gestaltung der Inneneinrichtung bereits umgesetzt.
Weitere Umsetzungen?
Rohner: Im Bereich Infrastruktur war es uns möglich in Kooperation mit der Stadt Stein am Rhein eine Verkaufsstelle in der «Suumetzg» einzurichten. Das ist wahrlich ein schöner und attraktiver Standort. Dann war da noch der Entscheid vom VR, die Werft zu sanieren. Ich habe ihn gerne mitgetragen. Die Mitarbeitenden, welche im Sommer auf den Kursschiffen tätig sind, arbeiten den Winter hindurch als Handwerker und übernehmen einen grossen Teil der Reparaturen und Erneuerungen. Die finanziellen Lücken, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, haben den VR ebenfalls sehr beschäftigt. Diese versuchten wir durch Unterstützung von Kanton und Bund zu schmälern. Wir haben uns zudem der Überarbeitung des Angebots für unsere Gäste angenommen. Werbung kann noch so gut sein, wirkt aber nur teils, wenn das Angebot in der Umsetzung nicht stimmt. In einem sehr anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld, vor allem in Bezug auf den starken Franken, ist es uns gemeinsam – VR mit Geschäftsleitung (GL) – gelungen, ein attraktives Angebot auch für Familien, Velofahrer und Geniesser auf die Beine zu stellen, um uns besser im Untersee zu positionieren. Da es trotz dem Druck, der auf allen Schifffahrtsgesellschaften lastet, ein Miteinander und nicht Gegeneinander sein soll, bin ich froh, dass wir im Verwaltungsrat eine Vertretung aus Konstanz haben, die gleichzeitig Vorsitzender der Bodensee Schifffahrtsbetriebe ist.
Auf was legten Sie bei den Entscheidungen einen besonderen Wert?
Rohner: Projekte können und sollen nur in Angriff genommen werden, wenn sie in die Finanzplanung passen. Am Schluss muss es sich auch rechnen. Als wirtschaftlich agierender Mensch, ist diese Denkweise für mich ganz zentral. In dieser Branche sucht man das grosse Geld vergebens. Aber das ist auch nicht das Ziel. Abgesehen von wenigen Ausnahmen trifft das auf sämtliche Anbieter auf Schweizer Flüssen und Seen zu. Ich glaube, dass es uns allen einfach wichtig sein muss, solch ein Angebot, wie das der URh, wertzuschätzen. Mein Herz schlägt für die URh. Das kann ich stolz sagen.
Bleiben Sie in irgendeiner Weise der URh erhalten?
Rohner: Die URh werde ich sicher nicht nur aus der Ferne beobachten. Es ist mir ein Anliegen die Schifffahrtsgesellschaft in einer Form zu unterstützen. Es ist als Schaffhauser fast schon üblich, ein bis zwei Aktien davon zu erwerben. Wie viele es bei mir sein werden, lasse ich an dieser Stelle offen. Damit soll einfach meine Sympathie zum Ausdruck gebracht werden.
Ihr Wissen ist sicherlich von grossem Wert. Sind Einsätze auf Mandatsbasis realistisch?
Rohner: Normalerweise ist das unüblich. Schlussendlich kommt es darauf an, ob man mich darauf anspricht. Zur Verfügung würde ich stehen, auch wenn es weniger realistisch ist.